Der Kinematograph (December 1918)

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Der Kinemato^raph - Düsseldorf. No. 622 Schützer und Neuerer sozialer Rechte für Angestellte zu machen. Verfehlt ist es sicherlich, wenn die Anpe stellten verbände alle Winkel ihrei- Bezirke nach heim cekehrten und d.iheim^eblietK-nen Berufskolleffon ab suchen, sie zuni schleunigen An.schluß an die Organi¬ sation liewegen. ind“m sie ulcichzciiiR das Paradies auf Erden versprechen. Die rnterncluner versti'hen die Forderungen der Zeit jedenfalls bf*sser. Sie halten sich an das Gebot der Stunde und das heißt: Ar¬ beiten, schaffen, wirken: gleichviel oh es im Rahmen des gewohnten und gelernten Betriebes ge «chieht. oder in einem anderen Rahmen. Denn nicht (ti wohnheit und frühere Betätigung schreibt heute den Weg vor, sondern Notwendigkeit. Während aber die Angestellten verbände sich durch ihre W'erbung zum liK'kenlosen Zusammenschluß ein zahlenmäßig nach¬ weisbares Machtgefühl verschaffen, verhindern sie trieichzeitig, daß der organisierte Angestellte inzwi- s'lien irgendwo und irgendwie sich betätige. Die ver¬ heißene und die gewährte PnterstfltZHng arbeitsloser organisierter Angestellter i.st erst recht gi'cignet, dem Arbeitsmarkt die Kräfte gerade dort zu entziehen, wo sie im Moment am hotigsten sind. Ob die Verkürzung der .Arbeitszeit bei gleiuh- zeitigen Höchstlöhnen für das Gedeihen der Neuwirt Schaft günstig ist. wäre gleichfalls noch zu unter suchen. Man kann einem schon erwachsenen Kinde zwei Aufsichtspersonen geben. .Aber man wählt für den Säugling nur eine einzige Amme, man tieza'ilt sie reichlich für Ueherstunden und Nachtwachen und nan löst sie erst ab, wenn das Kind sich gut entwickelt, früher rieht. Je veränderlicher der Geschmack des Publikums ist. das für ein be.stimmtes Unternehmen in Frige kommt, je häufiger folglich der riilemehmer gezwun¬ gen ist. sein Personal zu werhseln. desto mehr Einfluß verlangen die Angestellten in mich einem Betriebe. Das zeigt sieh besonders auffallend im Betrieoe der Theate.-, der Kinos, der Unterhaltuiigsstätten usw. Vas z. B. .soll aus dem folgenden Leitsatz des Musiker- «entralrates entstehen, den aiieh viele Bühnenpersoral- 8äte anfgestellt haben: ..Die Musikerbetriebsräte ver treten die Interessen der Musiker gegenüber dem Un *emehmer innerhalb des Betriebes.“ - Die Interessen des Musikers innerhalb des Betriebes sind in d»in Augenblick verletzt, als es der Unternehmer für not »endig findet, die Musiker zu entla.ssen. die Musiker SU wechseln. Solche Notwendigkeiten sind sehr häu fig. .solche Notwendigkeiten diktiert der Publikums¬ eeschmack. die wirtschaftliche Notwendigkeit, die whördlichen Verbote und Erlaubnisse, die äugen Wickliehe Lage. tJder: ..Mitlieratungsrecht der .Angestelltenräte bei der Repertoire- und Dienstausarbeitung sowie .An Stellung, Kündigung usw.“ Dieser Punkt stellt eiin' Diktatur der Ange- stellteiiräte dar. wie sie einschneidender gar nicht ge- da.lit werden kann. Diese Diktatur erstreckt sich sogar auf die Art der Darbietungen in einem bestimm¬ ten Pntemenmen. Theater. Kino. Unterhaltungslokal. Es ist da ganz gleich, ob bloß das Re|»<*rtoire oder bloß die Ausarbeitung des Dienstes dem Mitberatungs¬ recht der Angestelltenräte unterworfen ist. D«*nn der Dienst der Angestellten in solchen Betrieben ist vom Rejiertoire abhängig. -Andererseits kann ein Reper toire niemals abgeändert werden, wenn die Ange¬ stelltenräte eine .Anstellung oder eine Kündigung nicht billigen. Durchführui g ganzjähiiger Verträge. Hier fehlt bloß noch der Zusatz zur Ermöglichung einer prakti sehen Verwirklichung. Wahrscheinlich wird der Zu Satz so lauten, daß sich die Unteinehmer verpflichten müssen. .Angestellte in ihren Betrieb zu übernehmen, wenn der Konkurrenzunternehmer sie aus irgend einem Grunde nicht mehr besch.^ftigen kann. .Auch: .Alle Bezahlungen fü'- die Berufsorgani safion sind bei der Gehaltszablu ig abzuziehen. .Auf diese einfache .Art und Weise wir! also der Unter¬ nehmer gezwungen, für die Lebensfähigkeit der Ange- stelftenorgaiisaiion Sorge zu tragen. Was bei ge¬ wissen Einzaniiingen. z. B. für den Streikfonl sehr lustig ist. Noch ei.IC kurze Bemerkung. Sic soll die Anfüh rillig und die Kritik so vieler anderer ähnlicher Be scMüsse der Angestelltenorganisationen überflüssig niachiMi: W,e soll irgend eine Angestelltenorganisation unter den heutigen Verhältnissen ersprieß liehe .Artieit leisten, wenn alle ihre Bestrebungen in mitten der wirtschaftlichen Katastrophe in die Tat uniziisetzen .sind? Das Taleiu der Organisation ist angeblich das besondere Talent des deutschen Volkes. Wir haben es erlebt, wohin die Organisation der Massen, bei Ausschaltung und l'iiterdrüekuiig alles selbständigen Denkens und Wollcns des einzelnen ge¬ führt. Wir haben gelitten und wir müssen noch viel leiden, weil unsere Herren, unsere Diplomaten, unsere Führer nicht verstanden haben, len Mantel nach dem Wind zu hängen. Iin guten Sinne nämlich, zum Nutzen und Segen der organisierten Ma.s.seri. zum Se¬ gen des Volkes. Rechtzeitig einlenken, rechtzeitig naehgehen, das ist heute so notwendig wie immer. Nie war eine Zeit ungünstiger für diklatorisrhe Maßregeln dem Unternehmer gegenüber, wie die gegenwärtige. Poldi Schmidl. Bund der Film- und Kinoangehörigen. Ueber die Vorarbeiten zur Gründung einer großen ^l>eitnehmerorganisation hi der Filmbranehc halN<ii wir »noii berichtet. Au« der Urabsicht, den Zusammen- »hluß aller geiHtigen Arbeiter am Film herbeizuführen, ^sich in vielen Versammlungen interner Art die Ansicht *v»UKgebildet, alle Angehörigen des Film- und iles Kiiio- S^erbt* zusanunenzuschließeii. Am Sonntag, den I. D«‘- *J®ber, vormittags, kamen nun die Interessenten zu »ler '»ündungsversammlung zusammen. Außer einigen Zusammenstößen und dem Auftreten ^*|^ulustigBr. die aber bald von der Gesamtheit in ihre *«anken zuriiekgewiesen waren, verlief die Versammlung ivürdig. An das eiiileiteiule Referat. in dem Herr Berger für (tie airtsihaftlk-he Stärkung, für die künstler^he Hebung und für <lk* Aiisseheidiiiig alle* Unmoralischen aus dem. aws zum Film und Kino gehört, eintrat, sehloß -ieh eine au'ged<‘hnte Diskussion. Ein V'ertreter d»-r (Jeneralknmmisskm der (Jewerks«-haften. Herr KnuU. gab .Aufklärung, »as unter .,ge wer ks<haft lieber Basis", auf die iler Biiml gestellt wenk-ii soll, Auskunft, denen Herr Dr. Selig, der Sjiuükus «les Kartells «ler Bühnen-, V'arüt^ und Musiker-Cirjpinisat innen rsieii weitere Ef- iauterungen hinzufügte. Redner betont, daß «lie Dr|Mni- sation den wirtschafflk-h«-n Frk*<ieri zm-is«-heii Arbeitgebern