Der Kinematograph (January 1917)

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Der Kinematograph — Düsseldorf. No. 5-5. Es ist ein Arzt, in dessen Klinik die junge Frau ge¬ bracht wird, als sie bei einer Feuersbrunst das Kind, jenes Mädchens ihres Mannes Kind aus dem er stickenden Qualm rettet. Ihren Schwur hat Renate vergessen, was trilt ihr noch jener Manu, der sie be trog, was gilt er ihr jetzt, wo neue Liebe in ihrem Her zen aufkeimt, Und der Arzt und Renate werden ein Paar. Aber die alte Frau hat ihren Sohn nicht ver gessen. sie lässt nicht ab. sie an den Schwur zu er innern. Als die beiden das Brautgemach betreten, leuchtet ihnen von der Wand das grosse Bildnis des Erschlagenen entgegen. Entsetzen erfasst den Arzt. er, er. war ja der Mann in jener Nacht. Rabenau hatte ihm sein Mädchen verführt und die Tat der Verlasse neu hatte er gesühnt. Nun scheidet er selbst freiwillig aus dem Leben, das ihm keine Freude mehr zu bieten ♦nnag. An dem Stück interessiert uns am meisten der Charakter Renates. Dieses junge Weib, das fähig ist. aus tiefstem Herzen zu hassen, einen Menschen zu hassen, den sie nicht einmal kennt, sie verwischt diesen Hass, als sie erfährt, wie sie betrogen ward, und lässt aus Liebe zu dem anderen alle Rache gedanken schwinden Aber als sie nun erfährt, dass gerade dieser Mann ihr den (ö-mahl rauhte, da bricht von neuem das alte Rachegefühl hervor. Urd sie ist es, die ihrem zweiten Mann den Revolver in die Hand drückt. Hella Moja gestaltet die Rolle so latürlich und verständlich, dass uns der t'harakter gross er scheint. Neben ihr ist alles nur Staffage, obwohl samt liehe Personen gut besetzt sind. So Maguue Stiftei als Arzt und Frau v. Palen als fanatischer Mutter. Besonders aber Herr Connard als alter irrsinniger Ar liier. «1er Vater des Rarmädchens, schuf eine Charak terstudie. Otto Ripperts Regie war. wie immer, sfil echt und zaulierte viele schöne Bilder vor unsere Augen. ; William Kahn ist hei sciuem vierten ,,Fa.l“ ange¬ langt, in dem wieder der Kriminalrat Anheim seine Fähigkeiten, unheimliche Geschichten aufzuklären, leuchten lassen kann. ..Der Fall Routt (Mendel ä Co. Film) verdient die Bezeichnung „unheimlich** in vollstem Maße, denn schon wie der Mord, um den sieh das Stück abspielt, überhaupt nur bekannt wird, ist gruselich. Da hat ein Professor der Astronomie einen Apparat für Fernphotographie erfunden. Abei statt der Sterne am Himmelszelt zeigt die Platte den Kampf zweier Männer. Wie nun soll Anheim, wo der Apparat vom Nachtwind Hingerissen war. aus dem Häusermeer der Weltstadt herausfinden. wo der. Kampf stattgefunden hat. Doch wir wissen ja, Kahn will sagen Rat Anheim ist ein tüchtiger Kopf. Auf dem Bilde ist ganz zart ein Sehrank sichtbar, und der wird der Anhaltspunkt. Der Lieferant ist bald ge fanden, aber nicht so schnell «tie Lösung. Alle mög liehen Leute kommen und bringen sieh selbst in Ver dacht, und der Zuschauer zermartert sein Hirn; aber bis zum letzten Augenblick weiss man beim besten Willen nicht, wer der Täter war. Die Lösung, die hier förmlich eine Erlösung ist. wirkt frappierend- Sie verdient zum mindesten di«* Bezeichnung raffiniert geschickt. In das Ganze spielen eine Geldgeschichte, eine frühere Verfehlung imci selbstverständlich fehlt ein Liebespaar nicht. Kahn wendet allerlei Feinheiten an, die ein«*s guten Geschmackes nicht entbehren, und auch manchmal einen humoristischen Unterton haben. So wird es in den verstehenden Kreisen amüsieren, dass Kahn als Möbellieferanten die Person, die fast allen Filnifabrikanten als solcher bekannt ist. und dessen Räumlichkeiten auf das Bild bringt In der Darstellung finden Wir Mogens Enger zum ersten Mali' als Anheim. Ihm ist iusserzte Ruhe im Spiel nachzurühmen, die Vorbedingung für einen jeden De tektiv. Dann Bruno Zmner. den allzeit vornehm- !, •lenkenden Künstler und eine neue Erscheinung, Frau lein Rahe! Sansara. die nier die Tochter Routts zu geben hat. Die junge Dame ist meines Wissens «*ine Schülerin von Rita Sacchetto. Sie verfügt iilier -*ii; ausdrucksvolles Mienenspiel, eine schlanke, biegsam- Figur und das Gesicht ist sehr hübsch. In kleineren Rollen wirkten die Herren Dr. Czempin. Pittschaii Ludwig und Piek. Andere Wege hatte der Kollege Anheims, näm lieh Harry Higgs. in dem neuesten Meinen Film „Das Mysterium des Schlosses Clan den' zu gehen. Aus einem kleinen Anhaltspunkt, dass nämlich eine altägyptisehe Figur, die der Lord Clauden von einem Inder gekauft hat, uud die aus der grossen Kisi« spurlos verschwunden ist. entwickelt sich ein für den Zuschauer so erregender Verlauf, dass inan von der so berühmten atemlosen Spannung von Anfang bis zun Ende zu berichten hat. De - Lord wird eines Tag**> liewusstlos in seinem Zitnnie - aufgefunden. Erst nach und nach erholt er sich, ein Schlaganfall hat ilui ge lähint und der Sprache beraubt, ^pr durch die Schul: kann er sich verständlich machen. Er will sein An wesen verkaufen, sem Ge.d von der Bank abheben und mit seiner Tochter d«*n sonnigen Süden aufsuchen. Sein Wunsch würde auch i i Erfüllung gehen, wenn nicht Harry Higgs wäre. Der hat wieder mal einen Fall, der ihn interessiert, l'nd er de« k den gan zei Schwindel auf. Der kranke Lord ist gar nicht der Lord, sondern in täuschend ähnlicher Maske William Voss, nit dem der berühmte Detektiv schon so man «•heil Kampf ausgefoch'en hat. Der wahre Lord ist von dem Betrüger in Gewahrsam gehalten. Voss erklärt sich für besiegt und gibt den Kampf auf. Ob für immer? Das wird der nächste Harry Higgs-Film zeigen. Wieder sind bei diesem Film alle di«* Vorzüge Meinertscher Regiekunst offenbar. Sehon das Bu«*h, das zwei Verfasser, nämlich Bauer und Meinert hat. zeigt seine geschickte Hand, die <li<* Handlung sich steigernd entwickeln lässt, und die Komplikationen schafft, vor denen das Publikum fi<* ben«l und ratlos steht. Und daqn die Inszenierung, bei der. selbst wenn man möchte, nichts auszusetzen ist Es is* eben da alles bedacht und durchweht von «*cht künstlerischer Luft. Ebenso r.-izi die Darstellung Mierendorff ist der sichere. Schritt nach Schritt ar beitende Detektiv. Leopold Rauer, ein Geni«* in Maske machen, der abgefeimteste Gauner mit d«*m Talent jeder Situation sich anpassen zu können, endlich Kit.» flermont als sympathisch spielende gut aussehende Tochter des Lords, den selbstverständlich Bauer eben falls spielt. Der ..Tauentzien-Palast'' war «*rdrü«*kend voll, er hatte nicht nur seinen grossen. sond«*rn seinen sehr grossen Abend. Vorauf ging ein Lustspiel „G a u g r ä f i r Fiffi' (Lux-Film). Der Film wurde sehr belacht. Er baut sich auf einem übermütigen Streich auf. Fiffi ist tli- Braut des feschen Grafen Alex v. Böller. In Klein Spiessingen erwartet man die Gaugräfin. Die all• Dame erleidet mit ihrem'Gefährt ein«*n Unfall. Just zur Zeit, allwo man sie erwartet, trifft Fiffi dort ein und die Bürgerschaft bereitet ihr d«*n ehrenvollsten Empfang, den man sich nur denken kann. Mit Pauken und verstimmten Trompeten. Und Fiffi spielt die Gau gräfin auf ihre eigene Art. Sie trinkt sich einen Schwips an. wird beobachtet, wie sie ein Stelldichein mit Alex ahhält. und was inehr der tollen Dinge sind Schliesslich erscheint die rechte Gaugräfin und Fiffi verduftet. — Die Verfasserin Eddi Beuth hat depi Regisseur Eugen Burg reichlich Gelegenheit gegeben.