Der Kinematograph (April 1917)

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No. 538. Der Kinematograph — Düsseldorf. voller wird «las Ix-Im-ii immer mehr mgcn Hunger und Schmerzen au «len entkräfteten Körpern Was sind «li«* paar Tag«-, an «lenen ein«* Schwc*ster <U*s deutschen H« t«*n Kreuzes anwesend i-t Die Leiden sind als die Srare Frau wietler abr«*ist. schlimmer als zuvcr \V ul e> dis «liex-ni Unglück jemals wiedwein Zurück gehen? Alle Kameraden sind verzweifelt, nur unser junger Krüger woiss. «lass es eine Hoffnung gibt. Mit «Irei (deichgeshnit«*n heechliesst «*r. «las letzte zu wag«*n. «lie Flucht' Wold wissen sie. was «*s bedeutet. dun*h «lie weiten schneebedeckten Steppen entkommen zu wollen. Aber «ler deutsche (Jott l«*ht ja no« h. uml so wagen sie es. Da wird aber die Wache auf sic aufmerksam. Alles scheint verloren. Mit roher Hund wirrl unser armer Soldat gepackt, der dünne Kittel fliegt in Fetzen von seinem Körper. <la stutzt «ler Tscherkesse. Blinkt da nicht aus der blossen Brust des Gefangenen eine Kette. v< r der sieh j«tlcr Tscherkes-e beugen muss* Was die hübsche Sieben*'ärgerm ihm gab ist «*in Talb- inattn. der ihn und seine Kamera«len rettet. Allen Wünschen m ss sieh «ler Tseherkess«* beugen und er v«*rhilft ihnen zur Flucht. Das ist eine mühsame Wanderung, uml fast scheint «*s. als «ib sie die Kräfte verlornen .v< llen. Ihi end lieh naht die -*■ l.wedisehe Grenz«*, und sie siml gerettet. Dass jenes Mä«leh«*n einst seine Frau werden wir«!, «las wünscht man ihm von Herzen. Bei der kritischen Würdigung dieses sehr umfangreichen Filnivverl.es hat man «lie Handlung, den kulturellen Wert un«l die Inszenierung zu untersohei«len. I>ic Han«ll< ng ist. wie aus der vorher¬ gehenden Inhaltserzählung ersichtlich ist. voller drama¬ tischer Momente, und sie hli*ibt spannend bis zum letzten M«»ment. l>er kulturelle Wert «ies Films besteht darin, da:« er uns wahre Geschehnisse, nicht durch die Iveschöni- getule Brille «les Dichters gesehen, vorführt, sondern uns ein Zeitdokument von beklemmender Deutlichkeit zeigt. Die Inszenierung muss man als eine Besonderheit erwähnen. Sie stammt von Joseph Stein, der uns Russlanrl in greif bare Nähe gebracht hat Nicht nur, dass die einzelnen Szenen trotz der grausamen Vorgänge lebenswahr er¬ scheinen. auch rein bildlich erleben wir Seltenheiten. Ich erinnere nur an den Gefangenentransport durch die Schnee¬ öden Sibiriens. Alles in allem also ein Film von grosser Bedeutung, dessen Vorgänge uns erschüttern. Die Haupt¬ rollen wurden vortrefflich von Fräulein und Herrn de Voigt «largestellt. •Venden wir uns lieber zu lustigeren Vorgä«*.gen. l>er ...Mozartsaal“ bringt eine Reihe solcher in dem vieraktige.i Kino-Sehwank von Robert Wiener ,,Der standhafte Benjamin“. Er ist. Benjamin NickmülL*r nämlich. Kommis in dem Schubwarenhaus von Alois Liuter. Aber «ler Chef ist gar nicht mit ihm zufrieden, zu nichts ist Ben¬ jamin zu gebrauchen. Da erfährt d«*r Herr Chef, uml zwar durch «lie Zeitung, dass sein Kommis als Erbe einer Riesen summe gesucht wird. Lauter ist ein gerissener Junge, er macht rnit Benjamin noch bevor «ler etwas von der Erbschaft weiss. einen Vertrag auf zehn Jahre, und wer ihn kündigt, hat eine Konventionalstrafe von 5«MKH> Mark zu zahlen. Benjamin ist reich geworden, er führt nun ein DoppellelM-n. im Tage im Geschäft, nachts in den Ver- gnügungsl« knien Der Chef quält ihn. wo er nur kann, um Benjamin zu veranlassen, zu kündigen. Aber der riecht <l«*n Braten. Uml endlich ist er Sieger, er wir«! Kompagnon und er heiratet natürlich auch das Ludenmädel. Das ist alles mit sehr viel echtem Humor voige tragen h~ li«*gt französische Sehwankteehnik in der Sache, und Situationskomik ist Trumpf. Wie famos ist tla zum Beispiel «li«* Szene im Weinrestaurant, wo Benjamin alle Vorräte bestellt, so dass sein Chef hungrig abziehen muss. Für di«* flotte Inszenierung sorgte der Verfasser in seiner gewohnten Art selbst, ln «ler Titelrolle brillierte Arnol«! Rieek. In Berlin kennt ihn jedes Kin«l. er ist eine Type und als männ lu-her Stern «les ..Thalia-Theaters“ tlerjenige. «ler unzählige Couplets, «lie populär geworden sinrl. zuerst gesungen hat. Er hat dämlich, schlau, überlegen, flott und kavaliei- müssig in dii-scm Film zu sein. Alles macht er mit bestem Gedingen. Das kann auch die kühlste Kritik bestätigen lm übrigen braucht mau ja nur zu erwähnen, dass das Publikum herzlich lacht«- und so manches Mal laut mit seinem Lu llen in die Szenen hineinplatzte. Es war ein grosser Erfolg. Das Programm brachte mich «len Saturn Film ..Der breite Weg“. Das Schicksal einer aus «ler Hefe d«*s Volkes liervorgcgangcncn Mädehengestalt «li«* auf «lie Höh«* d«*s Reichtums und «ler Liebe steigt, dann aber wieder hinabsinkt, bis sie im Elend zu Grunde geht. Ein Asta Nielsen-Sujet Urban Gad hat den Film inszeniert, und vermittelt uns in Maria Widcl ein«* gertenschlank«* Dar st«*ll«*rin. deren m harf geschnittene Zöge, sprethem'c Augen an Asta Nielsen lebhaft erinnern. Aber Maria Widal ist s«*hön. Su* scheint ein«* SelomsnieUwin zu s«*in. < ! ie fns'ini«*rt l’rl-an (Jad hat den Film in alter Meisterschaft gestellt, i Photographen aber nicht immer die rechte künstlerische Unterstützung gefunden. Uebrigens sehen wir in dieser Woche wi«*«ler einmal Asta Nielsen ebenfalls in eir.em Saturn-Film. Iwtitclt ..Do r u Brandes*. Ein Kirnst lerdrama mit liiis« h-ni Eii schlag. Für Asta Nielsen ist «*s eine Bombenn lie. die ihr da Gelegenheit gibt, alle ihi*e so oft gerühmten Vorzüge bewundern zu hissen. Man braucht nicht immer mit ihn*r Auffassung, «lie fast als ein Klischee wirkt, einverstanden zu sein, um dennoch st«*ts «len Eindruck der bedeutsamen Persönlichkeit zu haben. Asta Nielaer, ist in letzter Zeit nicht sehr glü«*kli«*h in «ler Wahl ihrer Bücher gewesen. Das .,Marninrhaus“-Puhlikum schien si< h ni«-lit sehr mit «ler Art «lmses Films zu befreunden, was s«*ha«le um die vielen Vorzüge des Films ist. Desto mehr lachte es* ülwr «las Lustspiel von Danny Ka«len ..H «i h e i t Radiesche n“ (Deutsche MutoBcop & Biograph-Film), den wir ja schon vor einigen Wochen hier eingehend b«*spraeh«*n und auf «lessen gute humoristi¬ sche Wirkung wir damals schon hinwiesen. ..Die Nixenkönigin“ (Nordische Film-Co.) spielt Rita Sacehetto. Ein fa. * märchenartig anmutender Film. Schon im Stoff. Kr ist Maler, so krank wie bedeuten«!, sie ist die blendendschöne S«*hw«*ster. «lie er als Nixen- königin malt. Da kommt der Graf und verliebt sich in «las herrliehe Geschöpf. Er wirbt um das Mädchen, lange vergeblich. Dann wird sie sein um einen Märchenpreis, nämlich um «lie mit Edelsteinen besetzte Grafenkrone, «lie der Verehrer ihr für «las Bild als Schmuck lieh Der kranke Bruder kann den Schmerz um «lie Gefallene nicht verwinden. Heimlich legt er an die Stelle, w«> die Krone versteckt lügt. eine unechte Nachbildung und versenkt das Original in den S«t>. Dann verlässt er die schnöde Welt Sein Schwesterlein bl«*ibt mittellos zurück. Aber sie hat ja die wertvolle Krone. «bx-h «lie stellt sich als wertlos heraus. Und nun folgt «las junge Weih «lem Schmuck ins Wasser. Rita Sacehetto wirkt immer bihlhaft. also schön. Louis Nehcr hat «lit* Inszenierung geleitet und das Schönste an «lern Film geleistet. Die Aufnahmen siml wirklich prachtvoll. Die Lichtfluten, «lie Lichtfreudigkeit, «lie über «lern Ganzen liegen, sind Augenfreude. Und nun zum Schluss über «las. was ich soeben Montag nachmittag, im ,,Marmorhaus“ sah. l>ie ..Dcela-Film (iesellschaft“ hatte zur internen Besichtigung ihres Films .Sibirien" geladen. Die Erwartungen waren ausser- i rdentlich. da man «lem Film «las Epitheton ..Kolossal¬ film" gcgelion hat. Sie wurden gerochtf«*rtigt. Wie, «las ist zu beweisen. Die Handlung führt uns in reiche uml arme russische Kreise, über denen jeden Augenblick «las Unglück bringende Schwert der Willkür schwebt. Un«l nun vollends gar. wenn die Liebe mitspricht. Einen höheren Beamten fasst unbezähmbar«* Leidenschaft zu der Frau