Der Kinematograph (April 1917)

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No. 538 Der Kinematograph — Düsseldorf. Es mn«s daher den Leitern der Lichtspielhäuser über lassen bleiben, das gewöhnliche Programm so abrollen zu lassen, dass die Vorstellung um 10 Uh - beendet ist Für die Vorführung von Films mit besonderen Zwecken würde ich nach Prüfung eines dahingehenden Antrages eine Ausnahme zulassen können. Aachen: Dem dortigen Antrag, die Schliessung der Kinenia tographen im hiesigen Bezirk auf 11 Uhr abends festzusetzen, vermag ich auf Grund der maßgebenden Bestimmungen nicht statt zugeben. A rnshertr: Der in der Eingabe mir vorgetragenen Bitte, die Aus¬ dehnung der Spielzeit in den Kinos in Abänderung meiner Anordnung vom 22. Februar ds. ds. bis 11 Uhr abends wieder zuzulassen, vermag ich auch bei Würdigung der dafür gehend gemachten Gründe nicht zu entsprechen. Abgesehen davon, dass meine Anordnung auf Grund einer Weisung des Herrn Ministers des Innern erfolgt ist. kämen für Ihren Wunsch nur die vier Großstädte meines Bezirks mit über .">(• 000 Einwohnern in Betracht, da sonst überall ohnehin die lO-Uhr-Polizeistunde besteht. Hin sichtlich dieser Städte kann ieh aber nicht anerkennen, dass ein allgemeines Bedürfnis zu der beantragten Aus¬ nahme vorliegt. Cnln: Die allgemeine Festsetzung der Schlußstundc für Licht¬ spielhäuser auf 1<> Uhr abends In-ruht auf ministerielle! Anordnung. Es ist daher ausgeschlossen, meinerseits darin eine Aenderung eintreten zu lassen. Iliisseldorf: Dem Autrage auf Ausdehnung der Schliessungsstunde der Kinematographie bis 11 Uhr abends kann nach den zur Zeit bestehenden Bestimmungen keine Folge gegeben werden. Ich beabsichtige indes, nach Eintritt der Sommer¬ zeit die Ang ele g e nheit von neuem zu prüfen. IMe entscheidende Instanz ist also jetzt in erster Linie das Ministerium des Innern, an das ja. wie wir berichteten, alle deutschen Verbünde herangetreten sind. Wenn wir an die Heile des Herrn Ministers im I-andtag denken und an sein Entgegenkommen bc-i der Schliessung der Theater, dürfen wir das Beste hoffen. Die Kinoindustric wird jedes Entgegenkommen, auch wenn es Opfer in anderer Weise kosten sollte, dankbar begrüssen und dadurch anerkennen, dass sie sich überall da, wo es nur irgend möglich ist. gern und freudig in den Dienst des Vaterlandes stellt. H e 11 in m t Sehwarzsehe r. Schweizer Film-Industrie. (Originalbericht). Wenn man ül*er die Ereignisse aus dem schweize rischen kinematographisehen Leben berichten will, dann ist in erster Linie eines Falles zu gedenken, der es selbst in dieser so bewegten Zeit vermocht hat, das Interesse der Öffentlichkeit eine Welle auf sieh zu lenken, die Diskussion zu beherrschen und die Kinematographie in den Vordergrund d**r lokalen Zeitungsberichte zu stellen eines Falles, der Im- sonders auch von prinzipieller Bedeutung ist, weil er ein deutliches Lieht auf die Auffassung wirft, die in Laienkreisen vielfach über die kirn-matographi sehe Geschäftspraxis geäussert wird. Diese Auf Fassung geht dahin, dass jedes Geschäft, da< in Ver bindung mit einer Filmnovität unternoniiren wird, eine Einträglichkeit sondergleichen besitze. In jenen Kreisen betrachtet man den Film an sich noch immer wenn das Bild gestattet ist als eine Goldgrube, aus der sieb mühelos reich«- Schätze heben lassen. Von dieser sehlaraffenländisehen Voraussetzung ge¬ leitet. hat in Zürich einer in grösstem Maßstabe die Herstellung eines „ersten schweizerischen Verkehrs filines“ in Szene gesetzt, ohne weder dazu irgend welche Filnikenntitis.se zu besitzen, noch auch fach manni.sehe Beiräte heranzuziehen. Wie es jenen von Traumideen erfüllten Erforschern des Per |ietuum mobile geht, so glaubte auch dieser ..Filmerzeuger", dass sieh von selber die Kraft einstellen werde, um die versetzen: er glaubte ernstlich daran, dass ein Vor ersonnene Erwerbsmaschine in ewige Bewegung zu kehrsfilm, aus dem das Publikum ersehen kann, wie es sich auf der Strasse zu benehmen hat, wie es in die Strassenbahn und Eisenbahn steigen muss, um nicht zu verunglücken, einem ungeheueren Interesse begegnen würde, aus welchem sich entsprechend Kapi tal schlagen Hesse. Beruf. Ruf und Vermögen hatte er der Erreichung seiner Ziele anhingegeben, aber die erwarteten Gold berge blieben aus. und so bleiben von dieser ersten kleinen Filmtragödie, die sich auf Scliweizerboden abgespielt hat, nichts als nieder schmetternde Passiven und enttäuschte Gläubiger übrig. Die Idee des Verkehrsfihues ist den Lesern be¬ kannt: sie wurde erstmals auf der Düsseldorfer Städte ausstclliiiig verwirklicht, indem mau einen Film vor fühieu Hess, aur dem das Publikum auf die wich tigsten Verkehrsunfäile und ihre Verhütung denion sirativ aufmerksam gemacht wurde. Neu war somit die- Technik des Vcrkelirsfilmes nicht; aber das war schliesslich auch nicht das Ausschlaggebende an dem Verhängnis, das die- ganze Unternehmung in den Konkurs stürzte. Vielmehr ist es der eingangs er wähnte Umstand, dass ein Lai«* oft ganz irrige Vor Stellungen von der Filmpraxis herumträgt. welcher hier zu einem krassen Misserfolge führen musste. Ein solcher Verkehrsfilm wird als Beigabe zu einem Pro grantln sehr gute Dienste leisten, niemals aber wird er dazu ausreichen, für sieh ein Programm zu bestreiten, wie es hier in der Schweiz in allen grösse¬ ren Städten stets mit demselben Misserfolge versucht worden ist. Mau möge die Ausführlichkeit der Erwähnung dieses Ereignisses verzeihen: fürSchwcizerVerhältnisse hat dieser Ikarusflug im Filmwesen symptomatische Bedeutung. Letzten Endes war eben die ganze* An gelegenlieit leider auch nicht dazu ungatan, das An sehen der Kinematographie in der Oeffentlichkeit zu heben. Die politische Neutralität der Schweiz bringt es mit sieh, dass diese zum Schauplatz einer Reihe von Filmen der kriegführenden Länder geworden ist, deren Vorführung propagandistische Zwecke verfolgt. Frank reich hat daran mit seinen unermüdlichen Wieder gaben von Gefangenenlagern, erbeutetem Material