Der Kinematograph (January 1917)

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Schauspielredner und Schauspielspieler. Eine waluhaft gute Idee soll jetzt an der Thestei- sohule <le« Wiener Konservatorium.* zur Aiisfidnutig und zur praktischen Anwendung kommen. Man will eine bestimmte Gattung von FUmaufnahmen. in den n voibild¬ liche Bewegungen grosser Darsteller enthalten sind, beim dramatischen Unterrichte voi wenden. Die gute Absicht verdient alle Anerkennung. A1 h-i die Au>führt ng der Idee erscheint recht überflüssige E* gibt kürzere. j»rak- tischere uiul vor allem es gibt Wege, die einfael er hihi billiger sind. Die Fachzeitschrift ..Der Kinematograph hat schon vor ungefähr sechs Jahren in einem Artikel ..Die Bewegungen de» Darstellers“, reichlieh Material g< - geben, um diese Wege- ersohlicssen zu helfen. Der Artikel enthielt auch diese obenerwähnte Idee. Wenn die lehren¬ den und zum Lehren berufenen Künstler und ihre Institute ein wenig mehr demokratisches Kunstempfinden bes£&-en. würden sie ihren Schülern das Naheliegende anralen. anstatt kostspielige Filmversuch-Sehulen einrichten zu wollen. Ich will nicht sagen, das es ein einfaches Verfahren wäre, die Kunst schüler einfach zu guten Filmen in irgend ein Kino zu schicken Solche Lehren zu geben, steht mir nicht an. Sie sind zu billig. Logische Ansichten und Denkresultate sollen im Zusammenhang mit der beabsichtigten Film-Theaterschule hier vorgelegt werden. Zur Einleitung diene eine Frage: Warum sollen die Schauspielschüler bemüht werden, sich in der Film-Theatcrschule gute Vorbilder anzusehen ? Man lasse sie doch einfach sich seihst ein Beispiel sein, man lasse sie vor dem Aufnahmeapparat spielen. Es wird ihnen nützlicher sein, sich selbst als schlechtes Bild zu sehen, als gute Vorbilder Nicht gerade auf die Weise, dass man wegen dieser Versuche teure Filme wertlos macht Vielmehr in der Art, dass man die jungen Darsteller nicht hindert, beruflich zu filmen. Inzwischen lässt sieh dann über die beabsichtigte Idee nochmals reden. Theater¬ sehulen. besonders solche, die einem grossen Lehrinstitute oder einem grossen Kunstinstitute angegliedert sind, sie sind ja leider genau so exklusiv, wie ihr Mutterinstitut selbst Es gehört zu den Vertragsverbreehen. zu den Ver¬ brechen gegen Sitte und Herkommen, würde das Mitglied eines solchen Institutes filn.schauspieltm Wie papieren solche Vorurteile sind, geht ja schon allein daraus hervor da» man voraussetzt, den Schülern genügend gute, ja sogar vorbildliche Schauspieler im Sehulfilm zeigen zu können. Also, trotz des Naserümpfens über Filmschau spieler ist man sicher. Verb.hier in genügender Anzahl Ik-sc haften zu können? Das ist nur möglich, weil zur Zeit Berlin die Stadt ist. in der die meisten Filmateliers bestehen. Wäre es ander«, wäre auch vieles anders. Doch davon ein andermal. Folgerichtig ist jedenfalls, dass aueh die be¬ deutendsten Theaterkunst-Soh>ilen in Berlin und in an deren Haupt Städten sind. Diese Gunst der Zufälligkeiten ist gerade von den Schulen, an denen Bühnenkünstler lu-rangehildei werden, gar nicht bemerkt worden Das ist recht schade — für die Kunst schüler. Aber die Schüler halten gerade in den Hauptstädten so mannigfache (ü-legen- heit. in den Kinotheatem zu sehen, wie ja eigentlich der vorbildliche Darsteller, sobald er im Film spielt, gar nicht im mindesten ein Vorbild für die B ii h n e ist. Denn die Bühne ist heute kein Rahmen mehr für die Bewegungs- kunst des Schauspielers: durch den Film um! durch die für den Film erdachten Werke hat sie Wege eingeschlagen, die geradezu hühnenunmöglich sind. Dass alter diese neue ßewegungskunst dennoch natürlich und sinngemäss ist. beweist der Umstand, dass sie im Film nicht nur gefällt sondern aueh ein stets w'aehsendes Publikum findet Bewegliche Musterbilder von Bewegungen der Künstler auf der Bühne können zwar aussehnittweise jedem belie¬ bigen, guten Film entnommen werden. Doch wäre es den Kunstschülern von grossem Vorteil, wenn sie gerade jene Filmausschnitte studieren würden, die sieh durch ihre Kontraste auszeichnen. Jene Kontraste, welche sie zu reinen FiImbewegungen stempeln. Sie sind um so mehr als solche zu erkennen, je weniger sie zwischen dem engen Bühnenhintergründe, den Soffitten und Decken ausgeführt werden. Das sind also Bewegungen im Freien und diese sind auf der Bühne fast undenkbar. Die Klagen der Regisseure, denen die Aufgabe zufällt, namhafte Bühnen¬ künstler zur Mitwirkung in einem Film zu instrui?ren.