Der Kinematograph (April 1917)

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No. 638. Der KinemaUigraph — Düsseldorf. eines reichen Mannes, den sie geheiratet hat. um freie Hand für ihn* wohltätigen Bestrebungen :u haben, llnvin Heiden näher stand jener junge aber arme Mediziner, dessen Werbung sie abschlug. Die beiden Männer sind Freunde und sie aus «lern Wege zu räume 1 . vollführt jener hohe Beamte. Der Ehemann winl zu Iß .lalu« Sibirien, der Arzt zu 5 Jahren harter Arbeit an der Grenze verurteilt. Der Arzt bietet dem Freund, um der geliebten Frau willen, an, die Namen zu tauschen, und er selbst gebt nach Sibirien. Dort erhält er bald die Stellung als Gefi ngnisarzt. Die junge Frau hat den Aufenthaltsort ihres C annes erfahren. In mühseligen Wanderungen langt sie dort an. Aber sie findet ja den anderen. Der hat erfahren, dass sein Freund, der Gatte, bei einem Fluchtversuch erschossen wurde. Monate leben nun die beiden, vor der Umgebung als Ehe¬ paar. miteinander, doch treu der Ehe. Da wird ihnen zur Gewissheit, dass der Ehemann wirklich tot ist. und nun bricht die so lange Itezähmte Leidenschaft hervor. Sie werden ein Paar. Nun aber erscheint in einer Verkleidung der Totgesagte. Sie fliehen gemeinschaftlich, und auf «1er Flucht wird d«*r Gatte erschossen. Die l>eiden gehen ins Glück. In den ersten Akten siiul es Begebenheiten, die sich ancinanderreihen. die uns interessieren dun h die Treue, mit der sie uns «lie verrotteten und verrohten Zu¬ stände schildern. Dann aber, als der Totgeglaubte erscheint. als sich Konflikt auf Konflikt türmt, lässt Szene für Szene uns erbeben. Das ist höchste dramatisch«* Wirkung, wo psychologische Feinheiten mit krassen Effekten sich mischen. Und «lann die Verfolgungsjagd. Man muss lange nachdenken, um einen ähnlichen Moment zu finden wie «len, wo plötzlich einer der Heiter mit «lern Pferd unter «ler Eistlecke «les Wassers verschwindet. Hinzu kommt, dass wundervoll g«*spielt wird, untl dass «ler Film ausgezeichnet inszeniert ist. Alles in allem, er ist «li«* Sensation, «lie uns versprochen wurde. A r g u s. Zwei Briefe. Wie sich «lie Filmwelt in den Köpfen des kleinen Publikums malt, — manchmal leisten sich jedoch in dieser Beziehung auch die sogenannten besseret« Kreise recht Erbaulich«** «las beweisen «lie zahllosen Zuschriften, mit «lenen fast täglich die Filmfabriken heimgesucht werden. Meist dreht es sich um verkannte «wler schlummernde schauspielerische Talente, und «ler grösste Teil der Briefe sch.iesst mit der Bitte, den Weg zum Buhm weisen zu wollen oder ihn zu ebnen. Wir sin«l im Besitz einer ganzen Reihe solcher Ergüsse, und wir w«.ilen zwei aus ihr unsern Ijcsem heute zur Erheiterung, gleichzeitig aber auch als Dokumente zum Nachtlenken übermitteln. Wir geben die Zuschriften genau nach dem Original wieder, mit allen unfreiwilligen Fehlem. Die ..Deutsche Lichtspiel-Opem-Gesellschaft" erhielt aus einer mittelgrossen Stadt Westfalens folgendes Schreiben: .Möchte Sie mit teilen, «lass mich Ihn* Oper ..Martini »ehr gut gefallen hat, und dadurch in mir von neuem die Lust zur Ihihne entflammt ist. Schon in den früh«*tvn .fahren hatte ich schon immer diesen einen Wunsch gehegt. Aber leider kann man mir diesen Wunsch nicht erfüllen, denn ich bin ein armes Mädchen, und weiss nicht, wo ich die Mittel dazu hemehinen soll. Ich bin im 2<»ter« Lebensjahre, musste bis jetzt immer als Dienstmädchen gehen. Ich sehe aber jeden Tag mehr ein, dass dieses mein Beruf gamicht ist. Auch habe ich eine sehr gute Stimme. Dänin« Tutte ich Sie, können Sie mir vielleicht behilflich sein, dass mein sehn¬ lichster Wunsch, doch noch einmal in Krfiillung geht. Das Herz tut mir richtig wehe, wenn ich die Leute so spielen sehe. Ihrer werten Antwort entgegensehond zeichne ich achtungsvoll Arme Anna! Der zweite Brief ist um mehrere Nuancen bedenklicher. Er zeigt eine Unbildung, die man einfach nicht für möglich halten sollte. Schon die Adresse auf dem Briefumschlag ist ein Preisrätsel, «las unsere Post mit ihrer berühmten Findigkeit prompt löste. Die Aufschrift lautet; An chm (leerten Herrn Direektor Berlin Bollentehater der Filmaufürtuig Berlin Wen meinte wohl «lie Absenderin?-Die Direktion des ..Mozartsaal“. Und nun der Brief; Sehr geertest er Herrn Direektor! Ich möchte ihnen hirdurch anfrach« n ob Ich nicht mit in ihren Film treten göndto. Ich wirde ihnen sehr «lanckhar sein. Auaer dem habe ich dass Dalent (dieses herrliche Wort war noch besonders unterstrichen. Die Ued.) dazu. Wenn sie auch nicht kleieh mich einstekm wohn, so Stolen sie tnicii ein weim sie eine Srelle frei für mich ha'ien. Ich wird« mich sehr freuen, wenn sie meinen Wunsch «-rfiilen teten ich wirde ihn«m sehr Danekbar sein. Mein Name ist! Fräulein Gertrud H. Mein alter ist 17 Jahre es geht im November ins 18 Jahr. Sehen sie so wei*e Ks gerat he Imssent nicht zu alt. auch nicl t zu jung. Ich *cnte ihnen hirdurch mit, meine Bilder (auch «In* .*s Wort war seiner Wichtigkeit gemäss unterstrichen. I >io K«wi.). Ich «larf auf baldige Antwort Bitten! Hochachtungckswol Freu lein < lortnid B. Aus Apolda i. Thüringen ist «las beklagenswert«* Ge¬ schöpf, das im übrigen ganz gottesfiirchtig aus ihren Bildern in die Welt, von der es sieh scheinbar so gar keine Vor¬ stellung machen kann, blickt. Man könnte an fliesen Brief wahrlich recht ernste Betrachtungen knüpfen, und man könnte ihn «len Kin«>fein«len Vorhalten als Beweis dafür, dass es weit wichtigere Arbeitsg«*bi«*te gibt, als eine so hochstrebeiule Kunst, wie sie sich im Film offenbart, wider besseres Gewissen zu begeifert«. Wir ziehen um Beachten Sie die vierseitige Anzeige in dieser Nummer! Rheinische Film - Gesellschaft