Der Kinematograph (April 1917)

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Der Kinematograph — Düsseldorf. No. 53k. und ..genommenen Stellungen" ein gut Teil Urheber¬ schaft in weit stärkerem Maße aber betreiben die Engländer in der Schweiz Propaganda für die „Helden taten“ der Toinmies. So macht jetzt ein „englischer Sommcfilm“ in d< n schweizerischen Städten die Bunde, der zwar von allen Lichtspiclhesitzern glatt abgelehnt wurde, aber dessen ungeachtet in Privatsälen abge kurbelt wird. Die Art und Weise, wie in diesem erbärmlichen Machwerke die heroischen Unterneh¬ mungen der englischen Soldaten herausgestrichen werden, hat die Entrüstung aller urteilsfähigen Be¬ schauer hervorgerufen; Pfuirufe sind während der Vorführung laut geworden, und der Vermerk, dass dieser Film „mit dem deutschen Sommefilm nichts zu tun“ habe, ist jedenfalls das einzig Zutreffende an ihm. Ganz allgemein lässt sich hieraus die Lehre ziehen, dass England auf diesem Gebiete unter allen Ententestaaten das Gemeinste leistet, eine Berner kung. die in diesem Sinne in der verbreitetsten Schwei zer Zeitung zu lesen war. Eines ist bemerkenswert: so streng sonst hier die Behörden in der Beurteilung kiuematographischer Angelegenheiten sind, so weit herzig sind sie in der Handhabung der Zensur, wenn es sich um die Vorführung derartiger Propaganda filme handelt, und es erweist sich da. mehr als irgend wo sonst, wie sehr die maßgebenden Stellen einer tunlichen Beurteilungsfähigkeit von Filmwerk *n ent I >ehren. Die Zensurfragt» ist denn überhaupt ein Sorgen kind der schweizerischen Liehtspielbesitzer. Sie bil dete daher das Haupttraktandum der kürzlich statt gefundenen Generalversammlung des Schweiz. Lieht spiel-Theaterverbandes. und das Ergebnis der ein gehenden Verhandlungen ist die Einführung einer frei willigen Filmzensur in der »Schweiz. Die Kommission, die diese Zensur ausübt. besteht aus geeigneten (obli gatorisehen) Vertretern der Behörde und Angehörigen des Zweck Verbandes, welch letztere die freiwillige Zensurierung anregen und dadurch einer Schablonen haften staatlichen Zensur viel an Schärfe nehmen können, indem sie loyale, auch die Interessen der Kinobranche schützende Gutachten liefern. Interessant war bisher die Entscheidung der Frage, ob kinematographische Vorführungen unter dem Schutze der Pressefreiheit stehen. In Belgien, der Schweiz und in den Vereinigten Staaten von Nord amerika stand mau bisher im Gegensatz zu den meisten anderen Staaten auf dem Standpunkt, dass nach der Fassung der betreffenden verfassungsrecht lieh garantierten, pressgesetzlichen Bestimmungen dies der Fall, und jede Art von Zensur demgemäss verfassungswidrig, ungesetzlich und nicht zulässig sei Unser Bundesgericlif ist aber, nachdem es die Be schwerde der schweizerischen Liehtspielbesitzer gegen das neue Lichtspielgesetz rundweg ablehnte, von die sein liberalen Standpunkte ahgewichen. Da im allge meinen üher die Grundsätze, von denen die schweizc rische Filmzensur ausgehen will, nichts bekannt ge worden ist. und mau sich nicht einer sozusagen w'ill kürlichen Maßregelung unterwerfen möchte, so be deutet die Einführung der freiwilligen Zensur den besten und aussichtsreichen Mittelweg. Es wird sich nun zu erweisen haben, ob sieh die Auffassungen der Be hörden bei diesen Zensuriertragen mit denen der Film interessenteil zweckmässig vereinigen lassen. Inmitten der Kriegszeit ist es in der Schweiz zu zwei Xeugründungen gekommen, die den Anfang uu serer Filmindustrie Imdeuten. So hat sieh in Zürich, wie ich das letzte Mal kurz andeutete, eine Aktien .Gesellschaft zur Herstellung von Filmen gebildet, die bereits eine erste Serie von Lustspielen unter der .Marke „Irisfilms" herausbriehte. Das Unternehmen das in vorzüglichen Händen ist. ist insofern buch 'löblich ein Kriegskind, als der maßgebende Regisseur em hier weilender Kriegsinti filierter ist eine künst leriselic Kraft, die aufzutreil**n in Friedenszciteu hier nicht leicht gewesen wän*. Das andere Filmunter nehmen, ebenfalls mit Gescuäftssitz in Zürich, gibt bereits eine Reihe von Bil lern unter der Marke „Globetrotterfilms“ heraus: .n dem Arheitsprograntm der Gesellschaft heisst es (und das klingt für Schwei zerverhälrnisse recht vielhedeutend) . . „die Künstler werden an Orte und Stelle geführt, wo es die Haml hing des Films verlangt, die Interieurs werden in Privatwohnungen oder in gemieteten Theatern aufge nominell, alles übrige wird in natura gefilmt Wir werden nun in der Folge sehen, wieweit sich Absicht und Ausführung dieser „Globetrotters-Filme zu decken vermögen. Jedenfalls ist auch hier die Anwesenheit internierter Schauspieler bei der Grün¬ dung ausschlaggebend gewesen, so dass man vor der nicht uninteressanten Tatsache steht, durch den Krieg die Kino - Industrie in unsere Schweiz getragen zu sehen. Wilhelm Teil Neuheiten auf dem Berliner Filmmarkte. (Originalbericht.) Der Krieg hat eine ganze Anzahl von Filmersehei¬ nungen gezeitigt, die uns mit den Leiden unserer Väter und Brüder, die dmüssen für uns kämpfen, bekannt machen. Teils sind es grosse Gefahren, die die Helden bestehen, und die ein glückliches Ende bringen. l>ie Leiden, die unsere Soldaten, wenn sie als Gefangene in die Hände der Feinde fallen, zu erdulden haben, kennen wir meistens nur aus Schilderungen, die Entkommene schriftlich nieder gelegt haben. Nun aber erscheinen diese furchtbaren Geschehnisse auch im Film. Die „Deutsche Bioskop- fGesellschaft“ hat soelien einen Film. ..Der Knute ent flohen”, herausgebracht, der uns die unmenschlichen Grau¬ samkeiten. die die gefangenen deutschen Soldaten in Russ¬ land erdulden müssen, greifbar vor Augen rückt. Die unwürdigen Vorgänge, wie sie nach authentischen An¬ gaben festgehalten sind, haben hier eine hübsche drama¬ tische Einkleidung gefunden. Ein junger deutschei Krieger»- mann lernt in Siebenbürgen «his junge hübsche Töchterleiu eines Bauempaares. hei dem er in Einquartierung liegt kennen und lieben. Beim Abschied schenkt da- holde Mägdelein dem schmucken Burschen eine Kette, die einst vor vielen Jahren ein Janitscharenfürst einem der Vor fahren für treue Dienste schenkte Mutig zieht der »Soldat gegen den Hussen Da trifft ihn das Los. dass er mit mehre reu Kameraden in russische Gefangenschaft gerät. Die ganze Brutalität der Russen rollt sich nun vor uns ab Wir müssen bebend mitansehen, wie die Verwundeten rücksichtslos behandelt werden, wie man sie operiert <>hn« Narkose, weil narkotische Mittel fehlen, wie sie, kaum hergestellt, nach Sibirien transportiert werden und dort Bahnen hauen müssen. Entbehrungen über Entbehrungen, und über ihrem Dasein schwebt die Knute. Immer schwach