Der Kinematograph (January 1917)

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Düsseldorf, 31. Januar 1917. No. 527. Vertreter für Berlin und Umgegend: Ludwig Jegel, Berlin W. 8, Mohrenstrasse 6. PerDspreobrr: Zaatram IO« 79 Die kinematographische Zeitung der Zukunft. Die Errichtung eines Zeit ungskim.-Salons war vor mehreren Jahren in Berlin geplant. Der ..Kinematograph'' hat. darüber seiner Zeit ausführlich berichtet. Diese eigen¬ artige Lichtspielstätte wollte eine grössere Berliner Zeitung ins Leben rufen, um ihren Lesern die bedeutungsvolleren Ereignisse des Weltgetriebes, soweit sie kinematographisch fest halt bar waren, im lebenden Bilde voraufähren. Die wohldurchdachte Einrichtung wäre eine bildlich-plastische Ergänzung der Tagesneuigkeiten gewesen und hätte sicher¬ lich grössten Anklang gefunden. Die Verwirklichung des Planes scheiterte damals an den grossen Kosten der no - wendigen eigenen Kino-Bcrichterstatter-Organisation, die sich naturgemäss über die ganze Welt hätte erstrecken müssen; denn damals waren die heute so überaus 1 eich¬ haltigen Wochenschauen noch recht dürftig. Jetzt freilich bietet schon jede bessere Filmbühnc eine ziemlieh befrie¬ digende kinematographische Rundschau aller bemerkens¬ werten Vorgänge, die allerdings zur Zeit im lebenden Bilde nur soweit festzuhalten sind, als die Staaten untereinander treue Waffenbrüderschaft halten. Aber auf dem Wege zur kinematographischcn Tages¬ zeitung ist der moderne Fortschritt schon Die Technik ist soweit vorgeschritten, dass sie imstande ist, mit sinn¬ reich gebauten Apparaten nicht nur Mitteilungen, sondern auch Lichtbilder. Unterschriften usw. telegraphisch weiter¬ zugeben. Dr. Artur Korn. Professor der Physik an der Münchener Universität, der deutsche Erfinder einer sinnreichen Vorrichtung zur Fernübertiaguug von Bildern, beschäftigt sich, wie unseren Lesern bekannt sein wird, schon seit geraumer Zeit auch mit der Lösung des Problems der Fernkinematographie. Gelungene Ver¬ suche mit der Fernübertragung lebender Bilder liegen vor. Der Erfinder bespricht in der neuesten Nummer der ,, W irtschaftskorrespondenz der Zentral- m ächte 1 ' die Errichtung von Bildtelegraphenstationen in Wien, Budapest, Sofia und Konstant inopel. Wir geben die Behr interessanten Mitteilungen auszugsweise wieder. ,,Die Versuche der drahtlichen Uebertragung von Handschriften und Zeichnungen gehen bereits bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts zurück: die Uebertragung eines Lichtbildes gelang Korn zum ersten Male zwischen München und Berlin im April 1907. und seitdem sind die Methoden weiter vervollkommnet worden, sodass Ueber- t Tagungen bis zu 1600 Kilometer Entfernung erzielt wurden. Nun wird von Hamburg über Berlin—Wien—Ofen-Pest Sofia—Konstant inopel—Bagdad eine Welt verkehr- ■ 1 i n i e entstehen, die die Verbindung von der Nordsee zum Indischen Ozean in raschester Weise herstellt; Tele¬ graphen- und Fernsprechlinien von besonderer Güte werden an dieser Linie entlang laufen und so wird sich die Mög¬ lichkeit ergeben, in den für den gewöhnlichen Telegraphen - und Fernsprechdiensl verkehrsfreien Stunden die Leitungen für die Bildtelegraphic zu verwenden; neben den Ueber t Tagungen durch gewöhnliche Telegraphen- und Fern- -prechleitungen kann auch zwischen geeignet eingerichteten Stationen auf drahtlosem Wege ein telegraphischer Aus¬ tausch von Lichtbildern, Zeichnungen und anderen graphischen Darstellungen stat tf inden. Ohne hier auf technische Einzelheiten einzugehen, sei nur hervorgehobeu, dass bei jeder drahtlichen Ueber¬ tragung von Bildern die kleinsten Bausteine des zu über¬ tragenden Bildes in rascher Folge durch geeignete licht¬ empfindliche Zellen oder Taststifte gewissermassen lichtelektrische Fühlhörner — in bezug auf ihre Helligkeit abgetastet werden, dass den Helligkeiten der einzelnen Bausteine entsprechende telegraphische Zeichen vom Ge¬ ber zum Empfänger gesandt werden und dass schliesslich die rasch aufeinanderfolgenden telegraphischen Zeichen im Empfänger zur Wiedeigabe des Bildes dienen. Die vorhandenen Femsprechleitungen brauchen zur Uebertragung eines Lichtbildes von Berlin nach Wien während einer Viertelstunde nur so geschaltet zu werden dass sie die fernphotographischen Stationen in Berlin und Wien verbinden; alles übrige wird in den fernphoto- graphischen Stationen besorgt, und da« Bild eines Er eignisses, das an einem Nachmittage in Berlin vorfällt, kann bereits am nächsten Morgen in einer Wiener Morgen¬ zeitung erscheinen. Für Uebertragungen auf längere Strecken, wie z. B. Berlin-Konatantinopel. ist man auf die