Der Kinematograph (January 1917)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Der Kineiratograph — Düsseldorf. No. 525 denn nach wie vor haben die Filmfabriken noch kein In¬ teresse an einer gleichzeitig mit dem Film hcrausgehenden Musik. Es ist aber inzwischen wahr geworden, dass die Art dieser Filme sich auf künstlerischem Boden bewegt und infolgedessen vervielfachte sich die Arbeit des Kino¬ musikers. Spezialfilme aller Art. Märehenspiele, Ballett¬ filme. Filme aus bestimmten Milieus und aus bestimmten Völkersagen, kurze fast gar nicht, lange aber desto regel¬ mässiger, beherrschen den Spielplan und sie verlangen völlig veränderte Prinzipien hinsichtlich der Begleitung. Die Besitzer der Theater sind auch in diesem Punkte jetzt informiert und die Phantasiebegleitung hat aufgehört Sie lässt sieh nicht mehr in Anwendung bringen, weil sie keine gutgläubigen Zuhörer mehr findet Was dem Kinomusiker neben sicherem Blick und geschultem Geschmack vonnöten ist. «las ist ein grosses Archiv. Besitzt er dieses nicht, dann kann er sieh auch im Licht spielhause nicht behaupten. Um nur ein Beispiel zu geben, wie gross «las Interesse der Theaterbesitzer an der Filmmusik geworden ist. folgendes: Die ersten Auf¬ führungen «1er grossen Filme gehen lx-i Anwesenheit aller Direktoren vor sich, die diese Filme erwerben wollen. Und sie wetteifern, die geholte Begleitmusik für ihre Kapellen zu besitzen. Erwerben lässt sieh die Begleit musik zwar nicht, wohl aber ihre Zusammenstellung, und diese wir«! dem Kapclln eister eir.gchärdigt Selten la-sitzt «•r die sämtlichen Stücke im Archiv, und will «-r siel! aicht blamieren, dann muss er sie eben herbeischaffen. Anderer¬ seits ist er wieder der Mülie enthoben, eil e i ere Zusammen Stellung der Filmmusik auszuarbeiten Jedenfalls abei ist zu ersehen, wie ganz anders heute die Kinomusik gewertet wird. Wer etwa heute sieh damit hilft. Fasaa-den ars Opern von Puceini. Meyerbeer und Verdi dem Film zu- unte legen, passt wohl für ein kleii cs Pr« vinzkir.o. i • ht aber für ein modernes Lichtspielhaus Der Kpiclplan hat sieh gründlieh geändert uiul infolge dessen auch das Tätigkeitsfeld «les Kironnsiki-is Inner¬ halb einer Spielplanfolge erscheint jetzt nur der Wochen¬ bericht. ferner ein zwei- bis «lreiaktigts Lustspiel ui d schliesslich das Zugstück auf «l«»r Leinwand. Der W«x*hen- bericht bedarf keiner musikalischen Begleitmusik und sie wird auch vom Publikum «lahci gar nicht verlangt. Das Lustspiel macht die Begleitmusik nicht allzu kompliziert. und mit Rücksicht auf das Hauptdrama gestatten die Theaterbesitzer heute schon in vielen Fällen, «lass nur ein Teil der Kinokapelle, oft auch bloss der Pianist, «lie Be¬ gleitmusik ausführt. Dann aber folgt angestrengte Arbeit von oft mehr als einer Stunde und da heisst es. sieh dem modernen Empfinden anzupassen. Berlin ist ja nicht immer vorbildlich, was Kunstdarbietur.gen betrifft Mit Bezug auf die Lichtspielhauskapellen alter darf sein Bei¬ spiel schon gelten. Denn gerade in Berlin haben sich «lie Verhältnisse so gründlich geändert, dass die führenden Lichtspielhäuser und ihre Einrichtungen allenthalben in der Provinz rasche Nachahmung finden. Uns interessiert ja bloss das Musikalische. Aber trotzdem muss gesagt werden, «lass ifuch dieses Musikalische nur dadurch vor bildlich werden konnte, weil das riesige Angebot von Ma¬ kern «ler besten Qualität die Vorbildlichkeit geradezu förderte So ist es denn gekommen, dass der Ensemhlekaju ll meist er nicht mehr derjenige ist, den man zum Leiter einer Kinokapelle ausersieht Falls er alter eine Salonkapelh geleitet hat. dann möge er beachten, dass diese ehemalig« Tätigkeit bloss «li«- nebensächlichere ist. Dir Kapellmeister findet nach all den Nöten und Stürmen einer Praxis im Konzert kaffeehaus jetzt sorgenfreie, befriedigende und angenehme Tätigkeit im Lichtspielhaus; er versäume nicht sich für das Lieluspielhaus und seine Bedürfnisse zu in¬ teressieren. Bewirbt er sieh also um einen solchen Pcts < i dann führe er auch alles an. was «r <!«-. Schule, den Kon servatorium. dtn künsi 'et ischen Wegen, die er lernend un«l ausübend durchwanderte, zu verdanken hat Be sonders wir«! man ihn bevorzugen, wenn eine Tätigkeit im Theateron-hester Garantien bit tet. «lass er ai eh «li«- Opern literaiur beherrscht. W.e er sieh «lai.n in «ler Praxis 1 h-- i, imint. ist ja Sache seit er rasch«n Auffassung und Sache seiner Kein mis der gesan n-n MtsiUit«-.au v Die Haupt morrrnte blcss sollen hier argedeetet wt.den und die Gesichtspunkte. umer denen die Besetzung der Oreht-ster- leiterkapellen im Licht«piethans erfolgt. Es ist weiter wichtig, zu beachten, wie rasch sieh die Frage der Besetzung im Kineorehester geändert hat. Selbst lx-i einer Besetzung von zwölf Herren spielten das S«-hlag- nug und die- Bleohitstrutrente die geringe- «• Rolle :rn Liehtspielhai > Vieln ehr verlangt die An der Musik eite sorgfältige Auswahl der Geiger. Cellisten, Pianisten Holzbläser esw Man hat sieh nämlich daran gewöhm jede ncK-h so ungewohnte Klangwirkung im Kinotheater als bestehend hinzunehnen. wenn nur «liese Klangwirkung recht diskret und angenehm wirk'. l>as Ohr des Zuschauer- im Kino ist in «liesc-ra Punkte foitsehriuSicher gewe « i wie das Ohr «le> Musikers, der an Kaffeehauseffekt«- gewöhnt ist Alter schon eine kurze Tätigkeit im Lichtspielhaus** wird ihn davon überzeugen, dass es untröglieh ist. dies« alten, dies** kräftig« n Effekte im Kino lange zu ertragen Nicht nur das Ohr. das ganz«* Nervensystem «les Musiker¬ würde dabei zugrunde gehen Hingegen ist es wieder die «liskrete Art «ler Musik im Kilo, es ist «las känstleriscl gesiebte Vortragsmat eria I. bei dem «ler Musiker Gelegen heit findet, sieh für grössere Aufgaben und für höhere Ziele zu schonen und zu erhalten. Was im Lichtspielhaus Nachteiliges für den Musiker etwa ist. «las wird durch «io Vorteile aufgehoben, und daher sei «len Musikern auch empfohlen, sieh für die Neuerungen und für die neuen Verhältnisse der Kinomusik zu interessieren. Der Leidtragende. Drei nachdenkliche Geschichten aus Helmut Schwarzsehers Notizbuch. Der erste Teil spielt in Berlin in einem eleganten Empfangszimmer. Wir — das ist ein junger Filmfabrikant und ich — wir sitzen in bequemen Ledersesseln und rauchen Zigaretten, Steuerklasse 1 f. Der Produzent spricht, und ich höre zu. Ein Klagelied wird angestimmt, gegen das die Gesänge des alten Hiob versinken. Der Fabrikant — so wird mir nachgewiesen — ist immer der Leidtragende, er hat den meisten Aerger. das grösste Risiko, die geringste Absatzmöglichkeit, er erhält den niedrigsten Preis, «lie schlechtesten Zahlungsbedingungen. Er soll Ausstartungs stücke produzieren und aus jeder zweiten Szene eine Sen¬ sation m«hen, dann aber soll das Meter i.ur eine Mark kosten und jeder Monopolkäufer will eine Kopie für halb Deutschland haben. Den Kaufpreis möchte er aktweise entrichten. Zensurvorbehalten hier. un*l Ausschnitte da. Der möchte eine halbe Szene grün viragiert haben, jener wünscht aus vier Akten sechs und den zweiten als vierten umgestellt. Demnächst verlangen die Ver leiher noch eine andere Haarfrisur der Hauptheldin oder aber eine Kaution, die ihnen 300 Prozent Reingewinn