Der Kinematograph (January 1917)

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No. 526 Der Kinematograph — Düsseldorf. 'ie gipfeln nicisi darin, da» «•> grosse Mühe macht, »len Bühnenkünstlern <Ii<- Notwendigkeit «les Spielens nach «lern Spiele begreiflich zu machen. Der Abgang von «ler Szene durch die Türe, das Abgehen in die .Soffitte ist Regel auf der Bühne, ist aller äussurst selten im Filmspiei Auch das Auftreten dauert im Filmspiel oft v : e| länger als das eigentliche Spiel. An das von weitem schon sichtbar gemachte Kommen,liehen und Vorüberwal dein der handeln¬ den Personen, an diese lebenswahre Ausnutzung solcher im Leben alltäglicher Möglichkeiten k lüpft der Film- diehter seine Diehtung und erweitert sie Im (Gegensätze zum BiLmendichter. der auf lebendige Vorgänge solcher Art keine Rücksicht und keinen Bezug ne nnen darf Sein Darsteller geht und kommt nicht sich'bar. er wandelt und handelt nicht frei im Raume, sondern er kennt nur den ..Auftritt" und den ..Allgang". Die Bewegungen innerhalb der engen Bülti t .'.wände eines Zimmers sind von den Bewegungen, die der Kühnendarsteller gegebenen Falles in fitem Hiilnifnwaldc macht mUM nicht sehr verschieden, aller sie sind auch himmelweit verschieden von den Bewegungen des Filmtiarstellers. Antiers die Bewegung des Filmdarstellers im aller- sini|ielsten Filmspiel. Hier spricht allein nur die Bewegung, während der Schauspielrednor neben dem Sprechen w o in ög lieh auch beweglich sein still. Durch die Notwendigkeit, das t Ikular des Aufnahmeapparates stets als das Auge des Zuschauers zu denken, sind, alle Bewegungen des Filmsehauspielers derart berechnet, durch¬ dacht und vorbildlich, wie selten eine gleiche Bewegung auf der Bühne. Denn die letztere ist immer sekundär, sie hebt, unterst reicht, be’cbt oder illustriert das gespro¬ chene Wort bloss, während da» körperlich gewordene Wort des Filnispielers als das eigentliche Wort gilt. So ist t*s überflüssig, bekannte Wahrheiten länger auszuspinnen. als cs nötig ist. Der Zweck ist erreicht, wenn auch von Seite der Kunstschulen, der Theaterschulen zugegclicii wird, wie- unnötig es ist. die Idee einer Filmschule für Theaterseh hier in der eingangs erwähnten, in der beab¬ sichtigten Art und Weise zur Ausführung zu bringen. Wie¬ den Mitgliedern der Hoftheater da» Spielen im Film nur in seltenen Ausnahmfällen gestattet wird, so wird wohl auch jeder verantwortliche Leiter einer Theati rschulc heute nie und nimmer zugelicn. dass seine Zögling« im Film spielen. Kin Kinobesuch aber wird ihn, wenn er üls-r künstlerische .Einsicht verfügt, leicht belehren, wie solch«- Vorurteile seinen Schülern schaden. Denn wenn «las Stu dium der Bewegungen grosser Darsteller durch «len Film eine in di«- Theorie umgesetzte Praxis ist. so ist das Bewegungsspiel «ler Schüler im Film eben in «lie Piaxis umgesetzte Thwrie Der elektrische Funke als Lichtquelle in der Kinematographie. Für Augenhlicksaufnahmen sind ganz kurz«- Belich¬ tungen nötig. In «Iü-mt Beziehung leistet der elektrische Funke das Höchste, und es war darum eine technische Tat, als Bull diesen in den Dienst d«*r Photographie bezüg- lich der Kinematographie stellte .Machen wir uns erst gewisse Verhältnisse an einer la-ydener Flasche klar Dies«- dürfte als solche dem Lesei Im kann» sein, und es genügt, mit ein jwar Worten an ihre Kiuriehtung zu erinnern. Si<- stellt in ihrer ursprünglichen Form einen Glasbecher dar, der inwendig und auswendig bis zu einer gewissen Höhe mit Stanniol beleg« ist. und in de ii sich ein Messingstah befindet, der oben in einen Knopf auszulaufen pflegt. Wird eine solche Flasche geladen, so kann sie sieh unter einer eigentümlichen Funkenbildung entladen Zu diesem Zwecke bedient man sich etwa des Entladers von Heulet »ieser besteht aus einem isoliert anfassbaren Bügel, an dessen Kaden sieh je eine Kugel lM-iindet. Bringt man nun die eine dieser Kugeln mit d«-r äusseren Belegung in Berührung und nähert man «lie andere dem Knopf jenes Messingstabes, so springt bei einer gewisser Distanz ein leuchtender, knatternder Funke über. Die Natur und Zusammensetzung dieses „Funkens" ist allerdings nu-ist ziemlich verwickelt. Mittels überaus rasch umlaufender Spiegel hat man nämlich festgestellt, «fass sieb die scheinbar einheitliche Erscheinung aus einer mehr «ider weniger grossen Zahl von einzelnen Schwin¬ gungen zusummi-nsetzt die selbst wieder Funken sind. Itennoch s«-i bi«-r «ler Ausdruck ..Funke" hei behalten. Di«->«- Funken sin«l nun stets verhältnismässig kurz andauerndc Aufleucht ungen Nehmen wir an. «lass eine Schwingung für sieh den millionten Teil einer Sekunde umfasst, was technisch ohne Schwierigkeit zu erreichen ist. wenn man nur die Kapazität und die Selbstinduktion im Schwingungs¬ kreise gehörig klein macht, und dass «ler Funke nach 2o Schwingungen abgekliingen ist, so umfasst die Iächt- erscheinung den 50 ihm» Teil einer Sekunde. Denkt man »ich nun. «lass «ler Kondensator «lie Flasche immer wieder rasch naohgeladen wird, um sieh von neuem ent¬ laden zu können. un«l nimmt man an, dass «lie Pausen zwischen je zwei Funkengebungen auch den 50 0U0. IVii «ler Sekunde umfassen, so würden sieh in «ler Zeiteinheit 25imhi Belichtungen erzielen lassen l*as bedeutet aber durchaus kein Maximum. Professor Cranz bat bei seinen Aufnahmen, die allerdings nicht so einfach zustande kommen, wie hier mit der Leydener Flasche, etwa 100000 Funken pro Sekunde spielen lassen. ln so kurzen Zeiträumen, wie es schon <l«-r 50 0UO. Teil einer Sekunde ist. verschwinden praktisch betrachtet alle unsere Bewegungen: «xler sie schrumpfen doch auf ein unbemerkbares Minimum zusammen. Eine Vorrich¬ tung. um «lies auszunutzen, kann folgendermassen ein¬ gerichtet sein In einem dunklen Raume befindet sieh ein photographischer Apparat, dessen Decke! geöffnet ist. In seinem Gesichtsfelde dreht sich ein Rädchen mit sehr grosser Geschwindigkeit. Nun befindet ich vor «lern Apparat weiter eine ..Funkenstrecke", und tu dieser findet «•ine Aufleuchtung statt die sieh aus beliebig vielen Schwin¬ gungen zusantmensetzen mag. die jedoch keinen allzu- langen Zeitraum umfassen soll Dann wir«i das Schatten¬ bild eines scheinbar stehenden Rade- auf die Platte gewor¬ fen Fährt in dunkler Nacht ein Wagen an uns vorüber, während gerade ein Blitz aufleuchtet, so gewinnt das Auge auch den Eindruck, als «>b dessen Räder unbewegt wären. Ik-r Blitz, dessen Dauer wir durch «las Nachhalten des Reizes im Auge stets zu überschätzen pflegen, hat in diesem Falle eben Moment bilder auf der Netzhaut hervorgerufen Zurück zur leydener Flasche. Der Funke zwischen Entlader und Knopf springt über, sobald «lie Spannung imstande ist. diesen Zwischenraum zu überbrücken An¬ genommen. dies könne bei einem Abstand von einem Zentimeter geschehen. Wenn man nun die andere Kugel auch einem Zentimeter von der äusseren Belegung der Flasche entfernt hält, st» wird keine Entladung erfolgen. Sobald aber etwa ein federnder Draht, der durch ein an einem Fäd- chen hängendes (Gewicht weggebogen war. dies«- zweit« Lücke schliessen kann, erfolgt das Aufleuchten. . Trifft