Der Kinematograph (October 1917)

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No. 56i’ rv-r Kuienmt. graph — 1 »tisaeidorf. Vom Krieg zur Friedensarbeit’ Gedanken zur UebergangsWirtschaft V. Die Rohstoffverteilung. Wenn Ihm «|,m Rt.hstoffeinruhr . Is die Hauptfrage zu betrachten war. welche Stoffe wi ■ am dringendsten für den Wiederaufbau unserer Wirtschaft gebrauchen werden, so handelt es sieh nach erfolgter Kinfuhr darum, in welcher Form und an welche Bet riebe die hereingesehaffteil Rohstoffe verteilt werden sollen. Aberdas Problem der Verteilung w rd nicht erschöpft mit der Verteilung der eingeführten Waren, sondern auch die Verteilung der Rohstoffe, die der deutsche Boden bietet, alter nicht so reichlich bietet, dass jede inländische Nachfrage sogleich befriedigt werden kann, wird einer Regelung in den l'ebergangsjahren bedürfen. Wir ha Ihm 1 auf dem Gebiete der Rohstoff- Verteilung in der Kriegs seit reichliche (Erfahrungen gesammelt. Es sind zahlreiche Kriegsgesellschafteil gegründet worden, die alle knappen Rohmaterialien an die für den Krieg arbeitenden Unternehmungen ver¬ teilt haben. Auf diese Organisation und ihre Er¬ fahrungen wird man sich sicherlich in der Zeit der l'ebergangswirtschaft sehr wesentlich stützen können. Aber wenn auch das Gerippe der Organisation zum Teil aug^ der Kriegs- in die l'ebergangswirtschaft, wird übernommen werden können, so wird doch der Geist, der in den Verteilungsorganisationen herrschen muss, in den Jahren des Wiederaufbaues ein ganz anderer sein, als im Kriege. Im Kriege kam es immer nur darauf an. wo eine bestimmte Ware am zweckmässigstei. hergestellt wird. Rücksichten auf die Aufrechterhaltung von Betrieben mussten in der Zeit des Mangel- au Arbeitskräften zurückgestellt werden. Auf vielen Gebieten sind kleinere und mitt¬ lere Betriebe stillgelegt worden und die einzige Ent¬ schädigung. die ihnen geboten worden ist. bestand in einem gewissen Anteil an dem Gewinn der Unter¬ nehmungen. die weiter arbeiten konnten. So ist durch Zwangssyndikate in der Textilindustrie, in der Schuh¬ industrie, durch freie Vereinbarung in der Zement industrie und auf manchen anderen Gebieten vorge gangen worden. Bei dem l’ebergang zur Friedcns- arbeit wird es nun darauf ankommen. auf den meisten Gebieten, die zeitweise ausgeschalteten Unternehmun¬ gen wieder in Gang zu setzen. Würde man auch in der Zeit der Uebergangswirtschaft noch die stärksten Un¬ ternehmungen. d. ii. diejenigen, die am billigsten pro¬ duzieren und die über die grössten finanziellen Mittel verfügen, in der Rohstoffzuteilung bevorzugen, so müsste die notwendige Folge davon sein, dass die kleineren und mittleren Betriebe dauernd konkurrenz¬ unfähig werden. Die Konzentration, die in der In¬ dustrie- schon ohnedies ausserordentliche Fortschritte gemacht hat. würde von neuem rapide gefördert wer¬ den. Wir würden in verschiedenen Industriezweigen zu einer völligen Vertrustung, zu einer Beherrschung des Marktes durch eine ganz kleine Gruppe von Gross- Unternehmungen gelangen. Gleichviel, oh man der Meinung ist, dass der Gang der Entwicklung uns un¬ vermeidlich allmählich zu dieser Zusammenfassung bringen wird, oder nicht, erscheint eine besondere Un¬ terstreichung dieser Konzentrationsbewegung durch •) Siehe No. 551 ..Ziele <ler l’eberRanjp*wirtnehaft". No. 554 „Die Rückkehr der Arbeitskräfte". No. 557 „Die Rohstnffein- fuhr", No. 5fi0 „Die Valuta und ihr Rückgang". die Maßnahmen der Uebcrgangswirtsckaft unter allen Umständen als eine soziale Gefahr. Es wird also im erlässlich sein, die Verteilung der Rohstoffe zu regeln, dass möglichst schnell, möglichst viel Be triebe wieder in (lant gesetzt werden und «lass die durch dem Krieg stärker geschwächten Wirtschafts¬ glieder vor einer völligen Erdrückung Itewahrt werden. Dieser Schutzder S e h wacheren, der gruiid sätzlich in den Verteilungsplänen anerkannt werden muss, wird auf der anderen Seite nicht zu einer sehe matischen Gleichmacherei führen dürfen. Nehmen w ir z. B. an, dass in der Baumwollspinnerei von zehn Unternehmungen fünf es verstanden haben, durch per sönliche Tüchtigkeit ihrer Leiter, durch rechtzeitige Vorsorge, sieh gewisse R«distoffmengeu im neutrahui Auslande zu sichern, die nach Beendigung des Krieges ohne weiteres e:ngeführt werden könnten und «len Spinnereien zur Verfügung steh’ n würden. Die Lei¬ ter der fünf anderen Spinnereien hingegtut haben ihre Hände in den Schoß gelegt, haben keinerlei Ri-ik<> auf sich genommen und sind lediglich auf die allge meine Versorgung angewiesen. Es wäre weder klug noch gerecht, diese 10 Unternehmungen vollkommen gleichmäßig zu behandeln. Klug wäre es deshalb nicht, weil mau durch eine derartige Politik den An sporn zur Ausnutzung aller bestehenden persönlichen Verbindungen untergraben würde und weil man die Leiter der Industrie und des Handels zu einer Politik der Untätigkeit erziehen würde, wenn der Tätige. Wagende und Vorsorgende nicht besser bi-handcli w ürde, als der ruhig Abwartende. Hier würde es also darauf ankommen. einen Mittelweg zu finden. Die Wahl des Weges wird in «len einzeln«® Gew»*rbezwei gen ein«" verschiedene sein müssen. Es ist auf man¬ chen Gebieten möglich, dass man z. B. Vorversorgern einen bestimmten Anteil ihrer Vorversorgung vorweg überlässt und sie zwingt. <1«mi restlichen Teil der allge meinen Verteilung zuzuführen. Auf anderen Gebieten wird es vielleicht in Frage kommen, den Vorversor gern das Eigentum an ihren Rohstoffen ganz zu ho lassen und lediglich sic zu verpflichten, einen be¬ stimmten Teil ihrer Rohstoffe zur Verarbeitung in Lohn un kleinere Betriebe weiter zu vergeben. Eine besondere Berücksichtigung bei Her Vertei¬ lung «1er Rohstoffe wird unsere Ausfubrindustri«* Itean sprachen dürfen. Es wird hei Gegenständen, die nicht zur Deckung dringende! Inlandshedürfnisse uueiitbehr lieh scheinen, vielfach di<* Abgabe der Rohstoffe ab¬ hängig gemacht werden müsst® von <I«mii Nachweis, dass sie der llerstelluug von Waren dienen, die ins Ausland ausgeführt werden sollen. Denn das darf nie aus dem Auge verloren werden, an d«M - Ausfuhr werden wir in «len üebergangsjahren ein ganz beson¬ deres Interesse haben, erstens um unsere Zahlungs¬ bilanz und damit den Stand der Wechselkurse wieder in Ordnung zu bringen, zweitens um im Wettkampf mit den anderen Nation«® auf dem Weltmärkte nicht ins Hintertreffen zu geraten. Zwischen zwei konkur¬ rierenden Bedürfnissen von Rohstoffen für die Aus¬ fuhr wird immer dem Produkt der Vorzug zu gehen sein, in dem der höhere Verarbeitungswert steckt.