Der Kinematograph (October 1918)

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No. 617 Der Kinematograph — Düsseldorf. Kanonen sitzen bUben, und die Zeit würde nieht mehr Bei einer ersten Fabrik wirkte ein Darsteller mit, üIh-i fern sein, wo normale Zustände auch auf diesem Gebiete dessen Fähigkeiten ieh zwar kein Urteil hier abgeben will, eint löten. der aber keineswegs aus der Schar besonders hervorrag Auf der einen Seite klagen die Fabrikanten ständig Vorerst machte er zur Bedingung, daß er immer für drei über die zu hohen Kunst lei honorare. auf der anderen Tage Honorar im voraus aushezahlt erhalt 1 . Wahrscheie- Seite geben sie selbst Veranlassung dazu, die Darsteller in lieh war die Firma um einen Darsteller in Verlegenheit dem giößenwahnsinnigen Glaub.-.i zu erhalten, sie könnten de ging deshalb auf die Bedingung ein. Bemerken möchn ihre Hoiiorarforderungen noch immer höher schrauben. ich, daß die. Fiim* so potent ist, daß sie für jedes Honorar Oder ist es etwa nicht Größenwahn, wenn eit Künstler gut Ist. Den vorsichtigen Künstler tiaf das Pech, daß für die Darstellung in eüiem c uzigen Film, einem Schau- ihm während der Aufnahme ein Anzug aus der Garderoh. spiel ohne Besonderheiten, zwanzigtausend Mark fordert ? gestohkm wurde. Er fordert«- von der Firma zweitausend Was es ist. «laß <y- die Fonlerung auch erfüllt bekommt. Stark, jawohl, zweitausend Mark! Für einen einzigen das zu sagen, möchte ich mir doch liclx-r ersparen. Wenn Anzug. Diese Summe war auch der potenten Firma ztt- ilic Gagen -o enorm grstk-gen sind (daß sie in gewissen viel, sie lehnte diese Bezahlung ab. Was war die Folge ' Grenzen steigen mußten, wird nuui bei den heutigen Lebens- Der Herr Schauspieler nun hte die weitere Mitwiikui.j; Ix-dingungeii unbedingt zu billigen müssen), ist dies einzig abhängig von der Zahlung. An d«-m Tage, au dem der und ail«-in die Schuld einiger weniger Fabrikanten. Diese- Inhaber der Fitma den Kall öffentlich erzählte, war «1er wenigen halven gegen die Mehrheit gearbeitet. Ein Schau- Sc-hauspiek-r nicht zur Aufnahme bis zur Mittag-z« it spielcr, «1er vorher nie in einem Film gespielt bitte, un«l gekommen. Was wird der Fiima anders tibrigbleil» n nun mit nettem, atx-r keineswegs sensationellem Erfolg«- als zu zahlen un«l damit das kk-inere Uebel zu wählen in einem Film mit bekanntem Titel gewirkt liatte, wur«le Meines Erachtens scheint mir hier die Ahg«-k-genheit ls- neulich von dem Regisseui einer Filmfabiik ang«-iufen. «lenklich «lie Grenze «les Eilaubtc-n zu übersc-hreiten. ob er «lie männliche Hauptrolle in einem Film für die F< ließen sieh noch zahlreiche Fälle anführen, di«- Serie «les weiblichen Stars iii>t>mehm<-n wolle. Er wollte, Grund genug zu Klagen über Forderung und Gebiu-n hatte alx-r den Mut. als Grutulpreis für seil» Mitwirkung der Schauspieler gehen Si<- sirxl vers«-hul«l< t durch rik-k- die Summe von sagt- un«l schreibe fünftausend Mark zu siehtslose Firmen, und sie sind nichts weiter als Antw- it fordern! Nach G«x-the sind Mut uml Bescheidenheit «lie und Aufbä imen gege-n ciukI«-» ne- Sklaventum „Sklavi n i‘ unzweideutigsten Tugenden. — — — Wer lacht da! ist ein elendes Hainlwerk“. heißt es im ,.Fk-sko". Ihr Die Schauspiel« r dürfen sich infolge d«*r Konjunktur, aber Unverschuldete unter sok-hen Handlungsweisen leiden verschuldet einzig und allein durch t inzeli-e Fabrikanten, sollen, «las sehe ieh nieht ein. alias herausnehrnen Folgender Fall ist soeben passiert. Julius l’rgili Grippenot und Man muß die Panik miterlebt haben, die in einer Stadt um sich griff wo plötzlich die behördlich- Schließung der Unterhaltungsstätten, der Kinotheater, Konzertsak-, Theater usw. wegen Grippegefahr angi-ordnet wortlen ist. Die Epidemie selbst, die ncxth immer als Grippe l-ez«-«chn<-t wird, trotzdem «lie Leute an gar nicht grippeartigen Er- Nch-inungen erkranken und sterben, «lie Krankh-it M-lbst. hat nicht einen solchen Schreck verbreiten können, wie «lie plötzliche Schließung der öffentlichen Lokale. Die Kirchen sind von «lern Verbot nicht betroffen. Auch nicht die Eisenbahnen, die Wag«»n «ler Straßenbahn, nicht die Ansammlung«-» vor den Lebensmittelgeschäften und nicht «lie sonstigen Versammlungs«>rte von Menschen, «lie leben müssen, weil sie eben noch nicht tot sind. Nur die Gast¬ stätten, in denen zufällig auch Musik gemacht wird, nur die Theater, die Konzert säl«-. die Kinos usw. Es darf also angenommen werden, daß jegliche Art von Kunst einen starken Einfluß auf die mx-h unentdcckten Bazillen aus¬ übt, welche die Krankheit verursachen. Auch scheint man der Meinung zu sein, die Bazillen werden sich dadurch töten lassen, daß man ihnen diesen Frucht- und Xährfxxien der Kunst möglichst überraschend entzieht. Denn anders ist es schwer erklärlich, warum die B«-hörde «len Unternehmern und Wirten nicht wenigstens einige Tage vorher mitgeteilt hat. daß eine, derartig«^ Maßnahme der Schließung höchst wahrscb-inlk-h bevorsteht. Immerhin haben doch «lie Gesundheitsämter ihre Erfahrungen, sie haben ihre statistischen Daten, sie haben ihre Beamten, die eine derartig katastrophal wirkende Maßnahme ent¬ schieden leichter voraussehen können als der Wirt, als der Unternehmer. Sein Recht ist es, bis zum letzten Augenblick zu hoffen. Pflicht der Gesundheitsbeamten hingegen ist es doch w ohl, solches mit geborene Recht eines jeden Kämpfenden, Lebenden wohltätig zu be¬ schneiden. Viele Wochen schon grassiert die Krankheit, Wirtschaftstod. sie hat sogar «-ine Generalprobe veranstaltet, indem ~" einen Vorläufer ins Land schickte Trotzdem grschak keine Warnung, erfolgte keine Vorbereitung. Es ist keinem Wirte, «-s ist keinem Untcrm-hm«y nah«-gek-gt woideil,«-r n-' -ß' in Anbetracht «ler «lrohenden Schließung?maßregeb-. k«-in>- Vorräte an Lebensmitteln auhptichein, keine Abschlüsse an Kunst material macht-n. Auch die TauM-nde von Kelim rn- Musikern und anderen Angestellten, die nicht in festem Vertragsv«-rhältnisse stehen, die mit «ler Schließung du geringes Brot verlieren, sind nicht gi-wamt worden lfcl " letztere wäre schon aus «i«-m Grunde höchst ratsam gewesen, weil dies«- ohnehin schwer ruigenfle B«-rufsklass«-. «li«- «1* von einem Tage zum and«-r«-n k-bt, wenigstens in d«-r Lip' gewesen wäre, sieh irgendwie auf die Zeit dieses absoluten Verdienst ent ganges vorbereiten zu können. Bchönlli'b- Sefiließung eines lxjkales hebt all«- \'erträgi- auf. {*'' Schließung schafft aber den Hunger .-licht aus der M und gerade der uns ja vertraute Hunger wird die \\i<h ,r ' standsfähigkeit gegin die Krankheit kaum vermein'' ' 1 lm Gegenteil. Man hat gehofft, untl man hofft n«x-h überall d'«' 1 - wo ein sehwucher Grund dafür besteht, «laß «U*~c vor dem Abschluß d«w neuen Kriegsanleihe kaum benütz* werden sollten, um sich «l«r unumgänglich is t wendig** Propagandaorte für «iiese Kriegsanleihe. um sich d«r l , J ,rr ' haltungslokale, der Theater, der Lieht spielhäuM-r zu Ix-p-heu Man hat ferner stark gehofft, daß «üe Stadt verwalt ung® 1 es sieh wohl überlegen werden, auf «lie Lustbarkeit sstet£ aus den Unterhaltungsstätten zu verzichten, indem sie 1 Unterhaltungsstätten sperr«-n. Die Lustbarkeitsst«-uer einem einzigen größeren Iächtspielhause z. B. hettüp^ «Irei Haupt besuchst ag<-, wie Freitag. Sonnabeiul und •*’ tag, rund 1000 Mk Man kann also leicht berecdm*®» hoch dieser Ent gang in einer Stadt ist, die einige tri haltungslokale besitzt. Donntx-h mußte und dennoch