Der Kinematograph (April 1919)

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Der Kinematogr&ph — Düsseldorf. Xo. 642 43 Der Filmautor Mitteilungen des Verbandes deutscher Filmautoren. ^ Berlin W, Wllhelmstraße 52. r---™ Der deutsche Film im Frieden. Das Ergebnis einer Rundfrage. In der Fachpresse und in Tageszeitungen wird seit längerem über die Einwirkungen der ausländi¬ schen Filmeinfuhr auf die deutsche Filmindustrie debattiert. Diejenigen, die an dem Import auslün- diseher Filme ein Interesse halien, neigen der Ansicht zu, daß die deutsche Filmindustrie nach Friedens- schluU mit ihrer Produktion ins Hintertreffen kommen muß. Lothar Stark, schon in Frieden.szeit ein tüch tiger Filmimporteur, hat kürzlich in einem Artikel „Die Gefahr des ausländischen Filmimports“, der im 8-l hr Abendblatt erschien, der deutschen Filmin¬ dustrie kein Loblied gesungen. Er schließt seine Ausführungen mit folgenden, unbedingt in Betracht zu ziehenden Vorschlägen: „Katen Sie den deutschen Fabrikanten, etwas weniger Vereinssitzungen abzuhalten, raten ^ie ihnen, das System der Zehniiiinutenkonferenzen einzuf ihren. Katen Sie den deut.schen Regisseuren, etwas weniger das von oben herab zu belächeln, was ihre Konkur¬ renten leisten und dafür ihre eigenen Werke etwas kritischer zu betrachten oder die ihrer ausländischen Beruf.sgenossen sich anzu.schen; raten Sie den deut- schei. Filmkapitalisten, sich nicht mit hundert Pro¬ jekten zu beschäftigen, .sondern mit einem. Und wenn es Ihnen, sehr verehrte Redaktion gelingen sollte, mit diesen wohlgemeinten Ratschlägen einen guten Boden zu finden, dann wird sich Ihre geschätzte Zeitung, ebenso wie die deutsche Filmindustrie, schon in zwei Jahren nicht mehr mit dem Thema zu beschäftigen haben, dem meine heutigen Ausführungen galten.“ Der Film ist beute kein kulturelles Instrument, sondern ein luiiitalis isebes Ausbeuteobjekt. Kr schrmtet der Ent¬ wicklung nicht voran, sondern bringt < ur das '-. l.on mindestens in der Idee Vorhandene zum Auadruck. Die geschafllicben Mö^ichkeiten sind für die Uestaltung des Sidrt* bestimmend. Je mehr das 8ujet der herrschenden Gemüts- imd Geistes¬ richtung Keuhnung tragt, tun so erfolgreicher wird es sein, also seiiu-r eigentlichen Aufgabe. Gewinne zu erzielen, gerecht Der li'riedensschluO selbst kann eine plötzliche psycho¬ logische Veränderung der Völker nicht bringen; mithin Iminen Kmflul} auf das Filmtet haben. — Die zukünftige Wirtschafts¬ form und geseUschanliche Struktur ctor Völker, also ihre zukünftig herrschende Psyche, liegt beut noch undurchskJitig vor uns; wir erwarten von ihr sehr viel, können aber nichts Voraussagen. — Ich ^ube nicht, daß die imperialistisch- kapitaliatiscfae Macht der Erde im Sturm hinwemefem wird, weu ihr eine geistige Macht des gesamten ProMariats nicht entgegengestellt werden kann, m diese leider noch nicht vorhanden ist. — Weiter ist das unendlich verzweige und komplixierte Getriebe der kapitalistischen Wirtsohans- form nicht (wie politische Macht) ohne katastrophale Z r- ruttung des Wirtschaftslebens der betreffenden Staat«! von heut auf morgm tu beseitigen. Die herrschende Psyche wird also in vielen Staaten, so glaube ich. nach FnedensaehluB nur wenig verändert sein, und mit ihr das Filmaujet. Aber selbst unter veränderten AllgoiueinverhAltnissen wird der weitaus größte Teil der FUmprödukte dM Unter¬ haltung ohne Tendens gewidmet bleiben. Nur die deutsebea Filmautoren erhalten keinen praktischen Winkl Wollte Lothar Stark diesen at,.-chflii-h nicht raten? Oder ist Lothar Stark mit dem Schaffen der deutschen Filmautoren eit.wandfrei zufrieden? Wem daran liegt, daß die deutsche Filmindu.strie den neuen Konkurrenzkami'f mit den mächtig enipor- gewaehst-nen Auslandsrivaleu, erfclgreieh aufnehmen soll, der wird zugeslehen i.iüsseii, daß gerade mit dein Schaffen der deutscheti Filmautoren die Lei>tungs- fähigkeit der deutschen Film ndiistrie beginnt. ln dieser Erkenntnis h.u „Der Kiuemato- graph“ schon vor Monatei den Bestrebungen der Fi mautoreil sein besonderes Interesse zugewandt, in dieser Erkenntnis hat „Der K in ei.ia togra ph“ den Zusainnmnsehluß der deutschen I ilmautoi ea empfohlen und unterstützt, in dieser Erk-mntnis ist „Der Eine¬ rn atograph“ seneigt, die Filmautoren fortgesetzt zu Aeußerungea aus der Pra.\i3 zu veranlassen, um neuen Aufgaben die richtige Wegleitung zu geben, in dieser Erkenntnis hat ..Der Kinemato- graph" nun die Frage über Jen deutschen Film im Frieden an die Filmautoren gestellt. Die zahlreichen Antworten bringen wir nun tiach- stehend zum Alidruck, mögen sie dazu beitragen, be¬ achtenswerte Anregungen zu geben und bedeutende Förderungen der deutschen Filmindustrie herbeizu¬ führen, damit in absehbarer Zeit in gleichem .Maße der Einfuhr aisländischer Filmwerke die Amsfuhr deutscher Filmfabrikate gegenüberstehen kann. Emil Perlmann. Dort, wo sich eine neue Rechtsnuffnssuiig und Volka- wirtschnft Geltung venchafft, wittl die treib«ide Kraft; die VoUnpHyebe, ihren .AnteU am Kino crorbem und auch Film- sujetii von ihrem Geist schaffen. Diese werden ProUeina der Meiuichheit behandeln und für .Jgenschlicitkeit" kaunpfen. Die Kapitalisten werden sich um solche Sujets reißen, weil diese hohe Gewinne bringen. Das tragiache Geschick des Kapitals ist es, sich ungewollt in Gestalt seiner Produktion zum Diener des eigenen Henkers, der ensrhbeitsbefaviende i Idee, und ent da ui den Film zum kulturellen Instrument zu machen. Fa t alle biaherigen „Kulturfilme“ streiftennurFo I g s- erseheinungen uns res moralisch vwkonunenen Ge¬ sellschafts- und Wirtschaftslebens. Den Kern, die Ursache, berührten sie nicht. Der kultureUe Deckmantel diente der Gewinnsucht, das Produkt aber nicht der Kultur. Xane fireimert Vonitzender des V'erbandes deutscher Filmautoren. Der deutsche Film hat sich wahrend des Krieges ne«w Wege «sucht, die er ruhig weiteigeben darf. Er hat die DanteUung von Ideen und Problemen untemoauueii, die iwy- chologiscbe Kausalität der Vorgänge venüft und die Te«‘hnik das BUdea gesteigert. Die szoiale l'mgesta tung wird aiwh auf das Bild und den Gehalt und die Handl uig der deutschen Filme wirken, und diea«i eine Besonderls-ii gcIsM’. die dMs neuMi deutschen Film besondere Aiizicliung leih»*ii • ird lienwe tiefer auch schlagt der Film Wurz»*l im Ih'ivu “. ..-an und Bühnenwerk^ holt sich vm da Stoffe un.i K. *'.kis und Probteme, und reist ernsthafte s.: r.f' «s . •■is«