Der Kinematograph (January 1918)

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Der Kinematograpb — Düsseldorf. No. 675 Ruhmes mit „Die nackte Frau" von der eines und der Na re Lyda, wie man sie hier nannte, war in aller Mund. Maria Carmi wurde durch „Schwur des Hasses“ und die Bertiui durch „Die maskierte An azone“ bekannt, worauf bald „Blaues Blut" folgte. Seit der Zeit sind die Ein¬ nahmen, für Konstantinopel gerechnet, enorm. So fand man langsamerhand Geschmack am Kino, und alle Vorstellungen brachten volle Häuser, wenn ein Fil«. gezeigt wurde mit wirklichen Künstlern. Auf diese Weise schlug der italienische Film den Geschmack unseres Bürger- und besseren Publikums in seinen Bann und fand den grössten Absatz in unserm Lande. Die beiden grossen Firmen Pathe und Gaumont litten sehr unter dieser Konkurrenz. Nachdem ein erster Kontrakt von Gaumont mit einem unserer besten Häuser abge aufen war, wurde kein zweiter abgeschlossen und die Gaumont- fil.ne verloren mehr und n.ehr an Interesse. Pathe aber wusste sich sehr gut zu behaupten, und man muss unpartei¬ isch zugeben, dass seine Filme meistens einwandfrei waren, was Aufmachung, Dekorationen, Spiel und Inhalt betrifft. Dieser Einfluss der italienischen Filme brachte einige Kapitalisten aus Italien auf den Gedanken, eine Aktien- f esellschaft zu gründen mit einem Kapital von 250 OOO Fr. lauptziel war, die besten italienischen Filme an sich zu ziehen und sozusagen für diese das Monopol für die Türket und die Balkanstaaten zu erwerben. Der Plan wurde verwirklicht und die Erricht ur.g dieser G. in. b. H.: „Magie, Soci^te Internationale Films de Cinema“ brachte Verwirrung in 'las Heer der Filmmietcr, die eine Heidenangst vor diese- Konkurrenz bekamen. Aber es war nichts. Die Errichter der G. m. b. H., Nicht fac hl eute, sahen sich gezwungen, ihre Geschäfte Herrn S . . . anzuvertrauen. Ich nenne seinen Namen nicht, da die Gesellschaft ihm allein ihr kurzes Dasein verdankt. Als man das Geschäft in seinen Händrn sah. war man beruhigt, da man sicher sein konnte, dass der Gesellschaft nur ein kurzes Leben beschieden sein körnte. Dem Namen nach existiert die Gesellschaft zwar noch, hat auch zwei Angestellte, aber diese können das Geschäft nicht machen, da cs an Kapital und an Keimtnis der Branche mangelt. Einige Monate später kam der Krieg und mit ihm der grosse Mangel an Filmen. Nun packt» alle Film- verlciher das Fieber. Alle wollten sich eine Menge schöner Filme sichern, und auch andere Personen, die nicht die geringste Idee davon hatten, was eigentlich ein Film ist, aber ebenfalls mit dem Artikel spekulieren wollten, machten es ebenso. Ich habe diese Leute immer „Geschäfts verderber" betitelt, und dies mit Recht, denn, da sie von der Sache keine Ahnung hatten, meinten sie ein gutes Geschäft zu machen, wenn sie billig einkauften. So kauften sie für 2t)—30 Centimes irgendeinen Film, und da er so billig war. verliehen sie ihn zu ebenfalls lächerlich niedrigen Preisen, dass es eigentlich eine Schande war. Aber zu dem Preis konnten sie natürlich keinen Film von einigem Wert be¬ kommen, der längere Zeit in einem Saal von einiger Be¬ deutung vorgeführt werden konnte. Die Saalbesitzer kamen wohl auf ilire Rechnung, aber verloren ihre Kunden, die durch die frühere Vorführung von Filmen wie „Quo vadis“, ..Marc Antonius und Cleopatra“, „Spartacus *, „Die nackte Frau“ usw. verwöhnt waren. Glücklicher¬ weise hatten diese Gelegenheitsverleiher ein kurzes Leben, und so verschwand in aller Stille die Firma „Agence g^nörale Oin^matographique The Standard“, deren Schild ebenso hohl wie pompös war und mit ihr viele andere . . . Mit dem Kriege nahm die Kinematographie und speziell die Filmbranche einen grossen Aufschwung und die Kinos werden seit der Zeit von einem grossen und anhänglichen Publikum besucht. Man wurde sogar anspruchsvoll und verlangte, dass das landläufige Klavier durch ein Orchester ersetzt wirde. Nicht zufrieden mit schönen Fil . en allein, verlangte u an gute Musik dazu und protestierte laut wenn diese sich nicht den Bildern anpasste. Jedoch genossen bis zur vorigen Saison die deutschen Produkte keinen freundlichen E pfang. Die Filme mit Hesperia. Menichelli und Bertini beherrschten hier da- Feld und mit Recht, denn man bot wirkliche Meist erwerbe wie „Die Kau.eliendan e“ (Tibeifilm) ...Dunkle Seelen' mit Hesperia. „Der Sehraubstock'' nut Hesperia. Albart* Collo und EuJlio Ghione. „Der Hinterhalt "mit denselben Artisten, dann kam „Königstiger" mit Menichelli und „Der Fehltritt“ mit derselben Artistin und eine Menge andere, deien Namen mir nicht mehr einfallen Gegen Ende der Saison worden die Filme seltener, da die Zufuhr zu schwierig worde. indem n an sie nur über die Schweiz erhalten konnte. Erst seit vorigen September nützte die deutsche Industrie den Mangel an Filn en hier am. indem sie, bei sorgfältiger Ueberwachung der Pioduktion, um- mit vielen schönen Filmen versorgte, wie z. B. „Das einsame Grab“ mit Mia May, „Leidensweg“ mit Kella Moja ..Die Stimme des Toten” mit Alwin Neuss. „Dynamit mit demselben, alle von der Deela. „Artur Imhoff" nach dem Roman von Hans Land hat einen Riesenerfolg gehabt und der Hauptdarsteller. Kaiser-Titz, wurde in der Aus¬ bildung seiner Rolle hochgeschätzt. Eine gute Joe Deeb- Serie hat unser Publikun -ehr interessiert und mar. annon¬ cierte soeben „Der gelbe Pass", dem ein guter Ruf voran¬ gehl. Ich bin der Meinung, dass die deutschen Produkte sich hier ebensogut wie die anderen einbürgern und nach den; Kriege jede ausländische Konkurrenz ertragen könn¬ ten, wenn man auf eine sorgfältige Ausführung Wert legt und die szenische Einrichtung und die Darstellung an gesehenen Fachleuten überlässt In unserm Lande sieht man wohl mal gern einen Detektivfilm, aber er übt keine Zugkraft aus Hier will n an Leidenschaftsdrameu -eher, mit schönen Toiletten ir prachtvoller Umrahmung. Die deutsche Industrie verdankt viel der „St. Union Cine-Theätrale d’Orient Anonyme Ottomane", welche vor einem Jahre gegründet ist und die deutsche Industrie so gut es ging hier auf den Markt geworfen hat. Letztere bezieht ihre Filme auch von der Balkan-Orient-Film - G. m. b. H. Filiale in Konstantinopel. Ich bemerke noch dass die St. Union-Cinö-Theatrale ihre Filme für ihre Lokale selbst anschafft. Sie hat vier schöne Säle in Pera „Amphi“, „Royal", „Luxembourg" und „Cine-Theät re Skating“. Sie alle bringen nur neue Filme, die liauptsäch lieh deutschen Ursprungs sind, zumal da nach Verordnung der Zensur die Vorführung von Filmen feindlichen Fabrikat - verboten sind. Das war wohl der günstigste Moment für die deutsche Filmindustrie, um die Konjunktur aus¬ zunutzen. Wir hoffen, dass die anderen Firmen ihr mög lichstes tun werden, der Deela. May-Film und einigen anderen Marken, die bei ihrem Erscheinen das allgemeine Interesse beim Publikum und bei den Verleihern wach- riefen, nachzuahmen. Die Filme mit Alwin Neuss. Hella Moja und Mia May werden sehr hoch eingeschätzt. Ich erlaube mir, nach allem Vorhergesagten. hier hinzuzulügen, dass die deutschen Filmleute unsere Stadt nicht unterschätzen sollen, da hier eine grosse Zukunft für sie liegt. Wenn sie es verstehen, sich jetzt einzubüigem da die Gelegenheit günstig ist, werden sie nach dem Kriege die Flüchte ihrer Arbeit pflücken, denn es liegt klar auf der Hand, dass die Verleihfirn.en, die m Verbindung mit Deutschen stehen und gut von diesen bedient werden auch in Zukunft den Bedarf bei der deutschen Industrie decken werden.