Der Kinematograph (October 1918)

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Der Kinematograph — Düsseldorf No 01t Der Krieg als Abendunterhaltung. Wer etwa** über da« Kino erfahren will, der braucht bloß allwöchentlich den ..Kunstwart" zu lesen, der jetzt ..Deutscher Wille“ heißt. Aber auch nur heißt In jeder Nummer fast bringt diese Zeitschrift ilue Bemerkungen zum Kino und zum Film. Diesmal muß der Titel: „Der Krieg als Abendunterhaftung" den Zweck erfüllen, die Leser des „Kunstwart“ über den Zweck der amtlichen deutschen Kriegsberichte im Film aufzuklären Dein Ver¬ fasser des Artikels, eitern Herrn Th. Bohne, sind die amt¬ lichen Filmberichte eine Abendunterhaltung über den Krieg! — „2*/ 2 Minuten Pause Der Vorhang teilt sieh wieder. Ein behagliches lächeln liegt noch über den Zu¬ schauern. Neue Buchstaben flimmern auf: Die Schlacht im Westen. Amtlicher Film des Bild- und Filmamtes. ' Das paßt dem Herrn Th. Behme nicht. Er meint weiter, man könnte ebensogut die amtlichen Kriegsberichte in einem Witzblatt veröffentlichen. Das Kino ist ihm ein Ort. wo der Krieg als Abenduntei haltung genossen wird. Nun Herr Behme. 'Sie waren in einem Kino und haben dort initgelächelt. Oder sind Sie bloß hineingegangen, um dem ..Kunstwart " einen Artikel zu schreiben ( Dann sind Sie eben mit Befangenheit hineingegangen. Daß das Bild- und Filmamt das Kino für die geeignetste Stätte hält um doit «lie Kriegsberichte zu veröffentlichen, das halten Sie ja gewußt und Sie hätten sich an «1er Kasse erkundigen können, zu welcher Stunde die Kriegsberichte erscheinet Dami hätten Sie es nicht nötig gehabt, mit Zulächeln. Aber Sie schreiben am Ende Ihrer nachdenklichen Plauderei, man müßte sich bemühen, eine Foim für die Kriegsberichte des Bild- und Filmamtes zu finden. Bitte, bemühen Sie sich. Sie haben den Vortiitt. Aber vergessen Sic nicht, daß Sie ihn als Abenduntei haltung aufgefaßt Italien und «laß er Tausenden ganz etwa« anderes bedeutet IHe wiederholte Etwähnung der Musik, di»« Sie al- süßlich beaeichnen. was soll sie denn eigentlich mit Ihrem Hauptschmerz zu tut liaben ' Sie hätten gut daran getan, sieh nicht an «ieilei Nebensachen, wie die Musik zu halten, sondern ganz präzis zu eiklä«en. worin denn eigentlich Ihr großer Schmerz liesteht ' Ist es. w«eil man im Kino auch lächelt, oder ist es. weil man im Kino die amtlichen Filmbilder aus dem Kr.eg zu ehen bekommt ' Und wenn Ihnen <la- eine oder «las andere nicht gefällt, warum gehen Sie denn hinein in das Kino ' (Hauben Sie mir. Herr Th. Behme. wenn das Bild- und Filmamt nicht ganz genau wüßte, «laß sch im Kino di«- Menschen einfinden, dann winde es längst einen anderen Ort für die amt licltcn Kriegsbericht«- gewählt hatien So etwas wie einen Kunst war zu giünden und dort die Kt iegsbet ichte zu zeigen, wäre verfehlt, denn kein Mensch würde ihn aufsuehen. Man muß n*cht dai über nachdenken. waium lächeln und warum Ernst oft so nahe beieinawier- licgqn. Ich habe auch gelä-k-lt als ich Ihren Aufsatz ..Der Ki ieg als Abenduntei hak urig" las. Und denn* eh habe ich mich bei dem lesen einiger anderer Aufsätze üi dieser Zeitschrift sehr einst gestimmt gefühlt Poldi Schmidt. Rund um die Friedrichstraße. Wir sind im Hochbetrieb. Außer vielen Beweisen «lafüi, bestätigt das «iie zu einer Selbstvcrständl: bker heran- gewaohsenen Vorstellungen von Filmen, die man mit «1er schönen Bezeichnung „Sonderv »ifühiung" « der noch besser .Pressevorführung“ belegt. Was bezwecken solche Vor¬ führungen ? Nicht« andere«, als daß der Film zur Kritik gestellt wird, sei es der Presse, sei es dei Konkurrenz ln * »eitlen Fällen verfehlen diese Vorstellungen ihren Zweck Wohl hat «iie Konkurrenz Interesse daran, ein neues Film- «erk zu sehen. Ob aber «lern jeweiligen Fabrikanten daran viel liegt 1 Ich glaube es ni«nt. Anders wo ««s sich uni die Kritik durch «iie Presse handelt Und hier wird in fast allen Fällen falsch vorgegangen Verlangt man, daß die fresse eingehend über einen neuen Film urteilt, wozu «iie '"rbedingung ist, daß man da» Objekt in Ruh«« genießen kann, dann muß dafür Sorge getiagen werden, daß die Presse auch in «iie Loge versetzt wird, ihr Amt auszufülk«n Was aber ist der Fall! Die Theater, in denen solche Sonder- vorfihrungen stattfinden, sind überfüllt, und zwar von einem Publikum, das sich mit wenigen Ausnahmen aus j* Angestellten der Branobefumen. aus «leien Onkeln. Tanten, Vettern und Basen zusammen;-etzt. die meistens genügend Zeit haben, lange vor Beginn der Vorstellung Jjjfj 1 einzufinden und so mit Ruhe die besten Plätze im Theater für sich in Anspruch nehmen können Wie es neu- “h erst geschah: ich hatte an einem Film, von den. man ’pfher viel gesprochen hatte, das giößte Intel esse Ich P*»g belehrt durch frühere Vtirstellungen. rechtzeitig und «ztte das Vergnügen, mich nach einem Platz anzustellen, man sich heutzutage nach Lebensmitteln inst eilen muß dann in «iem Geschupsc und Gedränge doch nur einen zu bekommen, von «lern aus ich nicht die ganz; Umwand sehen konnte. Da habe ich es denn mir gelobt. ich sah, daß in «len reservierten Logen Besucher sich ■»eit machten, die für «len Veranstalter bei weitem weniger gelten sollten als «Iie Vertretet dei Pi«■».-«-. nur noch sokhc Sondervorstelluiigen zu besuchen, wo mir ein Platz, und zwar einer, von «iem aus ich meine l*fl.cht ««nullen kann, angewiesen wird. Ich weiß mich in «iieser Foiderung einig mit meinen Kollegen Die Filmkritik ist übeihaupt ein Kapitel für sich. Die Kritik muß unabhängig sein. Sie kann es nicht, sobald die Fabrikanten nicht denelben Ansicht sind. Als ich vor Jahren einmal «lieses Thema anschnitt. gab es einen Sturm gegen mich. Meine Ansicht habe ich nicht geändert; ich sagt« noch heute, daß der Kritiker in der Fachpresse wohl¬ wollend sein muß. daß er nie vergessen darf, welches große Kapital in jeden Film gesteckt wird, und daß er bedenken muß. wie sehr jeder einzelne Fahr kaut zweifellos bemüht ist, Gutes zu geben. Der Kritiker muß aber anderseits das Recht haben, einen Tadel in vornehmer und gebührlk-her Foim Vorbringen zu dürfen. Dieses Recht aber wir«! ihm von vielen Fabrikanten bestritten, und es lassen sich* ge¬ nügend Fälle anfühlen, in «lenen Fachzeitungen Inseiat- auftiäge entzogen wuiden. weil der Kritiker seiner Ansicht ungeschminkt Ausdruck gegeben hatte Das sind natürlich ganz unhaltbare Zustände, die eiiwr giüncUk-hcn Aenderung bedürfen. Wer sich zur Kritik stellt, muß sk-h Kritik ge¬ fallen lassen Aber ich bet«>ne ausdiürklich. daß jede Kritik in ihrem Charakter einst sein muß, daß «k*r Kritik«*r^mit dem Tadel auch gleichzeitig die Begiündung hierfür zu geben hat Ganz im Iossingscheij Sinne, und in seinem Sinne soll der Kritiker auch «iie Materie über die er zu Gericht »itzt, beherrschen können, geistig sowohl, wie rein technisch. Es darf niemals aus einem Tadel Gehässigkeit spre« hen, und noch weniger darf der Fabrikant oder der Künstler annehmen, daß irgend welche persönlichen Ein¬ flüsse in einer solchen Kritik Geltung hab«-n Es ist beschämend, für wen mehr will ich nicht unter¬ suchen, wenn hier und da gesagt wird, daß auch in punkto