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Nu. 588 Der Kinematugrapb — l>üMaldorf. es licBen sich aber noch viel gröbere Sür.deiv Todsün¬ den auf diesem Gebiet anführen. Aufgabe des Regisseurs ist Schaffung lebenswahrer Figuren. der3i Auftreten, deren Charakter sich mit der psychologisch enZeichnuug deckt, die eine richtige Filmidee enthalten muß. Ver¬ stößt die Filmidee gegen Psychologie ur.d Logik, so trägt der Verfasser ehe Schuld, der Regisseur aber wird, wenn er den Schaden nicht erkennt und oeseitigt, sein Mitschuldiger. Ganz ebenso ist es mit entbehrlichem Beiwerk. Ein tüchtiger Regisseur mer/t es aus einer mangel¬ haften Filmidiee aus und hütet sich, solches einer ein¬ wandfreien aufzupfropfen. Die Zukunft des deutschen Films, sein Platz an der Sonne des Weltmärkte^ hängt also viel, sehr viel und noch mehr von der Tüchtigkeit unserer Regisseure ab! Der Film in der Schule und seine Gegner. Die Leitung des Leipziger Schulamtes geht seit län¬ gerer Zeit mit dem Plane um. die Kinematographie auch der Schule als ständige Einrichtung dienstbar zu machen. An die Stelle des schon jetzt in den Schulen vorgeführ¬ ten stehenden Lichtbildes, soll das Wanuelbild treten. Von den 64 in Leipzig bestehenden Volksschulen kön¬ nen 40 Schulen zur Vorführung von Films eingerichtet werden. Man denkt in erster Linie daran, das Märchen und die Heimatkunde auf diese Weise anschaulicher und lebendiger zum Eindruck zu bringen. Für die Fach- und Fortbildungsschulen soll durch gewerbliche und in¬ dustrielle Films ein besserer Anschauungsunterricht ver¬ mittelt werden. Während über diesen letzten Punkt, der Filmverwertung für heranwach'endo Handwerker. Techniker usw., völlige Debercinstimmung in Fachkrei¬ sen herrscht bezüglich des hohen Lehrw;rtes, gehen die Meinungen der Schulmänner wegen der Anwendung des Films bei den Volksschülern, und insbesondere bei den jüngeren Schülern, ziemlich weit auseinander. Man erhebt einmal den Einwand, daß das Unterrichtswesen durch die Anwendung der Kinematographie eine Zeitbe¬ lastung und eine Häufung der Anschauungsmittel er¬ führe, zum anderen aber sind die Gegner des lebenden Bildes der Meinung, daß das Wandelbild hemmend auf die Phantasie des Kindes cinwirken könne. Ein Märchen beispielsweise, so sagen diese Schulmänner, das richtig erzählt werde, lasse dem Spielraum des Kindes in der Phantasie viel mehr Möglichkeiten zu, als ein in ganz bestimmten Bahnen sich bewegender Film. Dem wird aber von anderer Seite entgegengehaltcn, daß das le¬ bende Bild durch Ideenerweiterung auch schöpferisch wirken könne II. duU fernerhin die Zahl derjenigen Leh rer und Lehrerinnen, die durch besondere Begabung in der Lage seien, lebendig und anschaulich zu erzählen, keine allzu große ist. Nac.h dem gegenw’ärtigen Stand des Für und Wider ist mit Sicherheit zu erwarten, daß die allgemeine Einführung der Kinematographie nur noch eine Frage kurzer Zeit sein wird. Die Mehrheit der Leipziger Lehrer ist Jedenfalls dafür; denn das Licht¬ bild findet bei den Kindern eine geradezu begeisterte Aufnahme. Wenn man sich die Einwendungen näher betrachtet, gegen das Wandelbild erhoben werden, so wird einem deren Dürftigkeit und geringe Beweiskraft ohne weiteres auffallen. Die Kinematographie soll hemmend auf das Geistesleben des Kindes einwirken. Das zu be¬ weisen dürfte wohl schwer fallen. Ganz abgesehen da¬ von, daß es keine sichere psychologische Wertung und Messung der Kindesphantasie gibt, bleibt doch immer die Tatsache bestehen, daß Farben und Leben, die das Lichtbild verinittelii. immer anregend und wohl auch schöpferisch wirken, .'^emer wird die Aufmerksamkeit und Aufnahmefähigkeit der Kinder beim Film stets eine größere sein als bei der bloßen Erzählung; es soll dabei ganz unberücksichtigt bleiben, daß die Zahl der guten Märchenerzähler keine allzugroße sein wnrd. Daß sich das Lichtbildmärchen in ganz bestimmter Bahn bewegt, will nichts besagen gegen seinen Wert. Denn erstens ist es ja den Schulen anheimgegeben, nur gute Films zu erwerben und zweitens kann es de* Kinderphantasie nur vorteilhaft sein, wenn an die Stelle unbestimmter und nebelhafter Vorstellungen eine in praktisches Ge¬ wand gekleidete Wirklichkeit tritt. In der Heimatkund.- ist der Film auch dem besten Lehrer und dem begeistert¬ sten Schildere!- gegenüber unstreitig im Vorteil. Denn er stellt die Reize und Schönheiten der Landschaft un¬ mittelbar vors Auge, gibt dabei aber dem Denkvermögen durch die Möglichkeit des Anstellens von Vergleichen usw auch anregende Betätigung. Es handelt sich ferner bei der Anwendung der Kinematographie nidit um eine Belastung de.s .Vu.schauungsmaterials in den Schulen; denn es können dadurch die unzeitgemäßen toten Bil¬ der, die die Archive der Schulen belasten, entfernt werden. Der angebliche Zeitverlust aber, der durch die Film¬ vorführung im Schulplan herx-orgenifen wird, findet doch eine mehr als reichliche Ausgleichung darin, daß der Schüler durch das Wandelbild weit sdineller im Unter¬ richt fortschreiten kann, als bei der einfachen Schilde¬ rung des Lehrers. Was der Schüler einmal hn Licht¬ bild gesehen hat, „sitzt“ jedenfalls besser, als wenn er ein halbes Dutzend Aufsätze darüber gemacht hätte. Nach alledem kann man nur wünschen, daß die Schul¬ verwaltungen dem Lichtbilde, dem Film, mehr und mehr Aufnahme gewähren. Das erfordert der Geist der Zeit und die Nützlichkeit. Kmil VVeidnu« m i Rund um die Friedrichstrasse. Also doch! Aller Opiimismus hat nichts genützt. Wenigstens die Bedürfnisfragc für Veranstaltung von Lichtspielen glaubte man nur als den spukenden Geist, den man nicht bekämpft, weil es Geister nicht gibt, betrachten zu können und nun mit einem Male .steht sie in dem Gesetzentwurf betreffend die Veran- •staltung von Lichtspielen dicht neben der Konzessions pHieht. Wie etwas ganz Selbstverständliches. Und wieder einmal der Beweis, dass nicht, oder zum mindesten nicht genügend von den Stellen aufklärend und unterrichtend gearbeitet worden ist, die dazu verpflichtet sind. Zum Glück hat die Volksvertretung noch nicht ihre Zustimmung zu diesem Gesetzentwurf, der iin Bundesrat seine Annahme gefunden hat, ge¬ geben, sodass noch Zeit bleibt, das Versäumte nach¬ zuholen. Dass sie ganz kurz bemessen ist, dürfte