Der Kinematograph (January 1918)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

No. 876 Der Kinematograph — Düsseldorf. der grossen Schwierigkeiten bei der orforderlichen Roh¬ stoff beschaff ung für die ersten Jahre so hoch bleiben wer¬ den, dass die Fabrikation neuer Filme auf das notwendigste Mali beschränkt bleiben wird. Zudem werden die jetzt allerorten gezahlten hohen Löhne die Produktionskosten der Industrie ungünstig beeinflussen und überhaupt wird die wirtschaftliche Lage nach dem Kriege schon deshalb eine besonders ungünstige sein, weil (Jeld knapp ist und in Anleihen festgelegt ist oder die Kuufkralt der Bevöl¬ kerung infolge des Autbrauchens von beträc htlichen Kapital¬ mengen für den Lebensunterhalt während des Krieges sieh sehr verringert hat. Aber abgesehen von Mangel an Roh¬ stoffen oder Kapitalien werden sich noch andere Schwier g- keiten bei der UebergangsWirtschaft ergeben, von denen hauptsächlich die Zurückliihrung der mit der Herstellung von Kriegsbedarf beschäftigten Teile der Industrie auf ihren früheren Betrieb zu erwähnen ist, die Beschaffung von Neuanlagen, dann die Einstellung der geschulten und aus dem Felde zurückkehrenden Arbeiter, die Verdrängung der Frauen, die während des Krieges in der Kriegswirt¬ schaft Arbeit und lohnenden Verdienst fanden. Durch die zurückkehrenden Krieger, die damit notwendig verbundene Belastung des Arbeitsmarktes, die Einlenkung der Lage des Lcbensmittelmarktes in einigermaßen normale Bahnen, die Wiedereroberung unserer Absatzgebiete auf dem Welt¬ markt, die Deckung für die ungeheuren Mehr lasten und manches andere. Vergleichen w ir nun di 3 Gründe der Verfechter beider Theorien, so werden wir zuerst fest st el len, dass hohe Löhne und hohe Preise mit einer Hochkonjunktur wohl vereinbar sind. Unsere Gegner haben ferner mit den gleichen Schwie¬ rigkeiten wie wir unzweifelhaft zu kämplen und werden sich schwerlich auf weitgehende, uns wirtschaftlich beein¬ flussende Maßnahmen einlassen können, da sie sich da¬ durch zuerst selbst aufs empfindlichste schädigen würden. Die hohen Preise lür die Rohstoffe werden und müssen bald eine bedeutende Ermässigung erfahren, hauptsäch¬ lich dann, wenn die Konkurrenz ein.setzt und wenn unsere Handelsschiffahrt wieder wie in friedlichen Zelten tätig ist. Man darf hier nie vergessen, welche Schäden unsere Ü-Boote der feindlichen Handelsflotte zufügten. Schäden, die sich für die erste Zeit wohl schwerlich selbst durch gesteigerten Bau von Schiffen äusgleichen lassen dürften. Es ist auch mit Sicherheit- zu erwarten, dass wir alles daran setzen werden, den Vorsprung, den wir in dieser Hinsicht haben, voll auszunützen. Dann ist auch bald der Zeitpunkt da, in dem wir die nötigen Rohstoffe mit unserer Ausfuhr von Fabrikaten werden bezahlen können. Was schwierig seüi wird, ist die richtige Abschätzung unserer eigenen Interessen, d. h. also der Interessen des inländischen Martkes und denen unserer Ausfuhrindustriell Hier wird es notwendig sein, rechtzeitig zu überlegen, zu organisieren und zu handeln. Es ist unleugbar, dass der deutsche Filmmarkt wegen seiner ausserordentlichen In¬ anspruchnahme durch deutsche Kinobesitzer auch eine schnelle Befriedigung seiner Bedürfnisse* wird verlangen, ein Anspruch, den wir unbedingt erfüllen müssen. Ver¬ gessen wir niemals, dass der Kinematograph ein volks¬ tümliches Unterhaltungsmittel ist, dass seine weitere gedeihliche Entwicklung davon abhängig ist, wie sieh die Bevölkerung zu ihm stellt. Eüie Abnahme seiner Beliebt¬ heit ist nicht zu erwarten, im Gegenteil! Weiter ist zu erwähnen, dass wir nur dann die notwendigen Rohstoffe zu angemessenem Preise beziehen können, wenn wir sie zum überwiegenden Teile mit den Erträgnissen unserer Ausfuhr bezahlen. Nur auf diesem Wege ist- es möglich, unsere stark gesunkene Valuta zu heben und auf die alte Höhe zu bringen. Der Krieg hat bewiesen, dass das Ausland mehr denn je unserer Fabrikate bedarf, wir dürfen uns nicht- davon beeinflussen lassen, weiche eigenartige Lage ehedem durch die grossen kapitalkräftigen ausländischen Firmen auf dem deutschen Filmmarkte geschaffen wurde. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, wird eine Wiederkehr zu diesen früheren Verhältnissen später nicht möglich sein. Dass die Kinematc graphie zur Verwirklichung der durch den Krieg veranlassten Werbepläne grosse Kapitalien gebrau¬ chen wird, um diese Pläne auch wirksam für die Dauer gestalten und ausarbeiten zu können, ist klar. Es ist unverkennbar, dass wir in der Uebergangszeit mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, sie stellt uns viele wichtige wirtschaftliche, technische und soziale Probleme, und es bedarf noch eingehender Arbeit, wollen wir allen Ansprüchen gerecht werden und wollen wir die durch den Krieg geschlagenen Wunden, die durch die Werkzeuge des modernen Krieges so verderbenbringend sind, möglichst schnell heilen und damit die kulturfördern¬ den Eigenschaften des Krieges bloßlegen. Ohne Ueberhebung aber darf gesagt werden, dass es uns gelingen wird, die grossen Schwierigkeiten der Ueber¬ gangszeit zu überwinden. Deutschland wird seinen Sieges¬ lauf unbeirrt und ungehemmt fortsetzen, jenen Sieges¬ lauf, den es seiner Arbeit. Klugheit und seiner Kraft ver¬ dankt und der ihm den Neid seiner Gegner eingetragen hat! Walter Thielemann. Film und Kino in der Türkei. Originalberieht unseres nb6-Korrespondenten. Sie wünschen einen Artikel über den Aufschwung, den die Filmindustrie während des Krieges in der Tüikei gemacht hat. Eigentlich hat die Filmindustrie überhaupt erst seit dem Kriege in unserm Lande festen Fuss gefasst Vor der Zeit war das Interesse für diese Art Schaustellung nur sehr lau, obgleich das Kino keinen eigentlichen Kon¬ kurrenten hatte, wie das Theater zum Beispiel, das das Publikum hätte an sieh reissen können. Es existierten wohl vier bis fünf Unternehmungen, aber diese hatten keine ständigen Besucher und kein Stammpublikum, das mit ganzem Herzen bei der Sache war. Das war die Zeit der marktschreierischen Leitung. Man musste pracht¬ volles und auffälliges Hekla mein ater inl haben, um das Publikum einigernassen heranzulocken, die Tageszei¬ tungen sorgten dafür, dass das bessere Publikum hinging. Die ganze Sachlage änderte sich aber, wenn es sich um einen SensationsfiYm handelte und zumal, wenn in diesem eine hervorragende Künstlerin auftrat. Heute wie damals sind Lyda Borelli, Fianeesca Bertini, Hesperia von den italienischen Filn artisten die ausgesprochenen Lieblinge, von den fi anzösisehen ist es Suzanne Grandais. Von deutscher Seite war fast niemand vertreten; nur die graziöse Henny Porten hatte mit einigen Filmen einen grossen Erfolg zu verzeichnen, es waren: ..Grete Berger“ und „Alexandra“ beide Messterfilme. Ausser diesen beiden und einigen von der Deutschen Bioscop-Gesellschaft, ist nichts Nennenswertes zu erwähnen. Nur wenn die vor¬ genannten italienischen Sterne vertreten waren, konnte man auf ein volles Haus rechnen und Borelly, die man hier zum erstenmal in „Aber meine Liebe stirbt nicht“ von der Gloria-Gesellschaft sah, erreichte die Höhe ihres