Der Kinematograph (October 1918)

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No 61? Der Kinematograph — Düsseldorf. wird von Herrn Direktor Bau mann auch daun nicht ver¬ lassen, wenn der Filmmaikt Sensation über Sensation anbietet. Der vornehme Giuruizvg in der künstleiüchen Leitung dieser Bildet bühne ist dn.n auch vcm Dtesdner Publikum längst verstanden und datibar aneikannt wor¬ den. Das Theater in der ‘Piagerstraße, das trotz seines bedeutenden Fassungsraumes wie ein Schmuckkästchen anmutet, darf mit jedem Programmwechsel ein volles Haus verzeichnen. Die Pflege vornehmlich des Gesellschafts- schauspiels moderner Gattung die Herr Baumann sich angelegen sein läßt, entspricht anscheinend durchaus den Wünschen der intelligenteren und der kultivierten hiesigen Gesellschaftsklassen. Sie bilden denn auch den Stamm der Besucher und sie lassen besonders an den Tagen keine Lücke im Hause, wenn eine unserer Bühnengrößeu Träger der Hauptrolle eines solchen modernen Films ist. Fiir die sogenannten „Stars“, deren schablonenhafte Darstellungs¬ art oft den beeten Film entwertet, ist hier wenig Interesse vorhanden, was auch wieder nur ein Erfolg der künst¬ lerischen Leitung ist. Besonders hervorzuheben ist die zuvorkommende und freundliche Art des Hauspersonals. Das Publikum dieser nervösen Zeiten weiß dies wohl zu schätzen und an diesem Vorzug des Hauses hat Herr In¬ spektor Limbach seinen verdienstvollen Anteil. Herr Kapellmeister Heinrich Bremer, ein Musiker von Energie und feinem künstlerischen Empfinden, führt sein Orchester durchaus den Erfordernissen des Raumes gemäß, zwar diskret, aber auch so, daß die Begleitmusik zu ihrer vollsten Geltung kommen muß. Die guten akustischen Verhält¬ nisse machen ein starkes Aufträgen überflüssig und somit kommt Herrn Bremers Wahl, die stets nur die beste C'oncert- musik trifft, und die ein gut besetzte« Orchester ausführt, durch seine zielsichere Leitung zu ihrem schönsten Recht Isi auch die Größe des Olympia-Theaters am Altmarkt nicht übermäßig, so hat diese Lichtbildbühne unter Frau Hesse’s Direkt ionsführung die Gunst vornehm¬ lich jenes Publikums für sich, das den bekannten Film¬ sternen treue Gefolgschaft leistet Und da auch die Pflege des modernen Filmlust spiele hier nicht vernachlässigt wird, so bringt jedes neue Programm in seiner Gänze ein volles Haus. In den veigangenen Monaten, wo der deutsch) Filmroman henschte. war er auch sofort nach Erscheinen von Flau Hesse erworben. Diese Großzügigkeit hat die gebrachten Opfer reichlich gelohnt und es ist selten eine Vorführung, die nicht ein ausverkauftes Haus zur Folg, hat. Die musikalische Leitung des Herrn Muizilli be¬ schränkte sich lange Zeit hindurch auf den hier durchaus sinngemäßen Kammeistil. Die Herrn Murzilli von der Direktion gewährten Verstärkungen durften aber nicht auf Instrumente verwendet werden. welche diesen einzig berechtigten Sti. stören, wie Trompete oder gar Schlag zeug. Vielmehr sind die Streichinstrumente mit Unter¬ stützung des Klaviers hier einzig angebracht. Diese not¬ wendige Eikenntnis ist nur neuerlich wieder, und zwar zum Vorteil der Wirkung zu ihrem Recht gekommen. Die Kammerlicht spiele G. m. b. H. in dei Wiladrufferstraße, deren Geschäftsleiter Herr Pfotenhauer ist. lassen ihr Publikum merken, daß die Buntheit der Wochendarbietungen ihnen das Grundprinzip ist. Dadurch kommt jeder Geschmack auf seine Rechnung und sicher lieh auch die l^eitung des Theaters selbst. Von den Neu erscheinungen der Filmliteratur. sofern sie tatsächlich Schlager sind, wird jeder so schnell als möglich erworben und sein Erscheinen vorbereitet. Sok-he Unternehmung¬ freudigkeit kommt dem Publikum der Kammerlichtsp iel. und seiner Schaulust sehr entgegen, sie beweist, daß die Leitung ihr Publikum versteht. Eine anerkennenswert.- Geschicklichkeit in der Reklame hat den Kammerlicht spielen viel neue Freunde geworben und eine von den Herren Rakier mit viel Fleiß und mit guter Literatur an¬ geführte Begleitmusik macht den Besuch des Theatci- zu einem Genuß. Allerdings wärt es vom musikalischen Standpunkte aus gerechtfertigt und auch wünschenswert wenn mehr Abdämpfui g und mehr Zurückhaltung den Eindruck der „Begleit “-Musik haben wiim*-. Eine Fortsetzung des Berichts über die Lichtspiel¬ häuser Dresdens lasse ich in Kürze folgen Poldi Schmidt. 5 058 822 911 003. Phantastische Skizze von Redakteur A. Brumme, Aachen. Sie saßen in recht angenehmer Runde, die Herren. Es war Samstag, kurz vor 11 Uhr abends. The Zeit der Polizeistunde drängte sie aus dem gemütlichen Lokal., wo sie die Arbeitswoche beschlossen „Sollen wir denn wirklich diesen Abend so halb ver¬ braucht beschließen ?“ „Natürlich Leutnant Heindorf! „Sie Interimsmensch können sich wieder nicht an die Tag- und Nacht Bedingungen des Heimatlebens gewöhnen.“ Der Apotheker lachte. Und die Tischrunde stimmte ein. „Na, wollen wir ihm noch mal den üetalleii tun, sonst geht er schließlich noch allein auf Abwege - in die Dunkel¬ heit der Nacht.“ „Der Kaufmann und Qroßkapitalist ladet uns ein,“ rief Leutnant Heindorf, der Eisernbekreuzte, und der B&nkvoreteher fügte hinzu: „Er hat ja auch eine ziemliche Summe Weinsteuer beaahlt.“ „Na also," schallte ea wie aus einem Munde. Sie zahlten und gingen. Brunow. der Schriftsteller, war nachmittags im Kino C wetvn, er hatte Bich Sophus Michaelis, des Revohitions- chzeit-Dichters, ideal-phantastisches Filmwerk „Das Him- melsschiff“ angesehen, und als er nun die 8temenpracht, in zahlreichen Reihenkränzen das Fest der Unerdlichkeit sah, packte ihn die Wucht der .Allgewalt. Die Gro߬ gedanken der Weltent Wicklung, mit denen die hohe Nacht - atmosphäre erfüllt, konzentrierten sich auf sein Denken, gaben seiner Phantasie die Flügel des Beschwingt sein- und er, dem alles Materielle ein T ’ebel war, er, der von seinem Freunde, dem Kaufmann, immer die ideale Zipfel¬ mützetype genannt wuide. bekam den Begriff der Zahl Der Geist der Myiiaden-Sterne uingaukelte ihn, ergriff in ihm Platz, mehr und mehr, füllte ihn aus. Er würde das Drama der Zahlen schreiben. Die Idee berauschte ihn. Sie war da und ließ ihn nicht los. „Paß doch auf. Nachtwandler!“ Der ärgerliche Ruf des Bankvorstehers schreckte Brunow auf. Ein Schlüsselbund klirrte, Zigarettenfunk«' sprühten, eine Taschenlampe blitzte unter suchende Tritte Es wurde Licht. Nun saßen die vier Freunde beim guten Tropfen und spielten Skat Brunow verlor. Er verpaßte einen Grand mit Vieren Ke anderen hänselten ihn. Das Spiel kaum begonnen. war schon aus. Alles in Brunow drehte sich um den Begriff der Auf den beiden Geldscheinen, die vor ihm lagen, die Nummern. Er erregte sich an ihnen und fügte