Der Kinematograph (March 1917)

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Der Kinematograph — Düsseldorf No. 532 in ihre'- Kunst der Krieg! Mögen es mir die Herren Film¬ spielleiter nicht übe nehmen, wenn ich ihnen den Rat gebe, eingedenk zu sein, dass auch einual Tage des Fr'edens kommen werden und mit ihnen Millionen von Kämpfern aus den Schützengräben zurück, denen man solche Proben deutscher Kriegsfilmkunst nicht ohne Nachteil für den Filmumsatz wird vorsetzen dürfen! Die k. u. k. Feldkinos bieten durchschnittlich zwei Vorstellungen.je e ; ne am Nach nittag und Abend in der Dauer von ändert halb bis zwei Stunden. Die Nach mit tags vor - stellum; beginnt nach der Tagesbesehäftigung, gewöhnlich um 6 L'hr abends. Die Abendvorstellung nach 8 I *hr und endet vor 10 l*hr abends. An Sonn- und Feiertagen wird nachmittags noch eine Vorstellung eingeschoben, die um beiläufig 2 Uhr nachmittags beginnt. Die Feldkimzü-;e sind mit guten Maschinen ausgeiüstet und werden von fach¬ kundige n Personal geleitet, das schon aus der büigerlichen Stellun-; her die gepjüfte Eignung mit bringt. Begleitmusik ist fast stets vorhanden. Meist nur ein Klavier, häufig aber auch ein Vier;:■ ännerorchester. in der üblichen Zusammen¬ setzung wie bei kleineren Lichtspieltheatern. Der Eintritts¬ preis ist in den Grenzen zwischen 20 Hellern bis zu einer Krone gehalten. Der Reingewinn fliesst ausschliesslich wohl¬ tätigen Zwecken zu. Er ist recht beträchtlich, und man staunt oft über die Höhe det abgeführten Summen, die in den Armeeausweisen veröffentlicht werden. Die Spielfolge wechselt jeden zweiten Tag. Geboten werden längeie. ältere Dramen, Detektivgeschichten, Lustspiele. Grotesken und hie und da neuere Filmstücke mit kriegszeitgemäßem Inhalt. Kriegsw! rhenberichte werden selten gezeigt. Vor¬ führer. Kassieier. Platzanweiser und Musikanten sind durch¬ wegs Soldaten, die tagsüber ihre regelmäßige anderweitige Beschäftigung haben und fii. ihre Abendtätigkeit eine be- sondeie Entl< hnung erhalten. Im Operati jnsraum ist die Zahl der Feldkinos zie nlich gross. Die eine Vorstellung füllendenFii wollen w r andern in einer bestimmtenReihenfolge von einem Kinostandort zum andern. Die Feldkinozentral- leitung ist im Nebenamt einem Offizier des Armeestabes ari vertraut. Die k. u. k. Feldkinos sind in den verschiedensten Riiu-nlichkeiten unt ei gebracht. Ein trat ist es ein schlichter Bretterbau m»t einfachen Bänken, das andere Ma der ver¬ lassene grössere Saal einer älteren verkrachten .ndustrie- unternehmung, dann wieder der Vergnügungssaal eines grösseren ländlichen Gasthauses und in einem Fall sogar das betonierte und zementierte Wasserbecken einer Berg¬ werksanlage. Dieses Wasserbecken ist so gross dass die Hälfte des Baues vollkommen ausreicht, einen Kinosaal darein zu setzen, in dem bequem 250 Zuschauei Platz haben. Die andere Hälfte dient Magazinzwecken. Die Feldkinos sind fast durchweg in der Grösse gehalten,dass sie mindestene 150—300 Besucher aufnehmen können. Die Sprache der handelnden Filmpersonen, ihre Mimik und ihre Verständigungsgesten werden international ver¬ standen. Das hat besonders bei der Vielsprachigkeit dei österreichischen Armee den nicht zu unterschätzenden Vorzug, dass die Filmbilder auf allen Fronten gezeigt werden können, ganz gleich, ob neben und mit den deutschen Truppen, schneidige Ungarn, draufgängerische Kroaten und Bosniaken, unerschrockene Polen und Slowenen oder standhafte Tschechen kämpfen. Das Kino ist. trotz der deutschen Titel und Untern afschriften. allen gleich lieb und alle Kä upfer. so bunt sie ihrer Nationalität nach auch zusammengewürfelt, die Sitzreihen der Feldlichtspi« U- füllen, verfolgen die Vorgänge auf der Leinwand mit glei¬ chem Interesse und gleichem Verständnis. Die Kinos prceiie ist wohl die einzige Sprache, die nicht deutschen Truppen nicht erst besonders verdolmetscht zu werden braucht Die Lustspielkomik löst vcc selbst die verständnisbezeu¬ genden Lachsalven aus und ernste, rührselige Szenen gehen jedem ans Gemüt, ob deutsch oder anderssprachig. Die Kritik rreilich äusserst sich in allen Idiomen der Doppel- mcn&rchie. Die Feldkinos an den österreichisch-ungarischen Fron¬ ten haben die Lust am Scharen bewegter Leinwandbilder zweifellos in den breitesten Volksschichten geweckt Sie sind nicht allein jenem PubLkum zugänglich, für das sie in erster Linie errichtet wurden, auch den noch ansässig gebliebenen Zivilpersonen ist der Zutritt gestattet. In den entlegenen Siedlungen hat so manches Männlein und Weib¬ lein erst durch die Feldkinos Kenntnis von einer Erfindung erhalten, die sich inzwischen zu einer gewaltigen Industrie entwickelte und in einer L'nzahl von Hilfs- und Nebenbe¬ trieben vielen Tausenden Brot und lohnende Beschäftigung gibt. Einer unternehmungslustigen, vorausschauenden österreichisch-ungarischen K nopolitik wird es Vorbehalten bleiben, den fruchtbaren Kein;, den die Feldkmos erweckten, zu einer gedeihlichen Entwicklung zu bringen. Im Feldkino. Skizze von Francine Mannjoung. Weit hinten im Etschtal. ganz nahe der zu erlösenden Front, mitten im Trubel des ewigen Komu ens und Gehens, hat ein liebenswürdiger Aristokrat ein Kino aufsteilen lassen. Irgend ein Eisenbahnwagen, der irgendwo aus¬ rangiert wurde, ist mit de u Saal oder vielmehr der Wirts¬ stube des kleinen Ortes sinmeich veibunden worden und spendet seine tiostenden Wundergaben, sobald die Schleier der Nacht de n Kugelregen kein festes Ziel mehr leihen. Da stapft und schürft es von den schweren, genagelten Soldaten- schuen durch den Ort, von oben aus ihren Felsenhöhlen kommen sie herunter, aus allen Verstecken und Unterkünften kriechen sie hervor und alle sind guter Laune und schmau¬ chen, vor der Tür des Paradieses, vulgo Kino, stehend, ihr mit mehr oder minder wohlriechendem Kraut gefülltes Pfeifchen! Die Töne eines elektrischen Klavieres — bis hieher hat der Graf diesen modernen Luxus gebracht — ertönen und laden zu de n seltenen Genüsse ein. Auf langen ungefügen Holzbänken sitzen die tapfeien Vaterlands Ver¬ teidiger und harten der Dinge, die da vor ihien Augen er¬ scheinen sollen! Die Offizieie haben die letzten Bänke okku¬ piert und freuen sich über die Fieude ihier Leute. Die Kriegsbilder sind sehr beliebt, mit denen jede Vorstellung jetzt eröffnet wird. Ihe Soldaten, die doch a besten Missen, wie alles in Wirklichkeit aussieht. lassen sich kein X für ein 1 vormachen wie das Hinterland und brechen bei Regie¬ fehlern — so muss man kleine Unwahrscheinlichkeiten des Arrangements nennen — in helles Gelächter aus und machen ganz laut ihre treffenden Bemerkungen. Kn Wiener Lieb¬ ling, Herr Marischka, spielt in eine n Kriegsfilm einen Offi¬ zier, der in jeder Lage mit dem langen Säbel bekleidet ist, sei es in Deckung, Patrouille, auf Schleichwegen oder Erkun¬ digungen, der Säbel verlässt ihn nicht. Darüber haben die