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No. »32. Der Kinematograph — Düsseldorf. bekanntesten Piloten einen französischen Doppel decket abschiesst. Der interessante Film ist fast 200 Meter lang und stellt eines der interessanten Film dokumente des Weltkrieges dar. Nicht so einfach ist oft die Lösung der technischen Fragen. Da muss eine Lichtleitung gelegt oder ein passendei Transformator oder ’mformer beschafft « erden. Man arbeitet mit Stro n, den die nächste Zentrale liefert, an einer anderen Stelle requirierte man eine Lokomobile, beschaffte einen Dynamo und erzeugte die notwendige Elektrizität selbst, wi eunsere grossen Reisekinos. Gas und Kalklicht war zu Anfang des Krieges auch vielfach im Gebrauch. Alles in allem unterscheiden sich die Kinos im Felde nicht von denen der Heimat. Nur die Front reklame fehlt am Abend, die Anziehungskraft des Kinos, an sich schon gross, möchte sonst auch auf den Feind übergehen und da verzichtet man lieber. Als Kuriosität möchte ich dann uoch erwähnen, dass man in einem Frontkino alte Strassenbahnkarteu benutzt, und dass der Direktor eines Divisionskinos sogar ein besonderes Signal für den Kinoanfang erfunden hat. das sich deckt, mit den ersten Takten des Liedes: ü du lieber Augustin. Unsere Lichtbildhühuen im Felde sind selbstver verständlich keine Erwerbsunternehmen. Da aber oft durch Gratisprogram me, minimale Unkosten usw. doch l’eberschüsse entstehen, so profitieren die mili¬ tärischen Wohltätigkeitskassen ganz ausserordentlich. Das Kino im Argonnerwald marschiert da an der Spitze, soweit sich das bei der geringen Klärung der ganzen Materie übersehen lässt. Wir zu Hause tun alles, um aas Kino im Felde gross zu machen. Die Fachpresse, vor allem der „Kinematograph", sendet jede Woche Hunderte von Exemplaren hinaus, die draussen freudig begrüsst werden. Die Industrie gibt ganze Programme gratis oder zu billigem Preis wir fördern die Filmtheater an der Front einmal aus Dankbarkeit für unsere Feld grauen, dann aber auch, weil wir glauben, dass man eher, der draussen zuerst ins Kino ging, ihm treu bleibt in der Heimat und dort für uns eintritt, wenn man uns angreifen oder bevormunden will. K. u. K. Feldkinos. Von Oberleutnant Ludwig Brauner. Südwestfront, Anfang 1917. Geistige Labestationen hat unsere Feld- kinos urwüchsiger Soldatenwitz getauft. Damit ist auch treffend und kurz die Behauptung gekennzeichnet, die dieser Kriegsinstitution zukommt. Nichts Besseres und Praktischeres konnte den Kämpfern nach harten Tagen unruhigen Stellungskrieges, nach blutigen Abwehrkämpfen als Ersatz für monatelang entbehrte andere Lebensgenüsse geboten werden.als das schattenhafte Leben auf der Flimmer¬ wand. Einen Blick in die Welt, wie sie vor dem Kriege war gestatten die hier gebotenen wechselnden Bilder, während wenige Kilometer vom Standort der Feldkino¬ stätte surrende Gewehrkugeln die Luf: durchpeitschen, hier ein Lebenslicht ausblasend, dort blutige, aber heilbare Wunden schlagend, an anderer Stelle gesunde Körper zu Kiüppeln verstümmelnd. Dumpf dröhnt Kanonendonner in die Raststation; Munitions- und Verpflegskolonnen passie¬ ren den Ort feindwärts zu, während freundwärts zu, der Sanitätstrain die Zeugen und Opfer des blutigen Ringens da vorne den Verband- und Hilfsplätzen zuführt. Den Frie¬ densbildern der Leinwand das erregte und bewegte Kriegs¬ leben des Augenblicks als Kontrast gegenüber Wenn schwere graue Fiühnebel die Landschaft eingehüllt halten, so überkommt d< n Zuschauer des bunten Treibens die Emp¬ findung, er befinde sich in einem riesigen Freilichtkino, dessen Bilderwand der Nebel abgibt. Im klaren, scharf - umrissenen Giau des Filmbandes sieht man die vorwärts¬ strebenden Gestalten, Fuhrwerke, Reiter und marschie¬ renden Kolonnen, die dem Beobachter zunächst vorbei¬ trollen. Verschwommen, nui angedeutet, wie im Lichtbild¬ band, erscheinen die Gruppen, die schon weiter entfernt sind, die Umrisse der Berge und Hügel, die Perspektive der Landschaft. Ein prachtvolles Kriegsfilmbild der Natur, wie es noch keine Kunst eines sterblichen Spielleiters in das kleine Fensterehen der Kurbelmaschine zu zaubern ver¬ mochte. Elin Anblick, in den man oft und gern andächtig versunken bleibt, bis die wärmenden Wintersonnenstrahlen den Projektionsnebel zerreissen. Nicht ganz so andächtig geht es in den Zuschauerräumen der Feldkinostätten zu. Meist bis auf den letzten Plaiz ge¬ füllt, tim sich unsere braven Feldgrauen in ihrer Kritik des Geschauten keinen Zwang an. Da wird gespöttelt, glossiert, werden Witze gemacht und Zwischentitel geprägt. d>e manchem, um eine humoristische E klärung verlegenen Spielleiter einen Sondeierfolg seines Welkes sichern würden. Gewohnt, mit scharfen Augen Au. lug zu halten und Obacht zu geben auf jede geringfügige Veiändeiung in den geg¬ nerischen Stellungen, entgehen unseren feldgrauen Kino¬ freunden gerade jene Kleinigkeiten am wenigsten, auf die der Erwecker einer Filmdichtung zu flimmerndem Lein¬ wandleben deshalb nicht acht haben kann, weil sein Augen¬ merk hauptsächlich auf die klaglose Wiedergabe jener Szenen gerichtet sein muss, in denen die Filmstars zu agieien haben. Es wäre keine schlechte Schule für beiüh ate und angehende Spielleiter, sich einmal so eine derburwüehsige Kinokritik ihres Werkes anzuhören. Die immer noch 'orkomn enden leicht vermeidbaren Regiefehler, schon mehrfach Gegen¬ stand sachlicher Erörterungen,würden rascher verschwinden. Kriegsbilder, gefilmte Episoden aus den Tagen des Weltkrieges, Kriegsfilmdramen und zeitgemäße Sensations- Filmgeschichten mit gest eilten Kriegs- und Soldat en- szenen sind gar beliebte Objekte zur Entfaltung vernich¬ tender Kritiken. Die hier vorkonui enden Regiefehler und Fehlgriffe in der Darstellung kriegsmäßig sein sollender Vorgänge fordern erbarmungslos das Spott gelächt er der sachverständigen feldgrauen Zuschauer heraus. Wird so ein in einzelnen Auftritten verbauter Film im Feldkino ab¬ gekurbelt. so hat der Beuscher einen doppelten Genuss: den des Humors an den verpfuschten Kriegsszenen und den der Freude an den spöttisch-witzigen Randbemerkungen, die anderen wiederum zu dröhnenden I^chsalven Anlass geben Diese Kategorie von Filmschöpfungen — sie mögen im Hinterland wohl anders gewertet werden — gehören im Feldkino zu den lustigsten und wohl auch beliebtesten Dar¬ bietungen. Ganz anders als in unseren Köpfen, malt sich