Der Kinematograph (April 1917)

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Mo. 638. Der Kinematograph — Düsseldorf. MllllllllViiilPilllllllilUIIM Kino-Rundschau Berlin, das im Theaterleben nicht nur Deutsch¬ lands, sondern der ganzen Welt die »rste Stelle ein nimmt, steht auch an Zahl und Bedeutung der Licht¬ spielhäuser an der Spitze. Damit soll keineswegs gesagt sein, dass nicht auch in den anderen grossen deutschen Städten hervorragend eingerichtete Kino¬ theater bestehen. Die Bedeutung der Berliner Theater liegt in der Tatsache, dass, weil die Filmindustrie ihren Hauptsitz in Berlin hat. sämtliche Uraufführun gen aller bedeutenden Filmwerke in Berlin stattfinden. Darin unterscheiden die Lichtspieltheater sich sogar noch von den Sprechtheatern, von denen recht viele im Beich Uraufführungen von Bedeutung veranstal¬ ten. Berlin besitzt aber ausser den führenden Theatern noch eine ausserordentlich grosse Anzahl von Unternehmungen, die ganz nach der Gegend, in der sie liegen, für diese von Bedeutung* sind. E> dürfte also nicht ganz uninteressant sein, einmal weit¬ ausgedehnte Reisen durch die Berliner Kinotheater anzutreten, und die gesammelten Eindrücke werden auch Beiträge für eine später noch einmal zu schrei¬ tende Geschichte der Berliner Kinotheater sein. Treten wir also die Wanderungei au. Die erste geht: V o m X o 1 le n dorfplat z b i s zur Kaiser- W i 1 helm-Gedächtnis - Kirche. Der ...Mozartsaal". Der Riesenraum, der ca. 1000 Sitzplätze fasst, war einst nicht für ein Kino theater gedacht.' Er befindet sich in demselben Ge bäudekoinplex, in dem sich auch das „Theater am Xollendorfplatz" befindet, und sollte eigentlieh den Zwecken eines Coseertsaaftes dienen. Vielleicht war das Xichtbiühen des Unternehmens bedingt durch das Vorhandensein schon so vieler C'oncertsäle in Berlin, vielleicht aber auch die Gegend, die zur Zeit der Gründung im Jahre 1906 erst die Anfangsstation fin¬ den aller ne us ten Westen bedeutete. Schuld daran, kurz, als Coiieertsaal florierte der „Mozarisaal" nicht. Da kam Herr Duskes auf die Idee. hier das erste wirklich weltstädtische Kinountemchmcn ins Leben zu rufen. Und siehe da, es wurde ein Erfolg. Im Laufe der Zeit ging das Theater in andere Hände über. Xicht immer blieb der erste Erfolg treu. Heute jedoch steht der „Mozartsaal“ wieder mit an aller t-rster Stelle, und er gehört zu den vornehmsten Thea¬ tern der Reichshauptstadt. Hinter ihm steht die Firma Messter, und sie hat in Herrn Gottfried I m k e sich einen Direktor erwählt, der mit grossem Verständnis für die Kinobedürfnisse des vornehmen Publikums und mit seiner bewährten Praxis dem Unternehmen vor.steht. Herr linke gehört zu den ersten Pionieren der Kinematographie. Schon im Jahre 1904, als die Kinematographie und die Film¬ kunst noch in ihren Anfängen waren, führte er in Hannover und zwar im dortigen „Wintergarten" die damals so sensationell wirkenden Tonbilder vor. Bald darauf war er als Repräsentant der Firma Buderus. Hannover, auf der „Ersten Internationalen Kinemato graphen und Filmausstellung Hamburg" tätig, jener denkwürdigen Ausstellung unseligen Angedenkens. Herr Imke hat auch den Ruhm für sich, der erste Filmrei8ende gewesen zu sein. Ebenso gehörte Herr Imke in Gemeinschaft mit Ludwig Gottsehalk und Karl Lohse. Düsseldorf, zu den ersten, die Monopol schlager vertrieben. Wir sehen den jetzigen Direk tor des ..Mozartsaales" daun noch in Düsseldorf und Essen in leitenden Positionen und endlich wird er als die „Union" nach Berlin ül»ersiedelt, für die Fabrik in Tempelhof verpflichtet. 1 Dl 1 rief ihn der Krieg zu den Fahnen. Aus dem Militärdienst entlassen, trat er an. 1. August 1916 die Leitung des ..Mozart saales“ an. Die Programme dieses Lichtspieltheaters bringen als besondere Anziehungspunkte die „Hentty Porten"-Filme und mutt muss eine solche Urauf rührung mitgemacht hüben, um ganz begreifen zu können, was solch ein Abena für eine Bedeutung im Berliner Kinolcbeu hat. Und nun gar erst, wenn die beliebteste aller deutschen Filniscliauspielerinneu an wesend ist. Man darf wohl die geschickten Arrange¬ ments dieser Vorstellungen auf H< rn: linke zurück führen. Auch sonst werden fast sämtliche Er¬ scheinungen der „Messter Film-Gesellschaft“ liier zur Uraufführung gebracht, aber, um nicht einseitig zu werden, und um jedem Geschmack Rechnung zu tragen, werden auch bedeutsame Erscheinungen, gleichviel welchen Fabrikates erworben und zur Vor führung gebracht. Durch dieses zielbewusste Arbeiten hat Herr Imke für den ..Mozarts» tl" wieder die allen guten Zeiten herbeigeführt und ihn in gewissem Sinne zu einem theatergesellschaftliehen Mittelpunkt ge macht. Eine grosse Anzahl von Wohltätigkeitsfesteii. angeregt von den höchsten Kreisen, fanden und finden noch immer in diesem vornehmen Theater statt. Auch für eine gute Musik sorgt Herr linke. An der Spitze des meist aus 10 Mann bestehenden Orchesters stellt Kapellmeister Dr. Becce. ein junger, sehr talentierter Musiker, der nicht nur für peinliehst genau charakte riftierende Begleitmusik sorgt, der sieh durch seine modernen Bestrebungen als Komponist auch in den Fachkreisen einen guten Xanten gemacht hat. So sind alle Faktoren beisammen, um dem „Mozartsaal" die jetzigen grossen Erfolge auch für die Zukunft zu sichern. Wir dürfen aber dieses Theater nicht ver lassen, ohne noch des Fräuleins Elly Krause gebührend zu gedenken. Die Dame steht dem Bureau vor und ist für Herrn Imke die zu den umfangreicher. Arbeiten notwendige, unterstützende Kraft. Das „Union - Theater Xollendorf platz". Es bc deutete damals vor mehreren Jahren ein grosses gesellschaftliches Ereignis, als die „Uines" A.-G. diesen eigenartigen Bau errichten liess. Man hatte sich den durch den Bau des „Hebbel-Theater" bekannt ge wordenen Baumeister Kaufmann verpflichtet, und der schuf ein architektonisch überaus reizendes, intimes Theater, das nicht nur in seiner Anlage eigenartig schön wirkt, das auch mit den modernsten Mitteln der Technik ausgestattet ist. Eine besondere Neuheit bildet das auseinanderschicbbare Dach, das in den Sommermonaten in den Pausen zwischen den einzelnen Vorstellungen in Tätigkeit tritt, und so stets für frische Luft sorgt. Das Theater wurde zur Zeit mit dem sensationellen Film „Quo vadis" eröffnet. Seit zwei Jahren ist das Haus in den Besitz der „Union Theater, G. m. b. H." übergegangen, die darin ein dem Charakter des modernen Westen-Publikums angepass