Der Kinematograph (March 1918)

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No. 685 Der Ktaematuriroph — Düaaeldotf. Gebiete des Gewerbes und des Handels untersucht haben im Hinblick auf die zu treffenden Maßnahmen. Von ihnen sind auch vielfach die \ e rschlage ausge¬ gangen für die Sachverständigen, di? in den Beirat des Reichskomn issars berufen worden .sind. Die beratende .\rbeit, die hier von Fachleuten geleistet wortlen ist. muss ausserordentlich hoch eingc*schätzt werden. Von mindestens der gleichem Bedeutung für die Erreichung der Ziele der febei>angswirtschafts laditik wird aber die ausführende .Vr M*it .sein, welche die Organisationen der einzeltien Berufe bis ins kleinste hinein zu hd.sliMi haben wcM'deii. Besonders leicht wird naturgemäß das Einordnen des Berufsverbandes in die relcergangswirtschaft in den Oewerlwzweigen sein, die in fe.stei Syndikaten und Kartellen zusammengesehlos.seii si.id. E;)en.so wie in der Kriegswirtsc-haft beispielswei.-e die- Syndikate der Kohlenitidustrie dic‘ gegebenen Ausrüliruiigskür- (»erschaften fiu' alle auf die Kuhlenproduktion bc'züg liehen Kriegsmaßnahmeu waren, ebenso werden sie in der rebm-gangswirtschaft die Erzeugung und Ver teiluug, die Ein- und Ausfuhr-Aufgaben iin Rahmen des Gesamtplane.s lösen halten. Manche Industrien, denen es früher an festen Organi.sationen gefehlt hat. sind unter dem Zw'ange der Kriegswirtschaft enger zu8ammengeschlos.sen worden. Wir l•rinnern nur an die Schuhfabriken, an die Seifenfabriken und andere. Auf wieder anderen Gebieten sind in den Kriegs- gesellschaften, denen die Rohn aterialverteilung iin Kriege oblag. Zentralen entstand-.m, die auch den .VufgabtMi der l ebergangswirtschaft dienstbar ge¬ macht werden können. Die l)u"chorgauisierung der Wirtschaft, die eine Folge der Kriegsnot war, wird .luf die.se Weise .selbsttätige ein Hilfsmittel zum l’eber gang zur neuen Friedenswirtschaft bilden. Aber ganz abgesehen von den grossen Geschäfts¬ zweigen, die mit der Rohstoffverteilung vor allen Din¬ gen belastet sein werden, wird jeder Berufsverband (lie Aufgabe haben, die ganz besonderen Bedürfnisse seines Geschäftszweiges für die Zeit des Wiederaul¬ baus zu studieren, dem Berufsverband wird es ob¬ liegen, die Behörden und Zentralen über diese be¬ sonderen Bedürfnisse eingehend zu unterrichten. Es wird ihm aber auf dei anderen Seite aujh obliegen, seine eigenen Mitglieder tinzuregen, zu zweckmäßigem Handeln im eigenen Betrieb und zur Einordnung in die Bedürfnisse der Oesaiutwirtschaft. Diese Umschrei¬ bung des Aufgabenkreises zeigt schon, dass grund sätzlich die Funktion der Verbände in der l’eber- gangswirtschaft sehr ähnlich ihrem Aufgabenkreis in der Kriegswirtschaft sein wird. In den einzelnen V’er- bänden wird es nun jetzt ohne Rücksicht darauf, wie nahe man dem Krieg.sendc gekommen zu sein glaubt, darauf ankuinmen. eine möglichst grüudliche Klärung aller Probleme ihres Fachzweiges herbeizuführen. Dazu gehören Vorträge und Diskussionen in Zu¬ sammenkünften der Verbaudsmitglieder. Dazu gehört vor allen Dingen auch eine gründliche Erörterung und Aussprache über alle Einzelfragen in der Fach¬ presse. Au-sschlaggebcnd für die Fruchtbarkeit solcher Erörterungen werden zwei Dinge sein. Erstens muss der Leiter des Verbandes bei allen Aussprachen dafür sorgen, dass über den Einzelsorgen seines Ge¬ schäftszweiges der Zusammenhang mit den grossen volkswirtschaftlichen Problemen der Uebergangszeit nicht aus dem Auge verloren wird. Bei aller Ener gie, mit der berechtige Sonderforderungen vertreten werden sollen, darf nie vergessen werden, dass immer ein Sicheinordnen in das Ge.samtgefüge unerlässlich sein wird. Zweitens aber wird die Verbandsleitung danach strclien niü.sseii. dass nach erfolgter gründ¬ licher Aussprache die Wünsche und Forderungen des Geschäftszweiges nach .Möglichkeit einheitlich und klar herausgearbeitet werden. Aus den verschiedenen .-Vnschauungen. die in den Debatten zur Geltung kommen, muss schlie.s.sli>-h ein einheitliches Programm herauskristallisiert werden. Für die Durchsetzung dieses Arbeitsprogramm’s muss daiiii die Organisation mit allem Nachdruck, sowohl bei den ülx*rgcordnetei. Instanzen als auch liei ihren eigenen ^iitgliederll wirken. Eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Han dels- und üewerbeverliäiide die Aufgaben, die ihnen in der l’ebergangswirtschaft zufallen, auch erfüllen können, ist, dass nicht nur in den Vcrbands!?itungen .sondern auch bei der Gi'samtheit ihrer .Mitglieder von Anfang an ein ehrlicher Wille zur .Mitarbeit gro.ss gezogen wild. Jeder l nternchmer hat es natürlicher weise am liebsten, wenn er frei und unbehindert nach seinem Gutdünken in seinem (»eschäft disjionieren kann. Alle Einschränkungen, die inslH*8ondere die Knegszeit erfordert hat, wurden lästig empfunden. Das ist sehr liegreiflich. Eine Gefahr kann alH?r aus dieser Stimmung erwachsen, wenn sie bei dem ein zelnen und dann vielleicht auch t>ci der Organisation dazu führt, das Hauptziel allen Eingriffen und \'er Ordnungen gegenüber lediglich in der Abwehr zu sehen. Allzuoft konnte man in der letzten Zeit aus den Kreisen von Handel und Industrie Stimmen hören, die von der Uebergangswirtschaft nichts weiter ver¬ langten, als die Aufhebung aller lästigen Fesseln luid aller ordnenden Vorschriften der Kriegszeit. Es ist leicht, solche Forderungen mU Pathos zu vertreten. Wer sich aber einmal in die volkswirtschaftlichen Probleme der l’ebcrlcitung von der Kriegs- zur Frie¬ denswirtschaft vertieft hat, muss wissen, dass sic mit einer glatten Aufhebung der Kriegs Verordnungen nicht zu lösen sind. Wer deshalb seine Wünsche nur in dieser Abwehr gegen Reglementierung erschöpft, läuft Gefahr, sich bei der .Mitarbeit auszuschalten. Nur die Berufsgruppen, die sich über den Krieg hinaus der Notwendigkeit bewusst bleiben, dass ihre eigene Freiheit gewisse Opfer bringen mii.ss, um der Gc.samt Wirtschaft willen, weiden Aussi'ht halten, an der Durchführung aller .^laßnahmcn so mitzuarbeiten. dass ihre Stimme nicht ungcliört verhallt, wenn es gilt, wirkliche Fehlgriffe zu verhindern. Wir haben bei der Einleitung nn.serci- Artikel¬ folge den grössten Wert darauf gelegt, klarziilegen. dass die Ueberleitung von der Krieg.s- zur Friedens¬ wirtschaft nicht einfach die Rückkehr zu der Wirt¬ schaft vor dem 1. August 1914 bedeuten kann. Die langen Kriegsjahrc haben der deutschen Volkswirt¬ schaft auf allen Gebieten so tiefe Spuren hinterlassen, dass die neue Friedenswirtschaft sich in wichtigen Dingen von der alten Friedenswirtschaft unterschei¬ den muss. Ebenso wie diese Erkenntnis maßgebend sein muss für die höchste, zur Leitung der Wirtschafts¬ politik berufene Stelle, muss sie auch jeden einzelnen Unternehmer durchdringen, wenn er im Rahmen sei¬ ner Berufsorganisation in seinem Interesse am .Wie¬ deraufbau der .Wirtschaft mitarbeiten will.