Der Kinematograph (October 1918)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

No. 613 Der Kinematograph — t tüsseldorf Publikum» günstig beeinflußen. Berichte über ausgezeich¬ nete Neuheiten, die von den Mitgliedern der Tagespresse aus Zeitmangel nicht selbst verfallt werden können, die Kinofreunde ermunternd aufklären Sehlielllieh kann im örtlichen Filmpressebüro die nötige Zeitungsreklame durch gemeinsame Annoncen zentralisiert Wertteil. Nötig? Ab¬ wehrakt innen erhalten größeren Nachdruck, wenn sie vom anerkannten Repräsentationsamt a »gehen, als wenn sie von einzelnen unternommen werden. Besonders die Nach¬ kriegszeit dürfte den Filmpressebür-is ein noch nicht ab¬ zusehendes Wirkungsfeld eröffnen. Wirkt das künftige Filmpressebüro direkt für die Interessen des Film-Theaterwcsen», »i würde die Gründung einer Kinobücherei indirekt für die Erhaltung der Lust und der Freude des Publikums an den Gescheh¬ nissen der Flimmerkunst tätig sein. Unauffälliger, aber sicher ungemein nachhaltig. Die Einzelwerke der Samm¬ lung „Aua dem Reiche de» Films“ würden in gern gelesenen novellistischen Abhandlungen das Leben und Treiben der Filmkulissenwelt behandeln, den Zu¬ sammenhang zwischen Film und wiiklichsai Leben fesselnd beleuchten, in humoristischen Schilderungen lustige Ge¬ schehnisse oder zu Wirrungen Anlaß geltende Szenen fest halten Der Stoff für drei bis fünf Bände mit je 250 Seiten, die je zehn bi» zwölf Novellen und Humoresken umfassen, ist mindestens vorhanden. Er brauchte nur gesammelt, mit Einwilligung der Autoren gedruckt und in einem auffälligen, alter geschmackvollen Einband der Oeffentlichkoit übergeben werden. Bei dem schon beste¬ henden Interesse für die Flimmerkunst braucht um «len Absatz auch einer größeren Auflage nicht bange zu sein. Die Kinobücherei, mit ihren aus dem Kinoleben heraus gezeichneten Novellen, Skizzen und Humoresken, würde die deutsche Bücherwelt um ei im- eigenartige Sammlung bereichern. Sie wäre ein Seitenstück zu der bereits sehr umfangreichen novellistischen und Komanliteratur aus dem Sprech-Tbeaterlelx-n. B«-i dem l'mfang. «len die Kino¬ industrie bereits gewonnen hat, und bei der Bedeutung, die ihr in «ler Oeffentlichkeit jetzt schon zukommt, ist es nur am Platze, wenn sich mit ihrem inneren Leben und mit den nicht geschäftsmäßigen Geschehnissen eine eigene Kinobücherei befaßt Die Liebe lebt nicht nur auf der weißen Wand ihre vorgeschriebene Rolle, sie ist mit ihren Freud« n und Ia-iden auch im Reiche des Films, außerhalb uml innerhalb seiner Atelierkulissen zu finden. Stockholmer Kinobrief. Von unserm Stockholmer Korrespondenten. Stockholm, Ende September 1916. Nach kurzer, kaum merkbarer Unterbrechung während gende Bedingungen entgehen, darunter in erster Linie die, einiger Wochen des Hochsommers, die alle Welt auf dem Lande verbringt, sind sämtlich- Stockholmer Kinohallen, die großen wie «üe kleinen, wieder in volk-m Gange uml die Saison schreitet rastlos vorwärts. Die Zahl der großen Kinopaläste, an denen in der schönen s«-hwt*di»cben Haupt¬ stadt kein Mangel herrscht, wird demnächst durch einen weiteren „Luxus-Biograf“ vermehrt, «ler alles Bisherige in den Schatten stellen soll. Hinter der Neugründung steht eines der drei größten schwedischen Unternehmen, «lie ,,S k a n d i n a v i s k - Film - Gesellschaft“, unter ihrem rührigen Direktor Lars Bjöack. Der Theater- saal übeitrifft in seinen Ausmaßen die bisher größten: „Rote Mühle“ und „Auditorium“, und bietet Raum für 1200 Personen. Auch die innere Ausstattung, in schwarzem Marmor und braunem Stuck gehalten, mit wirkungsvollen Wandmalereien, verspricht, selbst den verwöhntesten künst¬ lerischen Ansprüchen gerecht zu werden. Unterhalb des Theaters soll ein intimes Cabaret denen garecht werden, die ohne das gesprochene und gesungene Wort nicht sein können Die Eröffnung soll im Oktober erfolgen, natürlich mit einem großen amerikanischen Drama, in dem Mary Pickford die Hauptrolle spielt. Der amerikanische Film beherrscht im übrigen nach wie vor fast unumschränkt die Stockh«>lmer Licht hallen, und hierin hat sich seit meinem letzten Brief leider nichts geändert. Ehrlicherweise muß zugestanden werden, daß die Güte der Stücke, die sorgfältige Regie und die glück¬ liche Auswahl der Mit wirkenden an dem Erfolg in hohem Maße beteiligt sind. Aber die Herren Yankees helfen auch mit ihrer bekannten brutalen Rücksichtslosigkeit nach, an der wir uns ein Beispiel nehmen sollten. Die schwedischen Filmkonzerne werden in raffinierter Weise in den Dienst der Entente gezwungen, indem alle Lichtspielhäuser boykottiert werden, die es wagen, auch deutsche Filme aufzuführen Auf Befehl der Engländer wurden große Partien amerikanischer Filme angehalten Um die gekauften und bezahlten Filme in die Hände zu bekommen, mußten die schwedischen Bio-Leute erniedri- daß sie keine von den Zentralmächten kommenden Filmen aufführen. Den betreffenden Direktoren blieb nichts anders übrig, als auf die Erpressung einzugehen, zumal der deutsche Export mit Iieferungsschwierigkeite 11 kämpfte und der amerikanische Film nun einmal nicht zu «nt- l ehren war. Die Entente ist in ihrer rücksichtslosen Fieeh- heit iKX-h weiter gegangen. Kürzlich mußte auf ihren Befehl der um die Gründung und Entwicklung der Skandia-Film- Gesellschaft hoch verdiente Direktor dieses l'nt«-rnehmens. des zweitgrößten in Schweden. Herr Lars Bergström, ab¬ gehen. weil er vor einiger Zeit etliche deutsche Filme in siinem , Brunkeberg-Tbeater“ vorgeführt hatte. Es wäre an der Zeit, daß von deutscher Seite ernste Gegenma߬ nahmen gegen «üe Theater «in«l Gesellschaften ergriffen wertien, die sich in den Dienst der Entente stellen. Leider geschieht von deutscher Seite gar nichts, obwohl ich an «len maßgebenden Stellen auf die außerordentlich schäd¬ liche Wirkung der Zurückdrängung des «i*-utsehen Films dringend aufmerksam gemacht habe. Das einzige, womit wir uns trösten könnten, wäre, daß auch die französischen, englischen und italienischen Filme gänzlich von der Erdoberfläche verschwunden zu sein scheinen. Wie in der Politik und auf finanziellem Gebiet, so droht Amerika seine liebe» Verbündeten auch auf dem Filmgebiete mit Haut und Haaren zu verschlingen. So habe ich z. B. im Laufe von neun Monaten nicht einen einzigen Pathe-Film zu Gesicht bekommen! Allerdings scheint auch der transatlantische Film immer mehr in ausgetretene Geleise zu geraten, und die Zeit ist wohl nicht mehr fern, wo auch das schwedische Publikum sich nach anderer Kost sehnen wird. Auch die Kritik reagiert immer luftiger gegen die amerikanische Mache. Das Milieu wiederholt sich immer häufiger: gewöhn¬ lich spielt das Stück im wilden Westen mit seinen Cowboys und Cowgirl», oder in einem amerikanischen möblierten Pensionat, in einer Mädchenschule oder in einem amerika¬ nischen Seebad. Die jungen Heldinnen sind gewöhnlich an irgend einer Wohltätigkeitseinrichtung beteiligt, wie