Der Kinematograph (October 1918)

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No «18 Der Kinematograph — Düsseldorf. Jedenfalls erlebt« inan keine Enttäuschung. Natür¬ lich, man wird ihr zunächst immer Unrecht tun. weil man sie ganz ungewollt und im stillen mit ihrer routinierten Mutter vergleichen wird. Aber Eva May scheint nicht in die Schule ihres Vorbildes gegangen zu sein. Ein paar typische Bewegungen, ein paar Gesten zum Ausdruck der Freude und des Schmerzes, die- sich bei ihr wiederholen, sind grundverschieden von der Art der Mia May. Adolf Gärtner, der die Spielleitung fest in der Hand hielt, sorgte dafür, daß sie starke Partner erhielt. Wie freut man sich über das Sanitätsra- spaar, das von Rudolf Lettinger und Käthe Haack gespielt wird. Besonders gefällt Käthe Haack. die man jetzt fast m jedem Film zu sehen bekommt. "Jid die klugerwci-e auf die scbebibar notwendige eigene Serie Verzicht leistet und kleinere, aller auch für da« Ganze recht wicht ige Rollen übernimmt. Ueberhaupt wird durch das Massen¬ auftreten der Serien-Hauptdarstellcr immer deutlicher ein Fehlen einwandfreier Schauspieler für Episoden¬ partien fühlbar. Einige Worte noch über den Partner der Eva May. Es ist ein Herr P r ö c k 1. Tier Name ist mir bisher noch nirgends aufgefallen Es steht fest, daß man es mit einem ungemein sympathischen und begabten Heldenspieler zu tun hat. der wohl bald bi die Reihen der vielum-ch wärmten Kinolieblinge hineinsteigen wird. Er besitzt eine Art. sich zu geben, die behagt und die dem Geschmack Rech¬ nung trägt, den das Publikum nun ebimal besitzt. Vor jenem Eva Mav-Film hopst eine klebte, anspruchs¬ lose Groteskposse (warum nur immer .Lustspiel“!) „T i c k y - Ta e k y“ (Sommer-Film) vorbei Richard Löwenbein, der nach langer Militärtätigkeit wieder nach Berlin zurückgekehlt Ist, hat den Film inszeniert. Katta Sterna, Ernst Matray und Sig¬ mund Nunberg sind die Hauptdarsteller. Man muß das Genre Stema-Matray aus deren zahllosen Tanzabenden kennen, muß wissen, daß das so erfolgreiche Duett eine eigene Note in die Tanz- und Filmkomik zu legen beab¬ sichtigt. Bei ihnen kommt es zunächst auf die zum Ischen reizende Geste an. Erst später auf den Inhalt de« Stücke«. Man sicht dem Matray die Freude am Spiel an, wenn er sich mit seinen eckig unbeholfenen und doch rhythmisch- graziösen Bewegungen das Gesicht mit Stiefelwichse schwärzt, wenn er erwartend am Tor steht, um den Neben¬ buhler in eine Falle zu locken. Die schöne Katta Sterna ist ihm eine Partnerin, die auf all seine sicherlich im¬ provisierten Witze mit Charme und Geschmack eingeht. Das Marmorhaus führt ein neues dreiaktiges Lustspiel „Weh’ dem, der erbt“, aus dem Max Mack-Atelier auf. Nun. man ist (auch von Mack) schon schlechtere Possen gewöhnt Die Idee, die aus Richard Wildes fruchtbarer Feder stammt, ist ganz niedlich und erinnert etwas an Zeiten, da man an dieser Stätte „Die blaue Maus“ bewunderte. Der Fehler der meisten Filme aus der letzten Zeit besteht darin, daß sie viel zu lang sind; daß auf Nebensächlichkeiten Wert gelegt wird, die manchmal direkt störend und ablenkend wirken. Der Gedanke von dem armen Kerl, der mit der Felderbschaft auch zugleich eine recht unangenehme Braut zudiktiert erhält und nachher heilsfroh ist, wenn er das' r ganze Erbe nebst Beilage wieder lo« wird, ist ganz amüsant und gibt auch mancherlei Anlaß zu Heiterkeit Max Gülstorff spielt den Erben. Das ist eine rechte Rolle für* ihn. die ihn dauernd bewegt hält. Sie ist natürlich für seinen schlanken Leib zurechtgezimmert, daß man nur sein«' Freude an seinen Verrenkungen hat Eugenic Jaeobi ist ihm eine flotte, pfiffige Gegenspielerin Auch Jeanette Bet hge aLs seine „vererbte Braut“ ist tüchtig bei der Sache. —*Dfts Haupt stück des Programms ist der* zweite Teil de« verfilmten Ullstein-Romans „Das Geschlecht der Schelme“ von Fedor von Zobeltitz (Berliner Filmmanufaktur). Der hekamite Roman schließt mit dem Tode des Helden. Der erste Teil des Film- läßt ihn aber weit erleben. Graf Gheyn ist bekanntlich auf einer Forschungsreise gestorben un«l hat -einen Begleite« einen unehelich geborenen Abenteuercr gebeten, den gräf¬ lichen Namen weiterzuführen und dafür zu org»n. daß das Geschlecht des Grafen Gheyn nicht ausstirbt. Im Roman, der den ersten Teil des Films bildet, wird gezeigt, wie der falsche Graf glücklich heiratet. Sein Nebenbohkr forscht ab«-r solange nach seiner Vergangenheit. bis er «li« Namensfälwhhiig herausbehommt. Er stillt «len angeb¬ lich«-» Graf«-» und will ihn zum Selbstmord zwingen. Im Ro an gelingt «- ihm auch. Der «*rstc T«-i! d«*s Film- dagegen schließt mit «len Sz«-n« n, in «lenen der Graf trotz der Einwendungen s*-in«-s Feindei« am Leben bleibt Der zweite Teil nun erzählt von den weiteren Schiwiergkcit« n. die sich dem ehemalig«-» H« « h-tapler bieten. da er von seinem Großherzog in die Regierung gerufen werden soll St«>ts muß er wieder zu jener Erkenntnis kommen. zu du er sich schon im Roman dnrchgciin g«-n Kitte: ..All«"- Maß der Kraft«-, «lie scharfsinnig-»<■ Ki mbinatici. und «li« witzigste Fiirsk-ht reichten nicht aus. Get-chrh-.-ues spurt- zu mach«-»; immer blich das Schicksal am W«rk. und die eigenen Taten formten «>as Schicksal." Diesmal ist sein G egne r «1er erste B«-rat er de- Fürsten. «1er erst seine \ er¬ dacht igunge « und Geg«-nai Ix-it« n gegen ihn einsti-llt, ab Staatssekretär des Innern. Trlmborn, über die Kriegsanleihe: Die erste Plüdit des Reldies wird es stets sein, für die Zinsen der Kriegsanleihe zu sorgen er erfahren muß, daß er sein unehelicher Sohn ist. S»‘fa«>!< weil durch den Roman das bedauernswerte Schicksal <"« Grafen Gbcyn allgemeines luteres«c encgt hat. wild h «ler Film einer großen Belebtheit «•rfrctici!. Er v«-iHi?' über mehrere recht gute Szenen. Friedlich Zclnik (warum eigentlich immer auf der Leinwand und im Pro¬ grammheft mit den berüchtigten und albernen «li«i Sternen '< ist der Darstell«-! des Graf«>n Gheyn. jene« Menschen, dem «lie „strahlenden blaugrünen Augur zum Verräter g.-\\onl«’i' sind. Er spielt ihn streng nach den Vorschrift« ■». die 1 Autor da und «lort in sein. Bu«-h hinejngpstreut hat. H’iJP Flink . im schmucken Dreß, ist ein glaubwürdige« Groß* herzog. Hans Mühlhofer vom Kgl. Schauspielhäu¬ sern würdiger Adjutant. Ein Heiner Fehler, «len num noch verbessern konnte- ist den Bearbeitern unterlaufen: im Roman ist auch von dem ältesten Buben dm Grafen Gheyn «lie Red*- Es heu» «la auf Seit«« 194. daß er Albrceht Eberhard getauft Warum nennt ihn «ler Programmsettel auf einmal ..Harald l'ta auch die anderen Namen getreu übernommen sind, kann man sich auch hierin den Vorschriften Fe«* von Zobeltitz fügen . .. * * • „Stürme «les Lebens“ (Bayerische manufaktur) nennt si«-h ein vielakt ig«-s Drama von 1' ,I ‘ D Hofer, «las im Uniontheat«r um Alcxanderplat* erstenmal zu sehen i-t. Es ist eine rührselige Gesch»' die sicherlich auf die breite Meng«* Eindruck machen I Der Sohn «-hier bi«-der«>n BiirgiT frau v«>rliebt sich n’ Diva eines Wanderzirkus. Alle Ermahnungen der Nu