Der Kinematograph (October 1917)

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No. 666. Der Kinematograph — Düsseldorf dass die Werkbund-Ausstellung in Bern selbst die höchsten Erwartungen übertroffen hat. Die Mitwir¬ kung von Lucie Kieselhausen bei diesem Film gibt ihm noch einen besonderen Reiz. Jedenfalls dürfte auch dieser Film ein selten grosses Anziehungsstück sein. Die Sondervorführung, der für die Fachpresse schon einige Tage vorher eine Extra»orführung voran gygangcn war. fand im „Union - Palast“ Kurfürsten dämm statt und hatte den Saal vollkommen gefüllt. Unter den Anwesenden befanden sich die Spitzen der Regierung und der Behörden. Auch viel höheres Militär war anwesend. Henny Porten kommt dieses Mal in dem Lust¬ spiel von Siegfried Philippi ..Höhenluft*', das im ..Mozartsaar* seine Uraufführung erlebte, wieder lustig. E# ist nicht der kleinste Wert der Leistungen dieser Künstlerin, dass sie auf dem ernsten Gebiete wie auf dem fein-komischen Gebiet gleich gut sind. Ja, es soll Publikum geben, das Henny Porten im Lustspiel noch lieber sieht, als im Drama. Hier in dem neuen Film zieht sie alle Register auf. die eine Frau liebenswert machen: Grazie. Schelmerei, Humor, Geist Laune. Und launisch ist Henny Porten dieses Mal bis zum hellen Entzücken. Wieder gibt sie ein Prin zesschen. das geheiratet werden soll, aber während sonst solche lustigen Film-Prinzessinnen sich weigern eine Konveninzehe einzugehen, kommt die Sache hier anders. Prinz Egon, den sie heiraten soll, streikt, er flüchtet nach Garmisch-Partenkirchen, wo es be kanntlich sehr schön ist und wo sich wundervolle Mo tive für Filmaufnahmen bieten. Das imponiert der Prinzessin mächtig, nämlich dass der Prinz sie aus schlägt. Die Heirat kommt aber doch zu Stande, und zwar mit einem Stellvertreter. Dann aber fährt die Prinzessin dem ihr unbekannten Gemahl nach, tritt ihm dort als Dirndl entgegen und bestrickt ihn so, dass er recht zufrieden ist. sie als Gemahlin zu bekommen. Neben Henny Porten verdient Rein hold Schünzel, für den man. das sagte ich schon früher einmal, eigene Filme schreiben sollte, denn in ihm steckt eine einzigartige komische Kraft, er¬ wähnt zu werden. Er gibt den Gatten-Stellvertreter mit überwältigender Komik, die stets vornehm bleibt. Aufmachung und ganz besonders die Photographie sind wieder Marke Henny Porten-Filme und tragen auch ihren Teil zu dem Erfolge bei. Der „Mozart¬ saar' ist jedenfalls wieder für mindestens zwei Wochen von der ersten bis zur letzten Vorstellung ausverkauft. Das Publikum amüsiert sich jetzt im „Tauent zien-Palast“ ausgezeichnet. Es lacht über den May Film „D er schwarze Chauffeu r“, sowohl üb -r die lustige Handlung als auch über das hübsche Spiel. Der Inhalt ist folgender: Vor grauen Jahren haben sich die „Löwen“ und die „Lämmer“, zwei feudale Geschlechter veruneinigt, und der Film endigt damit, dass sie sich wieder vereinigen. Meine Aufgabe wäre zu leicht, wollte ich mich auf diese kurze Inhaltsan¬ gabe beschränken. Ausserdem passiert im Laufe des Filmes soviel Nettes und Reizendes, dass die Mühe sich schon lohnt, es zu erzählen. Die reiche Ellen Carena aus Montevideo nein ich muss anders an fangen. also: der reiche Graf Hans Rochus vo,. Friedeck hat im Klub gewettet, natürlich um eine namhafte Summe, dass er sich ein ganzes Jahr lang selbst ernähren könne. Er wird auf Grund einer Annonce, auf die er sich meldet, Chauffeur bei Ellen und geht mit ihr auf die Fahrt, um ein bestimmtes Schloss in Kämt an zu finden, das nach Aussage aller Familienpapiere den Vorfahren des schonen Mädchens gehört hat und wo ein grosser Familienschatz ver¬ borgen sein soll. Nach langen Fahrten, die sich die beiden so angenehm wie möglich gestalten, kommen sie zu dem Schloss, das den Herren von Friedeck ge hört. Löwen und Lämmer werden sich für die Folge nicht mehr befehden. — Mia May ist. gut wie immer. Ellen sieht blendend aus und berauscht denn auch schliesslich ja Bruno Kästner ihren Partner. Es war ein Vergnügen, die beiden hübschen Menschenkinder in ihrem lustigen Tun und Treiben zu sehen, und eben¬ so die Eigenart, die aus jeder Szene der Joe May'schen Regie strömt, wohltuend auf sich wirken zu lassen. Dazu kommen die prachtvollen Kärtner Bilder. Das Publikum unterhielt sich, wie gesagt, ausgezeichnet und dem Film steht ein erfolgreicher Weg bevor. Argus. Ocsel genommen. Die kriegsdokumentarischen Filme des „König¬ lichen Bild- und Filmamtes“ mehren sich jetzt in kür zereu Zwischenräumen und legen immer mehr den Beweis ab für ihren unermesslichen Wert. Der neueste Film ist so ein bester Beweis. Eben erst hatte man mit staunender Begeisterung von der Einnahme der Insel Oesel gelesen und schon konnten die Auf nahmen der militärischen Vorbereitung für diese krie gerische Aktion und die siegreiche Landung im Film gezeigt werden. Drei Tage nach Eintreffen der Negative^äurden die Bilder im Bild- und Filmamt den Teilnehmern der Pressekonferenz vorgeführt. Der Film hat Hjwei Teile. Im ersten sehen wir die Vor¬ bereitungen, das heisst das Verladen aller der für das Unternehthen notwendigen Menschen und des riesigen Materials!*" Man kam aus dem Stauuen nicht heraus, man wusste nicht, was man mehr bewundern sollte, die unerhört sinnreichen Einrichtungen, die das Ein laden von'Pferden, von Automobilen. Geschützen fast zur Spielerei macht, oder die dem Laien unbegreifliche Organisation, bei der die Räder fast automatisch in- einandergreifen. Der Hafen von Libau ist der Schauplatz, wo alles dies vor sioh geht, wo in den weiten Räumen der gewaltigen Transportdampfer Men sehen auf Menschen. Pferde auf Pferde und all das andere Material verschwinden. Dann gent es, beglei tet von einer Torpedobootflottille, von Flugzeugen mit ihren Mutterschiffen durch das Hafentor hin auf Oesel zu, unbekümmert um das Minenfeld, das der Feind gelegt hat. Und nun der zweite Teil: Die Landung an der scheinbar so friedlich daliegenden bewaldeten Insel. Unter dem Schutz der Flieger und Zeppeline geht sie vor sich. Die Radfahrtruppe wird als erste ausgeschifft und beginnt sogleich ihre aufklärende Tätigkeit. Dann folgt all das andere, das dann bald seine Mission zu erfüllen hat. Die grosse Schar ge fangener Russen zeigt uns, wie deutscher Geist und deutsche Kraft schnell ihren Willen in die Tat um zusetzen vermögen und wir. die wir durch das Bild gemessen dürfen, werden nachempfindend uns vor diesem Geist und dieser Kraft beugen. Rein technisch betrachtet bedeutet dieser Film eine Glanzleistung, ganz abgesehen von der schon er¬ wähnten Schnelligkeit, mit der er zur öffentlichen Vor-