Der Kinematograph (October 1917)

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No. öb6 Der Kinematograph — Düsseldorf. produziert werden und dass 1 tan beabsichtigt, diese für europäische Kriegsbegriffe billig hergestellt eu Wa¬ ren nach dem Kriege auf die europäischen Märkte zu werfen. Es ist selbstverständlich, dass unsere hei¬ mische Industrie in der Uebei gangszeit leider noch mit sehr hohen Produktionskosten zu rechnen haben wird. Die Rohstoffe werden durch Knappheit des Materials, durch hohe Frachtraten, durch die Valuta verteuert sein. Der Stand der Löhne wird infolge der hohen Kosten der Lebenshaltung teuer bleiben müssen. Die Wiederherstellung der Friedens bet riebe wird grosse Unkosten verursachen und endlich aber nicht im geringsten Malie wird die Last der Steuern fühlbar sein, die zur Verzinsung der Kriegs kosten aufgebracht werden müssen. Wenn die mit diesen Schwierigkeiten käntp.ende Industrie auf vielen Gebieten schutzlos euer Auslandskonkur renz preisgegeben werden würde, die. vielleicht ausserhalb des Krieges stehend, sich in Hube für diesen Augenblick der Wiederaufnahme des Ver¬ kehrs gerüstet hat, so würde anstelle des Wiederauf Laues auf weiten Gebieten ei.i Zusammenbruch die notwendige Folge sein. Ob die amerikanische Gefahr auf industriellem Gebiete, die früher als die Bedeutendste erschien, durch den Eintritt Amerikas in den Krieg und die dadurch erzwungene Umstellung der amerikanischen Wirtschaft selbst wesentlich an 'hror Grösse verlieren wird, vermag mau heute noch nicht zu übersehen. Es wird dies sehr wesentlich abhänge i von der weite reu Dauer des Kriege* und von dem Grade der aktiven Beteiligung Amerikas. Aber selbst, wenn sich hier die Gefahr, die z. B. für die Erzeuger von Schreib- und Rechenmaschinen, für die Fabrikanten billiger Auto mobile und anderes mehr nicht gering erscheint, all mählich vermindert, so bleibt das Problem als solches bestehen. Es gibt auch andere als amerikanische neu trale Fabrikanten. Was vor allen Dingen Japan, das heute nach dem Eingriff Aiiioikas vielleicht wirtschaftlich der grösste Xutzniesser des Krieges ist. inzwischen gearbeitet hat, wie es sich selbst sein zu künftiges Arbeiten auf den europäischen Märkten vor stellt, das weiss niemand. Jedenfalls unterliegt es aber keinem Zweifel, t.ass unsere Industrie auf dem inneren Markt in der Zeit des Wiederaufbaues vor einer viel leicht nicht in den Motiven, wohl aber in der Sache unlauteren Konkurrenz durch Auslandseiufuhren ge¬ schützt werden muss. Der Schutz vor ausländischer Konkurrenz wird notwendig sein. Dieser Schutz birg^ aber auch eine Gefahr in sich. Er wird bis zu einem gewissen Grade den irländischen Fabrikanten eine Monopolstel luug verleihen. Wo diese Monopolstellung durch Zu sammenschlüsse aller Art noch gefestigt sein wird, besteht die Gefahr, dass sie zu einer gewissen Be¬ quemlichkeit verführen könnte. Der gesicherte ln landsgewinn könnte dazu führen, dass nicht die äusserste Kraftanspannung zur Entfaltung kommt, die unter dem Drucke der Konkurrenz zur Notwendigkeit wird. Für den schnellen Wiederaufbau unserer Wirt¬ schaft und unseres nationalen Reichtums ist aber ge rade die äusserste Kraftanstrengung das Notwendige. Abgesehen davon, dass wir sie im Innern brauchen, um zu einem Abbau der übermäßig hohen Preise zu gelangen, brauchen wir sie vor allen Dingen auch zur Wiedererlangung der Wettbewerbfähigkeit auf dem Weltmärkte. Die gleichen Industrien, die vielleicht im Inlande Schutz bedürfen werden, sind ja in vielen Fällen die berufenen Träger des Ausfuhrgeschäftes, das wir nach Kräften entwickeln wollen. Der Schutz vor ausländischer Konkurrenz wird deshalb kein abso luter sein dürfen. Die Wege, auf denen es möglich sein wird, die Vorteile des Schutzes zu.gewähren und gleichzeitig seine Nachteile zu beschränken, -ind ver schiedene. Es wäre denkbar, dass die ludustrieu. die auf einen Einfuhrschutz Anspruch erheben, sich auf der anderen Seite während der Geltung dieses Ein fuhrschutzcs einer strengen Preiskontrolle im Innern unterwerfen müssten. Ein auderer Weg wäre es, den Schutz durch Zölle zu gewährleisten, deren allmähli eher Abbau von vorneherein festgelegt wäre. Eine dritte Möglichkeit bestände ui der engen zeitlichen Beschränkung, dei zu gewährenden Schutzbesliuunuu gen. Man wird vielleicht alle drei Wege je nach d*-i Lage, den Bedürfnissen und den Gefahren auf den einzelnen Gebieten des gewerblichen Lebens neben einander anzuweudeu haben. Bei der Wahl der Mittel für die Beschränkung der Luxusciufulir und für den Schutz wiederaufzu richtender heimischer Industrien wird begreiflich.o Weise eine entscheidende Bedeutung die gesamte Neu ordnuug unserer handelspolitischen Bedienungen zum Auslande haben. Schon im Kriege hat ja das Streben alles auf die Bedürfnisse unserer inneren Kriegswirt schall zuzuschneiden vielfach seine Grenze darin ge runden, dass wir Rücksichten auf unsere neutralen Gegenkoutraheuten nehmen mussten. Wir haben nicht nur aus politischen Gründen Kohlen ausführeu müssen in einer Zeit, in der wir diese im Inlumic dringend selbl gebrauchten, sondern wir haben auch diesen oder jenen Artikel mit einführeu müssen, weil sc im- Auluahme die Voraussetzung für di<- Abgabe anderer uns wichtiger Waren war. In der Friedeuszcil werden die Fäden, die uns mit dem Ausland verbinden, wieder viel zahlreicher sein. Wir werden viel weniger als es im Kriege der Fall war in der Lage sein, das füi uns als richtig Erkannte tu der Ausseuhandelspolitik auch starkdurchzufiiiireu. Wir werden neue Hau d e 1 s v ertrage aufzubauen haben und werden dal m-i um für uns vorteilhafte Dinge durchzusetzen, auch Konzessionen machen müssen, üb im System unseret künftigen Handelsverträge beispielsweise strikte Eiu fuhrverbote überhaupt Platz haben werden, entzieh! sich vorläufig noch der Beurteilung. Es wird auch sehr wesentlich für die Behandlung dieser Probleme der Einfuhrzügelung sein, ob die Verhältnisse es uu> gestatten werden, verschiedene Staaten, verschieden zu behandeln oder ob in der künftigen internationale! Handelspolitik das System der M e is t beg ü us t i gung herrschen wird. Nach diesem System der Meist begüustiguug wird jeder einem Vertragsstaat eilige räumte Vorteil automatisch auf sämtliche Vertrags Staaten übertragen. Für unseren gesamten haudels politischen Aufbau u. somit im besonderen auch füi die Frage der Kinfuhrpolitik wird die Lösung de> Problems ..Mitteleuropa" von überrgendem Ein fluss sein. Wenn wir zu der von vielen Seiten er stiebten wirtschaftlichen Einheit mit unseren öster reichisch-ungarischen Bundegenossen gelangen. s<> scheidet jede Absperrung nach dieser Richtung tun! vielleicht auch darüber hinaus nach der Richtung de« nahen Orients von vorneherein aus. Wir haben dann auf der anderen Seite aber auch in unserer Einfuhr Politik, in unseren Schutzmaßnahmen die Bedürfnis- der nicht reichsdeutschen Teile Mitteleuropas mitzube rück sichtigen. Diese Fragen der künftigen handeL politischen Orientierung sind von so grosser allg* - meiupolitischer Bedeutung, dass bei ihrer Entschei düng das Problem des Einfuhrschutzes natürlich nur einer unter vielen Faktoren sein kann. Die Grund sätze, die wir für die Zügelung der Einfuhr entwickelt haben, können deshalb nicht als unbedingt und auf allen Gebieten durchzuführende Forderungen aufge fasst werden. Sie können vielmehr nur als die Rieh!