Der Kinematograph (October 1917)

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No. 564. Der Kinematograph — Düsseldorf. und Erdbeben zur Verfügung stehen, könnte in den Schulen zu Unterrichtszwecken bei eit gehalten werden. Auch wäre es nicht nötig, dass immer ein großer Interessentenkreis vorhanden ist. Man kann sich vor¬ stellen. dass einzelne Personen, die aus irgend wel¬ chen Gründen Interesse an dem vorhandenen Material nehmen würden, sich in kleinen Vorführungsräumen des Instituts gegen entsprechend ?s Entgelt, eine ge¬ sonderte Vorführung machen lassen. So jemand, der eitle Reise nach einer ihm noch unbekannten Stadt zu machen gedenkt, was liegt näher, als dass er zu seiner Information einmal Bilder von seinem Reise¬ ziel sehen will, um bei seiner Ankunft schon etwas im Bilde zu sein. Das Kino-Lexikon wird in einer späteren Zeit sicher in Erscheinung treten, weil schliesslich alles kommt, für das ein Bedürfnis vorhanden ist nur wird es viele Jahrzehnte dauern, bis die Zeit dafür reif ist. Aber angefangen haben wir eigentlich schon. Bereits existieren von den meisten grösseren Plätzen der Welt Aufnahmen, und um beim Beispiel zu blei¬ ben —■ sind von allen grossen Erdbeben-Kata¬ strophen, die seit der Existenz des Kinematographen passiert sind. Filme hergestellt worden. Ebenso ist bereits überall das Bestreben zu erkennen, geeignete wissenschaftlich wichtige Erscheinungen festzuhalten und auch zu klassifizieren. Wir sammeln also heute schon Material für die späteren Generationen, nur ist es vorläufig noch in alle Winde zerstreut. Vielleicht wäre es besser, wenn wir schon jetzt bewusst auf jene Entwicklung hinar¬ beiten würden, dann würde manches zweckmäßiger augepackt als es bei dem planlosen Arbeiten derzeit geschehen kann. Wir werden, wenn erst einmal wieder Friede ist, Gelegenheit genug haben, grosse Erinnerungstage zu feiern. Da wäre es sicher eine grosse Sache, wenn ein guter Teil dessen, was auf den Weltkrieg Bezug hat, an einer Zentralstelle vereinigt wäre und das Beste daraus in geschickter Zusammenstellung an grossen Tagen vorgelührt werden könnte. Auch Bilder aus dem Leben grosser Männer wären nach dem Tode oder auch selbst noch im Leben an Gedenktagen oder, wenn sich die be¬ treffende Persönlichkeit durch eine hervorragende Tat in Erinnerung bringt, etwas, das viel dazu bei¬ tragen könnte, die Kiuotheater mit ausgezeichnetem, wirksamen Stoff zu versehen, der das Programm reich¬ haltiger und gediegener machen würde. Totes Material sammeln, das erst in einem halben •Jahrhundert Wert erhält, können wir freilich nicht, wohl aber solches, das sich verzinst, weil es der ge¬ genwärtigen Generation selbst von Nutzen wird. Behalten wir diese Entwicklungsmöglichkeit der Kinotechnik nicht vor Augen, so wird uns von unseren Enkeln kaum der Vorwurf erspart bleiben, den wir leider in viele.- Hinsicht unseren Vätern machen müssen, dass sie wertvolles Material, das uns heute von unschätzbarem Werte sein könnte, nutzlos ver¬ kommen liessen. Neuheiten auf dem Berliner Filmmarkte. (Original bericht.) (Von unserem ständigen Korrespondenten.) Valdeiuar Psilander lebt weiter in seinen Filmen. Jetzt wird wiederum eine seiner letzten Arbeiten ge¬ zeigt, und gerade als ob die letzten Aufnahmen uns besonders klar machen sollen, was die Filmkunst an ihm besass und verloren hat, erweisen sich diese als ganz ausserordentlich wirksam. „Der tanzende Tor" zeigte ihn als eindringlichen Gestalter, und auch in dem Film „Der gefesselte Sieger" bietet Psi¬ lander wieder etwas ganz Eigenartiges. Allerdings ist auch hier der Vorwurf ein sehr dankbarer. Psilander hat hier das Werden eines Filmschauspielers darzu¬ stellen, und zwar zuerst einen jungen Musiker, dem, obgleich er in seiner Kunst Grosses leistet, diese Kunst doch nicht genug bietet. Er fühlt in sich darstelle¬ rische Kraft, doch da er stumm ist, kann er nicht für die Sprechbühne tätig sein, will es aber im Film zu etwas Bedeutendem bringen. Ein Probespiel hat Er¬ folg, aber da man ihm nur eine ganz geringe Gage bietet, lehnt er ab. Nach kurzer Zeit erkrankt ein Hauptdarsteller und man wendet sich wieder an den jungen, stummen Schauspieler. Er hält, was er ver¬ sprochen, steigt immer mehr in der Gunst des Publi¬ kums i\. auch sein Einkommen wird immer grösser. Die ganze Welt spricht von ihm. Selbst in Amerika schwärmt alles für den Künstler. Eine Milliardärs¬ tochter hat es sich in den Kopf gesetzt, dass sie nur ihn heiraten wird. Sie fährt nach Europa und sucht ihn auf, er aber meidet sie, damit sie nie erfahren soll, dass er der Sprache beraubt ist. Bei dem Versuch, durchgehende Pferde aufzuhalten, wird er verwundet. Edith kommt zu ihm, aber er versteht es so einzurich¬ ten, dass er auf ihre Fragen, durch seinen Sekretär antworten lässt. Das geht nur kurze Zeit und das junge Mädchen, in dem Gefui.l. der Spielball einer Künstlerlauue zu sein, zieht sich zurück und wird Krankenschwester. Wohl hat der junge Schauspieler längst schon Tieferes für sie empfunden, aber er mei¬ det sie und nimmt ein Engagement nach Amerika an. Auch dort blühen ihm dieselben grossen Erfolge, doch er kann sie nicht ganz auskosten, weil er nicht, unter die Schar seiner Verehrer gehen kann. Da entschliesst er sich bei einem Spezialarzt einer Ope¬ ration sich zu unterziehen, und gerade bei diesem Arzt ist Edith Assistentin. Die Operation gelingt und die ersten Worte die er spricht, sind Liebesworte für das Mädchen, das er nun heiraten wird. —- Das rein Menschliche an dem Film interessiert schon, wenngleich körperliche Gebrechen sonst auf der Bühne gerade nicht sehr anziehend wirken, hier beim stummen Film liegt es anders. Weiter interessiert das Milieu, denn der Film gestattet vielseitige Blicke in die Scheinwelt des Filmateliers. Wir haben hier ei¬ nen Spielfilm mit Gesellschaftsszenen und vielen Ab¬ wechselungen. Es scheint als ob auch dieser Psi- lander-Film überall grossen Beifall ernten wird. In „Das Wäschermädel Sr. Durch¬ laucht" (Oliver-Film) ist für Erika Glässner eine sehr dankbare Rolle, als Titelheldin geschrieben. Sie ist Grafentochter, aber ausgelassen und fröhlich und so gar nicht stolz. Der junge Fürst des Landes kommt inkognito auf das Gut des Grafen, wo gerade die