Der Kinematograph (April 1917)

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Der Kinem&tograph — Düsseldorf No. 639 Die Deutsche ■ 1 r. iirrtim film-Kunst (■■Ml. Künstlerprofile. Von Julius Urgiss. Heimy Porten ist ein Begriff. In ihr verkörpert sieh in gewissem Sinne die gesamte deutsche Filmkunst Nicht nur. weil sie die erste Pilmschauspielerin in Deutschland g e w es e n ist. die sich einen klangvollen Xanten machen konnte, sondern weil ihr Ruhm als Liebling des deutschen Kinopublikuins sich noch immer in aufsteigender Linie befindet. Warum ist gerade sie es, der «las Herz aller ent¬ gegenschlägt. warum ist gerade sie es. deren Belebtheit auch nicht einen Augenblick. seit«lem sie vor <ie Ocffent- lichkeit getreten ist. nachgelassen hat. Die Gründe «lafiir zu finden, hält wahrlieh nicht schwer. Sie liegen nicht nur in «lern echt Deutschen ihrer Erscheinung, sie liegen ebenso in «lein Charakter der von ihr dargestellten Rolhn. Henny Porten ist «las schöne blonde, deutsche Mädchen, die schöne blonde, deutsche Frau, von echter, deutscher Sentimen¬ talität. von echtem, deutschem Humor. Südländische Rassigkeit fehlt ihr ebenso, wie ihr das ganz Hod.drama tische nicht liegt. Und dann kommt noch eines hinzu das ist die unendliche Spielfreudigkeit, die aus jed«*r ihrer Darbietungen spricht. Die aber kommt von «lern Theater blut. das in ihren Adern fliesst. Ihr Vater, Franz Porten, war einst ein bekannter Baritonist. und er hat auch als Direktor verschiedener grosser Theater sich einen Xainen gemacht. Unter seiner 'Leitung spielten seine beiden Töchter Rosa und die jüngere Henny zum ersten Male für den Film. Das ist noch gar nicht so lange her. Henny war damals im glücklichen Backfischalter. Die Filmkunst begann erst schüchtern sich zu regen. Man experimentierte noch viel. Tonbilder entstanden da. kurze Filmszenen zu Gesängen, die uns Sprechmasehinenplatten vermittelten. Grosse darstellerische Aufgaben waren dabei nicht zu erfüllen, und ebensowenig konnte mit «liesen Leistungen irgend ein künstlerischer Ehrgeiz Refritsligung finden. Aber er wurde doch geweckt. Allerdings war Henny noch viel zu jung, um an die Lösung grösserer Auf¬ gaben denken zu können. Da kam ein äusserer Anlass, «ler mit einem Schlage eine Wandlung brachte. Die elter¬ liche Wohnung befand sich in der Xähe einer Blinden¬ anstalt. Täglich konnten die beiden jungen Mädchen die unglücklichen Menschen beobachten. Rosa die sich schon einige Male als Filmschriftstellerin versucht hatte, nahm sich die Leiden der des Augenlichts Beraubten zum drama tischen Vorwurf und stellte sie in den Mittelpunkt einer Filmarbeit. Mit dieser ging sie zur ,.Messter-Film-Gesell¬ schaft", um ihr das Manuskript zur Erwerbung anzu¬ bieten Man las die Arbeit, fand sie sehr geeignet, «loch man konnte sich nicht entschliessen. sie zu verfilmen. weil man keine Darstellerin für «lie blinde Hauptfigur kannte. Da lenkte Rosa Porten die Aufmerksamkeit «les R«*gisseurs auf ihre Schwester Das Wagnis wurde unt«-i nommen. und damit «ler Grundstein gelegt für «lie kirnst lerisehe Entwicklung Henny Pirtens und für ihren Ruhm ..Das Liebesglück «ler Blinden“, dieser erste ihrer Filme ist som>t ein Markstein in der Geschichte «ler deutschen Filmkunst geworden. Damit beginnt aber auch gleichzeitig für die Kinokunst «lic Epoche des Personeukultus. Das Pul> likum w »Ute nur noch Filme sehen, in denen „jene Blonde“ spielte. Und nun gab man ihr Rollen auf Rollen. Je mehr sie spielte, «lest«» mehr wuchsen ihre Leistungen, desto höher stellte sie sich auch ihre Aufgaben. Die Liebe un«l den Ems*, die Henny Porten von «ler ersten Minute ihrem Beruf entgegenbrachte, hat sie sich in steigerndem Matte bewahrt. Wie leuchten ihre schönen Augen, wenn sie von ihrem Berufe spricht. Ihr gilt nicht das einzelne «ler Rolle, ja. ihr gilt nicht einmal die Rolle an sich, für sie ist «lie Filmkunst als Ganzes die Sehnsucht L T nd die Filmkunst zur höchsten Vollendung bringen zu helfen, «las scheint ihr das einzig zu erstrebende Ideal Es plaudert sich interessant mit «ler Künstlerin, besonders wenn sie in Feuer gerät un«l über ihre Bestrebungen, der Filmkunst die hohe künstlerische Gruntllage zu erkämpfen spricht. Untl da erfährt man. wie sie gera«lezu als Missio¬ narin unter «ler Künstlerschaft für die Filmkunst geworben hat. „Ich habe sie alle, die mit mir g«*spielt haben, bekehrt Mit merkwürdigen Vorurteilen kamen «lie Künstler von «len guten Theatern, um mit mir zu filmen. Ich zeigte ihnen, wie der Wille Grosse* zu schaffen vermag, und ich freue mich, sagen zu können, «lass «lieser. mein künstlerischer Wille, sich auf meine Koliken und Kolleginnen über tragen hat.“ Und so wirbt sie stämlig weiter, immer neu« Mitspielentle zieht sie heran. Alles, „weil ich zu sehr unter dem leide, was noch immer verbrochen winl.“ Für Henny P«>rten bietet das Filmspielen Momente wirklichen Erlebens. Sie ist bei der Arbeit nicht «lie kühl berechnende Darstellerin, «lie jerle Bewegung vorher aus¬ probiert. sondern die sich vorher tief in «len darzustellenden Charakter versenkt, sie ist «lie Person geworden, «lic sie verkörpern will und gibt sich den Geschehnissen hin. als wären sie die eigenen. Sie ist auch beim Spielen in einer ganz anderen Welt, untl besonders merk« iirdig ist e>. das> sie für das gleichsam Entrücktsein Beihilfe von «ler Musik nimmt. Das Musikalische steckt ja ais Erbe in ihr. si«* bedarf beim Schaffen des Rhythmus, «les Fluidums, um in «lie rechte Stimmung zu gelangen Sie bestimmt selbst