Der Kinematograph (December 1917)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

No *72 Der Kinematograph — Düsseldorf. abnehmenden Verleiher die Möglichkeit gibt, billige zug¬ kräftige Programme anzufcieien. Nur in Deutschland ist man nicht grosszügig genug, oder besser gesagt, nicht gr isszügig genug an der richtigen Stelle Wenn unser Großkapital dem Film noch nicht traut, dann liegt das iaran dass sich unsere grossen Unternehmen oder die führenden Persönlichkeiten noch nicht Miilie genug gegeben haben, der maßgebenden Stelle das Geldverdienen im grossangelegten Filmbetriebe richtig zu zeigen. Man schrieb und schreibt soviel gegen und über Pathe und Gaumont - nachmnchen und Vorkehrungen treffen, dass grossangelegtc -Betriebe konkurrenzfähig da¬ stehen. Neben der Nordischen steht vorläufig nur der neue Bioskopkonzern.und die Bayrische zeigt verheissungs- volle Ansätze. Firmen, die i. lsbaufähig wären, sind genug vorhanden, es fehlt nur der Wagemut hei uns und auf der anderen Seite. Aber nur kei te halben Dinge, so sehr beim grossen Erfolg die Geldinstitute drängen, so sehr halten sie sich auch bei guten Plänen und Ideen nach eine m Fehlschlag zurück. Wesentlich ist für die Eroberung der öffentlichen Meinung, die auch den Geldmarkt ftiit beeinflusst, der Eindruck der Kundgebungen der offiziellen Vertretung der Industrie, der grossen Verbände. Der Januar wird uns damit reich segnen, die grosse Zeit der General¬ versammlungen ist da. die Zeit der Jahresabrech¬ nungen. In Berlin werden die Fabrikanten verbände wieder unter Ausschluss selbst der Fachpresse tagen und ihre Beschlüsse fassen, die denn im Geheimen mancherlei über¬ flüssige Kommentare erlialten und eine Fülle von Ver¬ stimmung bringen. Auch die Fabrikanten wollen natürlich nur das Beste aller Kieise, darum könnten sie wirklich der Fachpresse mehr Golegenneit zur offiziellen Orientie¬ rung geben, denn erfahren tut man doch schliesslich alles. Der Berliner Hauptverband hüllt sich wieder in Schweigen, die so oft besprochene und versprochene neue Satzung wird sicher wieder als Ueberraschungspaket zum Weihnachtsfest oder als Neujahrsgabe des Verba ndsorgan« der staunenden Fachwelt übergeben Die Herren der Satzungskoinmiaaion wissen vorläufig noch nichts und können sich zum Teil auch noch keine klare Vorstellung davon machen, wie in vier Wochen solch umfassende Arbeit geleistet werden soll. Die jetzige Neuordnung der Dinge wird für «las Weit erbest ehen des Verbandes von grosser Bedeutung sein und sie kann im Gegenteil nicht von einem Koch oder in einer Küche fertig zubereitet werden, sondern sie muss gründlich durchberaten und in der Oeffentllchkeit durchgesprochen werden. Der Reichsverband der Theaterbesitzer hat vor allem ein dickes Protokollbuch als Jahresresultat zu verzeichnen, in dem über viele wichtige Fragen manch schönes Wort zu lesen ist. Eine grossangelegte Werbetätigkeit hat manchen Erfolg erzielt, während die praktischen Resultate vor allem in den alten schon vorher bestehenden Provinz¬ vereinen, Hamburg, Sachsen, Süddeutschland erzielt wur¬ den. In Rheinland-Westfalen hat der Reichsverband noch nicht Boden fassen können, die grösste wichtigste einflussreichste Ecke Deutschlands fehlt roch. T.«ehrreich wäre auch eine vergleichende Statistik der Abschlüsse, die die Generalversammlungen der unzähligen G. m. h. H in unserer Industrie ergeben Ein genaues «Studium des Roichsanzeigei.- in der Zeit von Januar bis März wäre nicht ganz uninteressant. Vergleichende Statistik liegt jetzt nahe. !»as vierte .Fahr mit dem Kriegszeichen versinkt und 11*18 steigt, lei gerötet von den ersten zarten «Strahlen einer schüchternen Friedenssonne, langsam empor. Was das alte Jahr gebradn an Erfüllungen und was im neuen bleibt an Hoffnungen was wir begraben und was wir möchten auferstehen sehen, soll hier nicht untersucht werden. Nur eines sei auch hier wieder bemerkt, je näher das Ende des Kriegs in Waffen, je näher der politische Friede, desto mehr kommen wir in die Zeit eines erbitterten wirtschaftlichen Kampfs auch in der Kinoindustrie gehl’s dann ums Ganze -»ehe Euch vor, rüstet, rüstet. Münchener Brief. (Von unserem ständigen Korrespondenten.) Frau Etta Beda-Schwarz hat eine Meister-Film- Geeellsehaft gegründet, die in alle Sparten der Film-In¬ dustrie eingreiren und hauptsächlich Werke der Gründerin verfilmen soll. Und Frau Etta Beda-Schwarz hat dieses herrliche Ereignis, wodurch München um ein neues Unter¬ nehmen bereichert wurde, der staunenden Welt in einem ganzseitigen Inserat, in der Tagespresse mitgeteilt, als ob es das grosse Publikum interessieren würde, dass Frau Etta Beda-Schwarz Filme hersteilen will. Bisher waren wir der Meinung, das kümmere hauptsächlich die Fachleute und -Presse, das grosse Publikum habe damit nichtszu tun. — nun sind wir eines Besseren belehrt worden. Da ist wohl die Frage berechtigt, wohin wir mit der Zeit kommen würden, wenn jeder Fabrikant nun direkt mit dem Publikum verkehren würde ? Oder hat am Ende Frau Etta Beda Schwarz die Absicht, auch noch eigene Kinos für ihre ,,Meisterfilme“ zu bauend! Und da wrundert man sich, dass alle Welt in Berlin nur ein Achselzucken und ein ironisch-überlegenes, wegwerfen¬ des Lächeln hat, so man von München spricht. Offenbar ist in München noch nicht genug Geld verloren worden, es gibt noch immer genug solche Leute, die Zeit, Mühen. Geld und Arbeit ,,verschustem“, Filme zu machen. Man kann sich darüber lustig machen, so viel man will, die Sache hat auch ihren ernsten Hintergrund, und über den kann man nicht so ohne weiteres hinweggehen: die «Schäden, die dem Filmwesen durch das Eindringen Un¬ berufener entstehen, rä« hen sich an der gesamten In dustrie. Und das ist der bitterböse Nachgeschmack aller dieser Eintagsgründungen! Wer Etta Beda-Sch w'arz kennt, weiss ganz genau, was er von ihrer Meister-Film- Gründung zu halten hat. von ihrer gesamten künstlerischen Leistung, von ihren Dichtungen, ihrer Kunst usw. Wir wollen jedoch den Ereignissen keineswegs vorgreifen. sondern ruhig die Entwicklung der Dinge abwarten. wir werden über Etta Beda-Schwarz noch zu berichten haben! Eines sei aber jetzt schon berührt. Die Vielseitig¬ keit von Etta-Beda Schwarz geht nämlich so weit, dass sie sogar eine .Film-Schule“ ihrem Unternehmen an- gliedert. Leiter dieser Schule ist ein Herr Adolf Lauten¬ bach er! Hat dieser Herr nicht schon einmal von sich reden gemacht ? Es ist eine eigene Sache mit den Filmschulen! Wir sind seit jeher dagegen, dass Filmfabriken derartige Schulen einrichten, denn sie erwecken in den Schülern und Schülerin¬ nen die falsche Hoffnung, nach Absolvierung der «Schule werde man gleich von der Fabrik als ,,Star“ verpflichtet Nun drängt sich alles in diese Schulen, und was da heraus kommt, ist meistens — sehr traurig. Das ganze Kapitel der ..Film-Schulen“ wird noch dringend einer Kritik