Der Kinematograph (January 1919)

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No. tt27 Der Kinemato^sph — Düsseldorf. f'ir derai'i uatioual wenig Uefestigte wird der Aus landsfilra Gift sein. Gerade, weil der Film wie kaum etwas anderes so unmittelbar su «’irken versteht. Und es ist stark zu liefürchteu, diO eine Anzahl der von der „Ausläüderei" Geheilten Rückf&llc erleben und die Krankheit auch jene ergreifen wird, die anläßlich der jetzigen unangenehmen Situation den Kurs ver loren haben. Sollen wir wieder dahin kommen, daß alles mit dem Attribut des A isländischen versehene zugleich als Merkmal einer außerordentlich hohen (Qualität betrachtet wird? Dringender als je brauchen wir Nationalbewußi sein. Alle Mittel müssen aufgeboten werden, um es zu entflammen und zu stärken. Nur dann werden sich neue produktive Kräfte in Deutschland entfalten kön nen. Dazu ist es keinesfalls notwendig, die Ware des Auslandes zu bekämpfen, also auch den von dorther kommenden Film. Nur müssen wir dem suggestiven (.'harakter der Auslandsmarke, ihre verderbliche Wir- samkeit zu nehmen wissen und das Publikum dahin beeinflussen, sich bei der Beurteilung nur von greif¬ baren Momenten leiten zu lassen. Wenn wii- es dahin bringen, dann dürfen wir unbesorgt sein, daß etwa der deutsche Film nur seiner deutschen Entstehung hal ber in den Hintergrund gedrängt wird. Wir erreichen, daß der im Inlande hergestellte Film Stolz über die heimischen Leistungen erweckt; auf diese Weise einer der Steine ist, die, wenn sie ins Wasser fallen, immer weitere Kreise ziehen. Ein solches Beginnen ist keinesfalls unmöglich. Es bedarf fast nur eines Faktors zur Mitwirkung außer den in Fachfragen begründeten und damit selbstver- .ständlichen: Der Presse. Wie of; ist schon gefordert worden, sie solle den Spielplan der Lichtspielbütinen eingehender behandeln. Wenn das „Kino“ falsche Wege gegangen ist, so muß ein nicht geringer Teil an Schuld der teilnahmslosen Haltung der Presse zu- gewiesen werden, deren Aufgabe eine Kritik des öffentlichen Lebens sein soll. Dann wäre eine Speku lation gewisseulosar Fabrikanten auf die nicht immer sauberen Empfindungen der großen Masse unmöglich gewesen, weil die Gefahr einer vernichtenden Kritik bestand. Noch ist es nicht zu spät. In Deutschlands schwersten Tagen spielt der Begriff „gesellschafts¬ fähig“ eine untergeordnete Rolle und alles hat nui- dahin zu wirken: Die alte Kraft aufzurichten, Urteils fähigkeit zu bilden und begründetes Selbstbewußtsein zu erzeugen. Urteilsfähigkeit, deren nächste Folge das Selbst bewußtsein ist, denn wir brauchen uns mit unseren Leistungun nicht zu verstecken. Die Schule der U' teilsfähmkeit ist für unseren Fall die objektive Kritik. Und jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, von dem an sidi die Presse mit der Besprechung von Filmen be fassen muß, wenn sie nicht einen offensichtlichen Fehler begehen will. Sie muß dem Publikum die Vor¬ züge und Nachteile eines Filmwerkes, das zu sehen es Gelegenheit hat, auseiuandersetzen; schonungslo.'- schwache Stellen sowie Unkunst und Kitsch in ländischer wie ausländischer Filme hervorheben und Parallelen ziehen, wie es sein könnte und müßte. Wahrscheinlich würde dann mancher der so beliebten Auslandsfilme erheblicli abfallcn. und unsere Fabri kanten würden Fehler zu vermeiden trachten. In einer nicht zu fernen Zeit, die nicht unter Papiermangel leiden wird, bereitet es keine Sch wie rigkeiten, etwa einmal wöchentlich eine Seite beizu geben, auf welcher die Besprechungen und sonstige, das Filmwesen betreffende Dinge vereint sind. Dies hat, abgesehen von der Kritik des Dargebotenen den Vorzug, daß sich das Publikum vorher über den Gang der Handlung unterrichten und dann beim Besuch des Lichtspieltheaters das Dargebotene veiler erfassen kann, was ja besonders dann wichtig ist, wenn der Zuschauer inmitten der Handlung Plaiz nimmt. Je der Besucher einer Sprechbühne, der den Gehalt der Handlung erkennen w’ll, wird vorher das Textbuch einer Durchsicht; unterziehen. Und vom Film wird verlangt, daß er die mitunter nicht minder felnpsycho logisch zusammengestellten dramatischen Vorgänge mit den Mitteln der noch nicht geläufig lesbaren Mimik und Geste zum Ausdruck brrngen soll. Titel sind wohl nur behelfsmäßiger Art. Sie können nicht immer, besonders in der Wortauswahl und Satzstellung, so abgefaßt werden, daß sie mit dem sich durch die Hand¬ lung ziehenden .Motiv harmonisch abge.stimmt sind. Sie werden ja auch zum Teil überflüs.sig, wenn das Unterrichtetsein vorhanden ist. Ja. es ist nicht ausge¬ schlossen, daß die ganze Struktur des Films durch eine sinngemäß angewandte Pressekritik günstig be- einfluf t wird. Deshalb nochmals: Mitarbeit der Pre.sse. Zur ge rechten Würdigung des heimischen Films und zur Ver hinderung der übermäßigen Bewertung des ausländ i sehen. Denn fassen jene, die einen Kult mit dem Aus lande treiben, die besondere Vorliebe für Ausländer und ausländische.s Wesen wieder, dann ist es bis zur Bevorzugung ausländischer W'aren nur ein Schritt, zum Schaden unserer Industrie und imseres Deutsch tums, das auszubauen im Inlande nicht minder wich¬ tig ist als im Auslande. W'enn die Presse aber meinen sollte, daß der Film zu unwichtig sei, um ihm den geforderten breiten Baum einzuräumen, so muß gesagt werden, daß sie seine Macht über die Massen noch nicht begriffen hat. Wir wollen aber hoffen, daß. wie auf vielen Gebieten, auch hier mit veralteten, unzeitgemäßen Anschauungen ge¬ brochen wird und alle Kräfte in den Dienst einer neuen Richtung gestellt werden, ohne die unser Volksleben heute nicht mehr denkbar ist. Der Lohn und Erfolg solcher Bemühungen kann und wird nicht ausbleiben. Das Kino ln einem der letzten Hefte der „Jugendfürsorge“. Berlin, urteilt J. Tews Generalsekretär der Gesell¬ schaft für VolksbiMung, über „Lebbild und Lichtbild- Vorführungen für Jugendliche und Kinder“, „tfle Be¬ deutung der Lichtspielbühne für Jugendliche und Kin¬ der kann kaum übar^ätxt werden,“ heißt es. Tews hat jedoch die Beobaefctuu gemacht, daß das Kino bisher einen größeren FinGuß nnr auf die .Tntrend- für Kinder. liehen vom 14. bis zum 18. Jahre ausübte, weil für die Schulpflichtigen größtenteils nur vereinzelte, und dann meist unzulängliche Einrichtungen vorhanden sind, während die Jugendlichen zu den Vorstellungen der Erwachsenen Zutritt haben. In längeren kriti¬ schen Auseinandersetzungen vertritt Autor die ihm naheliegende Ansicht, daß 4ie Liohtspielböhae für die Jugendlichen eine gereinigte Licbtspielbülme für die