Der Kinematograph (October 1917)

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No 06 « iVr Kinematngraph — Düsseldorf. führttng gelangen konnte. Kr läuft schon seit Freitag im „Xauentzien-Palast“. Kr ist photographisch ausge zeichnet. was um so inehr Bewunderung verdient, als der o<ler die Operateure nicht immer leichte Stand orte entnehmen mussten, l ud dann loch eins. Diese kriegsdokumentarischen Filme des „Königlichen Bild und Filmamts“ besitzen ausser ihrem allgemeinen un¬ ermesslichen geschichtlichen und kulturellen Wert für den Theaterbesitzer noch ein besonders einbringendes Geschäft, das anzuerkennen man nicht zögern darf. J. U. <?■/> Die Harmoniefilme. Die seit langer Zeit angezeigten tun: mit Spannung erwarteten Hai uoniefiline wurden am Montag mittag ‘einem Kreis geladener (taste in de n neuen Vorführungs¬ raum der F brikantin Me:del & (’o. gezeigt. Film und Musik, eia Problem, dessen l^östuig seit Bestehen von Lichtspielhäusern von den verschiedensten Köpfen ver¬ sucht wurde. Die Musik als Begleitung zum Film, zui Untermalung der Film Vorgänge, hat eine sich stetig steigende Verbesserung c-fahren. und besonders in grösseren Theatern kann auch de Anspruchsvolle mit der Begleitmusik zu¬ frieden sein. Kigens für einen ln* stimmten Film ko nponierte Musik ist auch schon erschienen, die Fälle sind al»er noch zu vereinzelt, und es scheint so. als ob die Komponisten aus Gründen rein materieller Art sich n.cht eingehender mit diesen Arbeiten beschaffigen. Bleib: endlich noch die Erscheinung der lächtspielnper rach dem Patent Beck, durch das die allerfeinste Uebereinstimmung zwischen gedungener und gespielter Musik und den Bewegungen ruf der Leinwand gewährleistet ist. Die Haimoniefilme nun. von denen die gesamte erste Ausgabe, drei Teile, die ein ganzes Progra n n füllen, uns vorgeführt wurden, fassen das Thema Musik und Film von einer ganz neuen Seite au. Es handelt sich durchweg um vorhandene, meist bekannte Musiken, die hier die Grundlage bilden. von denen aiisgegangen wird, während bisher (abgesehen von der Lichtspieloper. Iss der Bild und Ton ein Ganzes bilden) das Bild die Grundlage war. Bei den Harmoniefilmcp ist die Musik l*rogrammusik, die durch das Bild diejenige Auslegung erfährt, die der Ersinner dci szenischen Hand¬ lung ihr gibt. Es ist eine bekannte Tatsache, dass beim Anhören von Program~rusik fast jeder Hörer sich eine eigene Vorstellung macht. Die Harmoniefilme. das heisst die bildlichen Vorgänge bei ihnen, sollen unsere Gedanken denen des Verfassers der Handlung untirordnen Das gelingt hier auch, nicht zuletzt aus dem Grund, weil die Handlungen hübsch und abwechslungsreich sind. Das rhythmische Moment spielt bei diesen Filmen eine sekun¬ däre Bedeutung. Wenn inan die Darbietungen der Har¬ moniefilme. so weit sie Ballettszenen und Aehnliches bringen, vergleichen will mit den modernen Tanzdarbie¬ tungen. wie man sie in mehr oder weniger gelungener Art jetzt so oft zu sehen bekommt (Saeohetto, Desmond und alle ihre zahlreichen Nachfolgerinnen), so kommt man nicht weit. Die moderne Tänzerin charakterisiert wohl Beethoven. ('hopin, und wen sie sonst noch gerade ver¬ gewaltigen will, aber es ist ihr. weil doch der Rhythmus im lebenden Wesen herrscht, nicht anders möglich als sich nach den Klängen der Musik zu richten. Bei den Har- moniefihnen schöpft zwar, ich möchte so sagen, die Dar¬ stellung den Gehalt des Musikstückes aus. aber bei der Vorführung muss sieh der liegleitendc Musiker wrieder den Vorgängen auf dem Bilde iinterordnen. Bei der B-trachtung der Harmoniefilme handelt es sich nicht mc'ir um eine Prinzipienfrage, sondern darum, ob diese Har noniefilmo eine künstlerische Daseinsberech¬ tigung haben. Und da muss inan sagen, ilas Auge wie das Ohr werden befriedigt. Diese erste Ausgabe der Harmonie- fdme beginnt mit einer Gavotte, die im Zeitalter des K ikoko gekleidete junge Mädchen tanzen. Es folgt ein Solo ..Die Schw-a-z wilde rin“ betitelt, das die kultivierte Tanzkunst von Mary Zimmermann. der Ballettmeisterin des Deutschen Opernhauses zeigt. .Als drittes Stück er¬ scheinen „Elfenszenen" aus dem ..Sommernachtstraum". Eine blühende Landschaft tut sich vor uns auf. In ihr vergnügen sich in Reigen ilie Elfen. Ein Faui. liget auf der Lauer und raubt ein schönes Kind, und erst durch das Erscheinen der Elfenkönigin lässt er von seiner Reute. Das alles ist geschickt gemacht und in der Musik, die na-h Mendelssohn’sohen Motiven gearlieitet ist. steckt '»auch feiner Gedanke. Den Mittelpunkt des Programms bildet „Fortunios Liebeslied“. Die Bezeichnung Film- operette scheint mir nicht recht glücklich, besondets nicht, wo wir Filmopern kennen und nun innehmen, das Gpern- prinzip auf die Operette angewandt sehen zu können. Damit ist aber nicht gesagt, dass die Geschichte nicht reizend ist. In drei kurzen .Akten lernen wrir eine netto Handlung kennen, die reeht viel Lustigkeit enthält und auch ungeteilten Beifalls siert erfreuen konnte. K> ist ein fein graziöses Lustspielehen aus alter Zeit, frei nach der liekanntcn Offenbach’sehen Operette gearlieitet und mit einer Musik versehen, die ausschliesslich Offenbachsche Motive, aber nicht nur aus seinem „Fortunio“ bringt. Die Ausnutzung aller Filmmöglichkeiten ist erstaunlich; photographisch prachtvoll und darstellerisch ausgezeichnet gibt sieh „Fortunios Liebeslied“ als eine liebenswürdige Sache. Den Schluss des Programms machen drei weitere Szenen „Geschichten aus dem Wiener Wald“, „Ruths Spielzeug", ein Tanzscherz, und endlich „TI Ungai'sehe Rhapsodie“ von Franz Liszt. Das letzten* Stück wirkt in der Erfin¬ dung der Handlung und in der Ballettausnutzung der Musik am meisten. William Kahn, der Erfinder der Handlungen aller vorgeführten Stücke, und Dr. Felix Günther, der musika¬ lische Bearbeiter, haben jedenfalls ein schönes Stück Arbeit geleistet und dein Thema „Film und Musik" in dankenswerter Weise eine neue, auch dem Musikverstän¬ digen interessante Nuance hinzugefügt. Die samt lieben Nummern de- Programms sind charakteristisch und gelten ihm eine reiche Abwechselung. Das wird das Publikum zweifellos gebührend anerkennen. Julius Urgiss