Der Kinematograph (April 1917)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Sommerzeit und Lichtspielbühnen. Was die Regierungspräsidenten dazu sagen. Es kann nic ht der geringste Zweifel darüber bestehen, dass die Sommerzeit eine der hervorragendsten und glän¬ zendsten Kriegsmaßnahmen darstellt, und darf man um volkswirtschaftlichen, sozialpolitischen und volkshvgio- nisehen Standpunkt aus sieh aufrichtig freuen, dass diese Umstellung der Zeit, die schon im Frieden vielfach pro¬ pagiert wurde, jetzt zur Tat geworden ist. Die Kinotheater können diesen Fortschritt in diesem Jahr allerdings nur mit gemischter Freude begrüssen. denn gemeinsam mit der frühen Polizeistunde bringt sie doch eine so eingeschränkte Betriebsmögli dikeit. dass es wünschenswert wäre, wenn für die Sommermonate Spielerlaubnis bis elf Uhr genere'l für das Reich bzw. für Preus8en erteilt würde. Selbstverständlich stellt auch die Kinoindustrie die vaterländischen Interessen über alles andere: wenn es die Verhältnisse erfordern, tragen auch die deutschen Licht¬ spielhäuser gern und freudig jede Einschränkung. Der Bedarf an Strom in dieser einen Stunde ist sowohl zahlen- mässig an sich und auch im Verhältnis zur Gesamtprodukte m der örtlichen Kraftzentralen so gering, er steht im Ver¬ hältnis zum Lichtverbrauch der grossen Hotels. Restau¬ rants und Caf£s auf so niedriger Stufe, dass rieh nach dieser Richtung hin keine Bedenken ergehen dürften. Im Gegenteil, eine interessante einwandfreie Beobachtung ergibt, dass in den Großstädten mehr als die Hälfte der Kinobesucher muh Vorstellungsschluss ihr Heim auf¬ suchen und die kleinere Hälfte in die Cafes usw. abwandert. Ob die Summ# der von den Heimwärtswandemden nun mehr verbrauchten Lichtenergie nicht bedeutend grösser ist als der Strom, den das Kino mehr konsumieren würde, wt zwar eine offene, aber volkswirtschaftlich nicht un¬ interessante Frage. Es kann auch dahingestellt bleiben, ob es wünschens¬ wert ist. die Leute, die bereits ihr Eintrittsgeld für die ' "rstellung bezahlt haben, noch einmal zu Ausgaben für andere Vergnügungen zu veranlassen. Man komme dann nicht, das sei gerade hier betont, mit dem Argument, die Kaffeehausbesitzer brauchten diese Differenzstunde — die < hen angedeutete Be hachtui g zeigt, dass die weitaus grössere Mehrheit direkt nach Hause wandert, und dann spielt doch jedes Theater seine Programme eine ganze Woche, so dass selbst der regelmässigste Kinobesucher sechs Tage zum Besuch anderer Erholungsstätten hat. Die kulturelle Bedeutung unserer Theater brauche ich an dieser Stelle nur anzudeuten. Was gerade die Licht¬ spielhäuser an Pr pagandaarbeit für hundert und tausend Dinge leisten, ist genugsam bekannt. Dass die frühe Schlie¬ ßung auch aus betriebstechnischen Gründen verhängnisvoll werden könnte, und dass Rückwirkungen auf die Steuer¬ einnahmen der Kommunen nicht ausgeschlossen sind, ist Fachkreisen ohne weiteres klar. Der rheinisch- westfälische Verband hatte nun vor längerer Zeit eine Eingabe an die Regierungspräsidenten versandt, die ebenso wie die Antworten grösstes Interesse verdient. Am wohlwollendsten sprechen sich die Herren Re¬ gierungspräsidenten von Trier und Düsseldorf aus, die innerhalb ihrer Kompetenzen Entgegenkommen zeigen. Die Regierungen von Cöln und Aachen berufen sich auf die bestehenden Bestimmungen, und die Regierung in Arnsberg findet, dass ein allgemeines Bedürfnis nicht vor¬ liegt. Alle aber berufen sieh auf eine Vertilgung des Ministers des Innern, an den man sieh jetzt folgerichtig zu wenden hat. Wir lassen die Antworten nun im Wortlaut folgen, um tinsern Lesern ein klares Bild zu geben: Trier: Auf Ihre Eingabe wegen Verlegung der Schlußstunde für Lichtspieltheater auf 11 Uhr abends teile ich Ihnen ergebenst mit. dass die Festsetzung der Schlußstunde auf 10 Uhr abends nach Anordnung des Herrn Ministers des Innern erfolgt ist.