Der Kinematograph (April 1917)

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No. 637 Der Kinematograph — Düsseldorf. selbst verschuldet ward. Es war die* der unordent¬ liche, wirrwarre, „schreiende“ Aushang, dann die Vor nachlässigung desselben trotz Folgen von Wind und Wetter. Staub und Schmutz setzte sich an, rüdige Jugendhände demolierten die Arbeit des Aushangs, die Kontrolle jeder Reinlichkeit und Sa il>erk6lt fehlte, andererseits wird der von anderen Vergnügungs¬ stätten geübte Aushang in benachbarten Lokalen, Ge¬ schäften und dergleichen von kleineren Kinos vernach¬ lässigt, trotzdem es dem Besitzer nichts weiter kostet, wie ein Freibillett, etwa für 9 Personen (steuerfrei), zum Besuch an einem bestimmten „schwachen" Tage berechtigt, wodurch der Kinosaal nicht die sonst, viel¬ leicht auffullnede und das Ansehen schädigende Leere aufweist. Es ist nicht empfehlenswert, für derartigen Aushang bar zu bezahlen, weil die Freikarten, falls sie benutzt werden, den Billett verkauf etwas ein schränken, denn der Aushang wird ja von Woche zu Woche erneuert werden müssen, während ein Aus¬ hang, der nur auf das Lichtbildtheater verweist, und daher ständig wirksam bleiben soll, derart bar ver¬ gütet werden kann, dass kleine Beträge, von Woche etwa zu Woche steigend, vergütet werden. Der In¬ haber des Lokales, in dem der Aushang erfolgt, hat dadurch ein Interesse, dass die Ankündigung mög¬ lichst lange und in guter Ordnung erhalten bleibe. Jedenfalls ist es ratsam, das Abkommen betreffs des Aushanges keinem Angestellten zu überlassen, son¬ dern selbst zu treffen, weil die direkte Fühlung¬ nahme jenen schmeicheln, dem Kinobesitzer durch etwa erhaltene Informationen unter Umständen nützen wrd. Seitdem die Reklame den Verleihern bezahlt werden muss, gewinnt diese F'rage an Bedeutung, um so mehr als die bestehenden Verordnungen den eigenen Aushang sehr geschmälert haben. Der Theaterbesitzer muss hier buchstäblich mit Mennigen rechnen, um auf der einen Seite zu sparen, auf der anderen Seite aber jede ihm gebotene und nützliche Reklamegelegenheit voll auszunutzen. In letzterer Zeit sind persönliche Besuche der Filmsterne beider¬ lei Geschlechtes in der Mode oder der Theaterbe- sitzer widmet die Einnahme eines Tages einem wohl¬ tätigen Zwecke. Die betreffende Person oder der gewählte Zweck sind die Hauptsache, auf diese be¬ schränke man den Aushang, das Zeitungsinserat. Bei solchen Anlässen ist es nicht nötig, dem Publikum Langes und Breites über das Programm vorher be¬ kannt zu geben. Doch sorge man gleichzeitig für den Aushang bezüglich jener Zeit, die mit demselben Programm auf den Besuch oder die Wohltätigkeits¬ veranstaltung noch folgt. In solchem Falle muss das Programm, der Erfolg mit demselben an den erwähn¬ ten Tagen ganz besonders betont werden. Wo es an¬ gängig ist, sei der schriftliche Aushang vermieden, durch Druck oder Malerei ersetzt. Ganz besondere Sorgfalt erheischt das zu ver¬ kaufende Programm. Nicht zu schlechtes Papier, ge¬ fälliges Format und Aeusseres, leicht leserliche Schrift ist notwendig, ein dem Programme entsprechendes Klischee, eine kurze Beschreibung des Hauptfilmes wird immer wirken. Die Idee, dem Theaterbesitzer fertige Programmhefte zu liefern, in die auf eine 3(i<t)itet Me jedtfte Kriegsanleihe! Seite sein spezieller Text einzudrucken war, ist seit dem Kriege eingeschlafen. Ein eigenes Programm wird nicht viel Kosten verursachen, denn selbst beim kleinsten Theater wird man leicht benachbarte Ge¬ schäftsleute finden, die für ein Programm-Inserat zu den Kosten entsprechend beitragen werden. Ist cs wirklich nötig, noch dazu oft in haarsträu¬ bendem Stil, jene besonderen Anpreisungen einzelner Filme oder Programmteile marktschreierisch zu ver¬ künden? Wenn man z. B. ständig bekannt gibt, das Zwergkino sei täglich vo i 6 10 Uhr geöffnet, führe ein gewähltes Programm in tadellosen Lichtbildern vor, plötzlich verkündet man, in den nächsten Tagen sei der Film unter diesem oder jenem Titel beson¬ der-, sehenswert, so wird dies besser wirken als bom bastische, prahlerische Phrasen. Man lasse sich ja nicht durch die Konkurrenz zu Ueberbietungeu in marktschreierischer Reklame verleiten, sonst kann es einem ergehen, wie man es sich aus einer kleineren Provinzstadt erzählt. Drei Kinos wies die Haupt- strasse auf. Der eine Besitzer verkündete eines Tages, sein Kino sei das beste in der Provinz; sofort trumpfte ihn der zweite ab und behauptete, sein Kino sei das beste in dieser Stadt. Darauf gab der dritte Kino- besitzer einfach bekannt, er besitze das beste Kino¬ theater in der ganzen Strasse! Er hatte die Lacher auf seiner Seite und den Erfolg. Nachstehend sei eine Form der Ankündigung als Beispiel gegeben, die sich für jedes Lichtbildtheater für Zeitungsinserate und Plakataushang eignet. Für den Namen des Theaters wähle man eine ganz be¬ sondere, auffallende Ausführung, ln die in der Mitte befindliche Einrahmung kommt der von Fall zu Fall zu ändernde Text, bei Aushängen kann der vom Ver¬ leiher zu liefernde Plakatstreifen eingeklebt werden. Der Text in diesem Muster ist ein willkürlicher und soll den jeweiligen Verhältnissen entsprechend er¬ setzt werden. Hier den passenden Text zu finden, ist die Auf¬ gabe des Reklameraannes. Ferner kann man leicht ähnliche, einfache, wirkungsvolle Formen zusammen- stellen. Dann wird man nicht gegen Verordnungen verstossen, nicht marktschreierisch sein oder un¬ lauteren Wettbewerb betreiben, nie die verkehrte Wirkung erzielen, vor allem nie die Gesamtbranche schädigen. —X.