Der Kinematograph (October 1918)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

No. 61fl Die Epoche der Filnisensationen, die bis in die neueste Zeit hinein den Filininarkt beherrschten, scheint endgültig überwunden werden zu sollen. Das Publikum der Kinokreisc, dis sich jetzt mehr und mehr aus dem Intellektuellen rekrutiert, findet an jenen „Nichts als -Sensations Filmen", die ihren Ur¬ sprung weniger dem Hirn eints schöpferischen Autors als vielmehr dem Wagemut einer hemmungslosen Re gisseurphantasie verdanken, kein Gefallen mehr. Wir sind in die Aera des Kulturfil 11 s, des Films geschieht licher und geistiger Schickse lsdramatik eingetreten. Es scheint, daß diese Bewegung zur realen geistigen Kinokunst nicht in Deutschlanc allein in Fluß kommen soll. Als natürliche Folgeerscheinung der geistigen Atmosphäre, die der Weltkrieg mit seinen ungeheuren Erlebnissen geschaffen hat, beginnt sie sich auch in den anderen kriegführenden Ländern zu offenbaren. Erst vor wenigen Wochen stellte die führende eng lische Fachzeitschrift „The Kinematograph" Betrach tungen darüber an. welche Art von Kinokunst nach dem Kriege einem Publikum geboten werden kann, das an Abenteuern das Ungeheuerlichste erlebt hat. was sich überhaupt nur erdenken lasse. Ein solches Publikum sei selbs' durch die fabelhaftesten Illusionen nicht mehr zu fesseln. Man würde in kommenden Friedenszeiten eine ganz andersartige Kinokunst ver langen, und diese Darbiet ungen würden an erster Stelre Probleme politischer Art behandeln müssen. Die deutsche Kinokunst, die längst einer realen geistigen Vertiefung des Kinos das W r ort geredet hat, darf es sich zum Ruhme anrechnen, daß sie dieser von dem englischen Fachblatt als Zukunftsproblem hingestellten Entwicklung längst vorausgeeilt ist. Im Deutschland des zur Neige gehenden Weltkrieges be¬ herrscht die politische Gärung, die Forderung nach De mokratfcierung und parlamentarischem Regime, nach dem gleichen Wahlrecht und der allgemeinen freiheit liehen Entwicklung alle anderen geistigen Strömungen in einem Maße, daß sich niemand ihr zu entziehen ver¬ mag, und so ist es kein Zufall, daß ein großes poli tisches Lebensbild, das freilich auch in reichlichen dramatischen Zutaten schwelgen darf, zuerst in einem deutschen Film festgehalten wurde. Der Film „F e r dinand Lassalle, des Volkstribunen Glück und Ende“ (nach Motiven aus dem Roman von Alfred Schirokauer. verfaßt von E. A. Dupont und Henry Sheff), der kürz ich einem Kreise von Geladenen in den Tauentzien Palast Lichtspielen in Berlin vorge führ» wurde, hat die politischen Geister mächtig auf gerüttelt. Das konnte nur geschehen in einer Zeit, die mit politischen Problemen geladen ist wie die unsrige. Der Film ist. obwohl die historischen Be gebnisse Jahrzehnte zurückliegen, ein echtes Produkt unserer Tage, denn die politischen Forderungen, die der große Volkstribun in glühend leidenschaftlichen Bekenntnissen erhoben hatte, sind noch heißumstrit tene Forderungen der Gegenwart, und der Gedank«-. daß sie morgen nicht mehr Forderungen, sondern Er füllung sein werden, macht die Betrachtung des Las salleschen Lebenskampfes nur um so anziehender und spannender. Der politische Film wird, wenn ihm nicht nur eine volkstümliche Tendenz, sondern zugleich eine kräftige dramatische Seele eingehaucht wird, für absehbare Zeit in unseren Kinos herrschend bleiben. Er birgt — bei aller W’andlungsmöglichkeit des politischen Ge schmacks — Ewigkeitswerte in sich, wie sie auch das politische Drama besitzt. „Der Biberpelz“, Gerhart Hauptmanns geistvolle Persiflage auf die Kämpfe der Septennatszeit. wird eine interessante politische Studie bleiben, solange es politische Kämpfe gibt, und Filme, die von dem politischen Feuergeist eines Ferdinand I^assalle erfüllt sind, werden noch lange das Brot der Kinos bilden, — solange, als nicht wieder die „Illusion" von den Geistern Besitz ergreift. Damit aber dürfte es nach dieser Weiterschütte* rung wohl gute Wege haben. L. A. WWMl Aus der Praxis liototoi 88. Jaan Gilbart hat die Musik zu der zweiten Beck-Film- Operetle „Die Silvesterwette“ von Dr. Willi Wolff und Pr. Zickel geschrieben. Die Aufnahmen sind im vollen Gange; als Dar¬ steller wirken wieder die dein Konzern inzwischen fest verpflich¬ teten Künstler Motiv Wessely, Julius Dewaki, Paul Westernieyer und Henry Bender mit. Mit Westerrneyw macht die Firma eine Htdda Vernon, die an firn schwer erkrankt war. daß ihre I eberführung in ein Krankenhaus notwendig wurde, befindet sich glücklicherweise auf dem Wege der Besserung. Eine unmittelbare Gefahr liegt nach Aussage der Aerzte nicht mehr vor. Firn Andra-Film-OdditlMhaft. Iwn Vertrieb der Fern Andrs- Filme hat die „Universum-Film-A.-G.“ („Ufa“) übernommen- Vortrag. Am Montag, den 28. Oktober, 8 Uhr abends, wird Rudolf Kurt*, der Prmnaturg der„Projektions-A.-Q. Union" *‘ip<n Vortrag ,,Dramaturgie des Films“ mir kinematogTaphisehen V*' fi ihr untren halten. Der Zweck ist, den Schriftstellern den Bw* für die besonderen Forderungen der Dramaturgie des Film« öffnen. Der Vortrag, der vom ..Schutzverband Deutscher Schritt- stellar“ veranstaltet wird, findet im „Bild- und Film-Amt“ »tan- Dtuttche Mutoscop- and Biocraph-Gwillzchaft Herr von Woringen hat die weitere Inszenierung der Magda Madeksne Serie übernommen. — — Außerdem arbeitet die Firma an a" 0 großen Film „Der fliegende Kristall“. „Vitascop-Theater“), Berlin-B.—HBR._ , gingen am 18. Oktober durch eine Fest Vorstellung die Feier ihres zehnjährigen Bestehens. Das Programm brachte außer Film- Schauspiel lönwald. Gesang vort rage des •'rau Luise Böham. iöniglic io Ansprache des Herrn Gustav Harr Nodaktaar Erich Kraft vermählt sich am 3. November mit Fräulein Maryia Szykier. worden. — Der Vertrag Paul Westermeyers des Künstlers gelöst. Lana-Film-Gesellschaft Die Firma bereitet zwei große Fjg» vor, und zwar „Heinrich Heine, sein Leben, Lieben und U**’ und das Drama aus dar Revolutionsaeit .,Mirabeau".