Der Kinematograph (January 1917)

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No. 525. I>er Kinematograph Düsseldorf hübsch** Einfälle anzubringen, besonders hübsehe. da. wo er karikierte von den s > essigen Klein Spies singern anbringen konnte. Den Film beherrscht das froh-fröhliche Spiel R**<1 Orla>. dieses lebendig ge wordenen Sprühteufels. Von d*n sonst noch Mitwir kenden sind zu erwähnen Enmw Wvda. Gustav Bolz. Curt Busch und Sigmund Asche ihaeh. Der ..Mozartsaal" sah am N.ittag des allwöchent¬ lichen Premierentages ein geladenes Publikum, das mit Ergriffenheit den Vorgängen eines neuen Films folgte. Er heisst ..Friedrich Werders Sen düng" und ist von dem bekannten Romanschriftsteller Han» Land verfasst. Fabrikant,.> ist die Lloyd Film Gesellschaft, Monopolinhaberin die „Flora-Film Gesell¬ schaft". Land hat da- Stück nach seinem im ..Her liner Tageblatt'* und in anderen grossen Tageszei¬ tungen veröffentlichten Roman gleichen Namens ge¬ arbeitet. Der Inhalt ist kurz folgender: Friedrich Wer¬ der ist von einem Professor der Phrenologie als Kind angenommen und erzogen worden, hr wurde des Leh rens bester Schüler und dann dessen Schwiegersohn, l'nd als der Meister starb auch sein Nachfolger, geehrt in der Gelehrtenwelt und geliebt von seinen Studenten. Aber der gute Alte hat ein versiegeltes Pak<-t hinter lassen, das Friedrieh Werder erst öffnen soll, wenn er Vater eines Sohnes geworden ist. Der Mann, der die Dokumente in Verwahrung hat, war ein*t mit der Gattin Friedrich Werders verlobt. Fnd sie gebar d**n Sohn, aber jener Mann gab das Paket nicht. Der Knabe wuchs heran, und seine l narten machten den Eltern viel Verdruss. Er wurde aus der Schule gewie¬ sen. kam in eine strenge Pension, aber, als wenn ein Fluch auf dem jungen Menschen ruhte, er sank immer tiefer und tiefer. Die Mutter war aus Gram gestorben, sie hatte Kenntnis von dem Inhalt dessen erhalten, was ihr Vater niedergeschrieben hatte. Und nun er¬ fährt es auch Friedrich Werder. Er. den schon immer quälende Gedanken über seine Herkunft be schäftigten, liest, dass sein Vater ein Mörder gewesen ist, der im Zuchthaus endete. Das Bild seines Vaters es ist auch das Bild seines Sohnes! Noch einmal nimmt er den Zerlumpten auf, und flosst ihm selbst das erlösende Gift ein. Und dann gebt er der Gerech tigkeit entgegen, seine Sendung ist vollbracht! Man soll nicht bei Kunstwerker von Stimmung sprechen, aber hier findet man keinen treffenderen Ausdruck. Es liegt über dem Ganzen der bezwingen¬ de Zauber eines tiefen, ethischen Gedankens. %ier uns au» dem Innersten heraus erschüttert und rer uns von dem Werke nachdenklich und ergriffen scheiden lässt. Das nicht nur mit dem Verstand, mehr noch mit dem Herzen geschriebene Buch fand eine szenische und darstellerische Ausschöpfung sondergleichen. Otto Rippert fügt seinen Erfolgen vielleicht einen seiner Haupttrümpfe bei. Das immer mehr über den Helden hereinbrechende Unglück spiegelt sieh nicht allein in dessen Spiel wider, auch auf der ganzen Umgehung lastet der-'sicher daherschreitende l utergang. Herr de Vogt vom Kgl. Schauspielhaus, trat mit der Titel rolle zum ersten Male.in einer grossen Aufgabe vor das Publikum. Sein Erfolg war stark. Er scheint eine Persönlichkeit zu sein. Ihm gelang der Ausdruck des nach seiner Herkunft verzweifelt Suchenden ausserordentlich, und das Zeichen des unglücklichen Menschen und Vaters iag über ihm. Eine Leistung von überzeugender Kraft war der verkommen*? Sohn, dem Theodor Loos seine grosse Künstlerschaft lieh. Wie aus dem leichtsinnigen jungen Menschen der Zucht hausier wird, und wie er dann gebrochen an Leib und Seele, noch einmal als Bittender zum Vater kommt, er. der unter dem Zwange der Vererbung nur handelte, wirkte erschütternd. Eva Speyer, die immer syinpa thische Schauspielerin, gab die jungt- Frau Der aussei gewöhnliche Schönheiten schaffenden Photographie muss noch besonderes Loh gezollt werden. „In den Kralen d ** r Ochrana“, Enthülluu gen aus den Akte] der Warschauer Geheimpolizei, nennt sich das 6 Akte umfassende Drama, das fast den ganzen Spiclplan des ..Mozartsaal" umfasst (Union-Film). Wieder dürfen wir einen Blick tun n di** zum Glück nun wohl für immer verschwundenen traurigen Zustand* in der russischen Geheimpolizei Di«* glühende Vaterlandsliebe der Jungpolen könnt** selbst durch die Grausamkeit der russischen Macht haber nicht unterdrückt werden. Aus den selhstsüch tigsten Motiven heraus verfolgt d**r Leiter der politi sehen Polizei, Proriezow.den jungen Studenten Wladek, der de» Sieg über ihn in <l**r Liebe der Gutsbesitzers toehter Halina davongetragen hat. Aber auch da?« schöne Mädchen muss hinter den dunklen Masern d**r Zitadelle schmachten. Immer wieder will er sie be tören, aber immer wieder weist sie sein«* Zumutungen, durch ihre I.icbe den Bräutigam retten zu können, zurück. Gewaltiger und gewaltiger reift in ihr der Plan, bis »ie eines Tages sich bereit erklärt, für di** Freiheit des Geliebten die Gattin des anderen zu werden. Und als sie von ihm d : « ersten Liebesbeteu«* rungeri erdulden muss, trifft ihn ihr** wohlgezielte Kugel. Das Liebespaar ist frei und sehliesst sieh zum Kampf gegen die Unterdrücker der neu gebil*l<*t<*n Legion d«*r Jungpolen an. Wie eine Mahnung kling es uns aus diesen lebensvollen Vorgängen entgegen, und wie ein Aufatmen geht es durch die Zuschauer, wenn di** gemeine Tat gesühnt ist Die Inszenierung macht uns di** Vorgänge fast greifbar, und vor allen Dingen vermittelt der Film uns zwei darstellende Künstler von ganz besonderen Qualitäten. Es sind polnisch** Schauspieler. Der Darsteller des Leiters der Polizei ist eine prachtvolle Erscheinung und beherrscht sein«* grossen Mittel mit einer Virtuosität, die erstaunlich ist. Die Halina wird von einer jungen Schauspielerin gegeben, die eine Sylphidenfigur hat. deren Augen eine funkelnde Sprache reden. Es waren zwei Glanz Rüstungen, di«* auch mit offensichtlicher Anerken rnrng aufgenonunen wurden. Das Programm des ..Mozartsaal" bringt daun noch die neueste ..Messter- Woche“ und einen netten Scherz. den Trickfilm: das Chinesendrama „Jüekijoli (Messter-Film). Ludwig Anzengrubers „Der Me in e id I» a u e r“ ist nun auch verfilmt, und dieser Film erlebte im ...Marmorhaus** seine Uraufführung. (Hanewa* ker «V Scheler.) Der Inhalt des Stückes, auf das wir ja schon hingewiesen haben, führt uns eines der gewal tigsten Familiendramen vor. Ueber den Wert gerad** dieses seiner Dramen ist bei der Gesamtbetrachtung 1 1<*s Anzengruber'schen Schaffens viel gestritten wor d**n. Wir halten uns hier mit dem Filmdrama zu Im* fassen und müssen eingestehen. dass das Stück de- österreichischen Dichters so ausserordentlich viel Filmmässiges in sich hat. als war«* es für den Film erdacht. Die Ereignisse folgen, mit Wucht aufeinan der. Sie erregen und erschüttern und sie stempeln den Film zu einer Erscheinung, die ungewöhnlich ist. Di** Baucrngestalten finden eine geradezu überwälti¬ gende Darstellung. Allen voran Hermann Benke in der Titelrolle. Die Szene, in der er auf steinigem Pfade dahin geht, um das Mädchen, dem die ganze Licht; seines Sohnes gehört, zu sprechen, wird jedem, der sie gesehen, unvergesslich bleiben. Neben diesem her vorragenden Künstler ist Grete Lund ausgezeichnet.