Der Kinematograph (October 1918)

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No. «13 Der Kinernatograpb — Düsseldorf Kritik Konkurrenz manöver vorliegen. Die liebe Konkur¬ renz ! Wir wissen, daß nur aus dem Wet ^uvmpf Ersprie߬ liches erwachsen kann, jedoch nur aus dem friedlichen Wettbewerb. Einen Weg einzuschlagen aber, der sich ab¬ wendet vom Vornehmen, ist nicht gängig. Mit großem Unbehagen.liest man Ankündigung» n, denen dieser Stempel fehlt. Wollte sich doch endlich «inmal die Branche ab¬ wenden von einem Ton in ihren Inseraten und Notizen, der in seinen Uebertreibungen unangenehm erinnert an die ersten Zeiten des Art ist ent um». In rein künstlerischer Beziehung stehen der Filmbranche allererst»' Zeichner und Maler zur Verfügung, die Worte dazu stehen aber in gar keinem Verhältnis. Auch das mußte einmal gesagt sein. Es gibt keine Meisterregisseure, es gibt keine 8eri«m von der Wirkung etwas Uebermenschlkbem. Ich will keine Beispiele anführen, aber was manches Mal an Bezeich¬ nungen geleistet wird, reizt zum Lachen, wo es doch eigent¬ lich tief traurig und beschämend ist. Das Werk soll für sich selber sprechen, und gegen keine Reklame wild man etwas einwenden können, Solange sie künstlerisch und auf dem Erdboden bleibt. Es wird doch in der deutschen Filmindustrie mit so unendlichem Fleiße und mit so offensichtlichem Erfolge gearbeitet, daß man ohne Schwierigkeit auf Aeußerlich- keiten schlimmster Art verzichten kann. Die Fabiikanten- vereinigungen erweisen sich immer mehr und mehr zum Segen, sie haben nach außen hin sowohl, wie auch im Innern Ersprießliches, ja Umwälzendes geleistet. Für das letztere spricht die neu gegründet« „Filmbörse", die am 1. Oktober eröffnet wurde. Mit dieser Einrichtung ist etwas geschaffen worden, das einem schweren Uebelstand endlich abhelfen wird. Die Zeit er, des „Caf£ Monopol“ sind vorüber Wer nie den Betrieb dort gesehen hat. kann sich von dem unwürdig»>n Zustand, wie Engagement» für Komparserie und kleine Rollen zustande kam« n. keinen Be¬ griff machen. Dort wurde gefeilscht und eine Günstlings¬ wirtschaft schlimmster Art hatte Platz gegriffen. Weder in künstlerischer, noch in geschäftlicher, noch emilich in sitt¬ licher Beziehung konnte das länger geduldet werden. In gemeinsamen Beratungen zwischen der „Vereinigung Deut¬ scher Filmfabrikanten, E. V.“ und dem „Schutzverbande «ler Filmfabrikanten Deutschlands“ einerseits und den Delegierten der Filmschauspieler andrerseits, sind für die Filmbörse, deren Sitz «las „Cafe Königsfest" ist, eine Haus¬ ordnung und Ieitsätze aufgestellt worden,'die für die Neu¬ regelung Gewähr leisten. (Wir diuck«*n <ii«*s«■ Bestimmurgen an anderer Stelle ab. D. R.) Diese Ncugiündung. der auch die Behörden mit großem Interesse und Wohlwollen gegen¬ überstehen, darf man auf »las freudigste begrüßen. Die Regelung der Honorarfrage für Komparserie und kleine Rollen, die durch die Einrichtung der Filmbörse itattgefunden hat, war eines der wichtigsten Momente. Es * ird gerade an der Zeit, daß überhaupt einmal die Künst 1er- honorarfrage eine Behandlung erfährt. Es ist ja fraglos, daß über lang und kurz ein Rückschlag kommen muß. Denn sc geht es ja kaum mehr woit«r Gibt es doch Künstler, Darsteller, die für «lie Mitwirkung in einem einzigen Film soviel Honorar fordern und leider auch bekommen, wie die gesamte Herstellung des Films fast kostet. Will da noch ein Mensch sagen, «laß solche Zustände nicht ungesund sind! Und fragt man. woran diese Preissteigerung liegt so wird nur immer »He eine Antwort gegeben, daß «lie Konkurrenz ja auch hohe Preise fordert. Diet-e» Abjagen von Kräften um jeden Preis kann nicht mehr so weiter gehen. Den Künstlern selbst ist es nicht zu verdenken, daß sie so enorme Anford«’rungen stellen, zu verdenken ist es denen, die «liese Anforderungen bewilligen. Noch ein anderer Uebelstand, der eng damit zusammenhängt: das ist das Vermieten, das Ausleihen der bei einer Fünra fest engagiert«*n Darstelktr. An sich ist das nicht so schlimm Schlimm aber ist es, «laß die betreffenden Fabrikanten an dem Ausleihen verdienen. Ich erinnere mit h eir.es Falles in dem eine Fiima durch das Ausleihen eines ihrer Dar steiler für den Tag 100 Maik verdient hat Auch «las ist ungesund und macht bei dem Darsteller böses Blut. Da- Grundübel sind die Serien. Durch sie werden die Darsteller fest gelegt, auf denen die Serien beruhen Daher «lie An¬ sicht von ihrer Unentbehrlichkeit unter «len Schauspielern Wie diesen Mißständen zu steuern ist ? Nur auf dem?« Iben Wege, auf dem die Filmbörse entstehen konnte, so hart es auch klingen mag. hier müssen die Fabrikanten zu ihrer Selbst erhalt ang energische Schritte ergreifen. Aber sie müssen unter sich einig sein. Da« wird nicht möglich sein, sagt man, dem» die Außenseiter-. Ueber die ein anderes Mal. Julius Urgiß Kann ein Staat sich überschulden? Von Dr. Walther Rathenau. Wenn jemand jedes Jahr neue Schulden macht, soviel, daß sie allmählich sein Vermögen übersteigen, so sagt man: dieser Mann überschuldet sich, und die Forderungen, «lie man gegen ihn hat, betrachtet man als gefährdet. Kann ein Staat sich überschulden? Wenn das Deutsche Reich dreihundort Milliarden Nationalvermögen hat und sechshundert Milliarden An¬ leihen ausgibt: ist es dam» überschuldet ? Ist das zweite Hundert Milliarden Reiclfsanleihe schlechter als das erste ? Nein. . Wir wollen nicht hoffen, daß das zweite Hundert vol 1 wird; doch wenn es würde, und selbst das dritte, «las viert«, »las sechste hinzu käme, so wäre «las Reich nicht überschuldet, und das letzte Stück Anleihe wäre so gut, wie das erste am Tage seiner Ausgabe gewesen Ist. Ein Staat kann sich nur überschulden, wenn er seinen Bedarf vom Auslände leiht. Das tun wir nicht. Was also geschieht, wenn ein Land im Innern, gleich¬ sam bei sich selbst, hohe Schulden a ufn immt ? Zweierlei: Einmal entwertet sich «las Geld; denn An¬ leihen sind bis zu einem gewissen Grade den Umlauf¬ mitteln gleiehzuw'tzen, und diese bleiben nur solange voll¬ wertig, als sie sich nicht stärker vermehren als «iie Gegen¬ werte — Metall und Waren —, gegen «lie sie ausgegrl«-» sind. Diese Geldentwertung schreitet in allen Staat«-!» fort. «lie in «len Krieg verwickelt sind, und kein Renten¬ vermögen entgeht ihr, gleichviel ob es in Anleihe otter anderen Werten angelegt ist. Sodann nivellieren sich «lie Vermögen un«l Einkommen Dem» die Selbst Verschuldung des lindes bedeutet eit* Umschichtung der Vermögensansprüche; «ler Staat hat dk Aufgabe des Ausgleiches, er muß «las Geld von allen Seiten auf saugen, um es zu den anspruchsberechtigten Gläubigen 1 hinzuleiten, die auch ihrerseits als Staatsbürger wiedem® Steuerzahler sind und zur Aufbringung des Geldes. «•! sie zu empfangen haben, btütragen Der Staat aber mu» «iie schwache»» Schultern schonen und die starken i«*® ihrer Stärke belasten; daher wird allmähl i c h der groß®*- dann der mittlere Besitz nivelliert.