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No. 64t Hat üxitiMtDgrtpb «« ükaoblorf. marht. Ein« Z«n«ur findet iiirht Matt, doeh können durch Reirhecefietz Beetiminunfen tiher Toraincit« Vor- führuna in Licht^pielMiickfii unter liinziiziehiina von Personen, die auf dem f^biet der Volkrierziehiiiia und KtiiiM erfahren ^ind, aetroffen iiiiu auf Cfriind derselben Verbote erlassen werden. Also, was eben aU Refün*htuiia ausaes|iroehen worden ist. hat schon festere Eorni anaenoiiimeii, schneller imcli als es zu erwarten war. Allerdiiias ist dieser Artikel II noch nicht tiesetz« und deshalb heilit es. alles daran setzen, es nicht dazu koniiiieii zu lass*Mi. Iler lilni soll eine Sonderstelluna einnehn en, ihm soll nicht billia sein, was den andern Künsten recht ist. Wenn e*« heiüt: „Eine Zensur findet nicht statt*\ dann hat das für alle in Betracht koni- iiienden Veröffentlichiiiiacn in gleichem Sinne zu aelten. Cianz bedenklich aber ist es. daü man das Wobl und Wehe eines Eilms einer Konimis>ion überlassen will, der Personen anaehören, die a»if dem (Gebiete der Volkserziehuna und Kunst erfahren sind. Ilas heitti, die deutsche Filmindustrie ihrem Fnteraanae zuführen. Wenn wir uns zurück¬ erinnern. aeaen welches Maß von S4*hwerfälliakeit und Enaherziakeit bei der Institution ehemaliaen Filmzensur aiiaekämpft werden mußte, dann ist der Ausblick auf das. was uns die Zukunft bescheren soll, wahrhaft ein mehr als trüber. Hie Filmkunst wird aeknebelt und ihr werden Fesseln anaeleat, die sie hindern müssen, den hohen Flua. den anzutreten sie sich aerad»* aiischickt. bis in die höchsten Höhen der Kunst zu machen. Wer sind die Per¬ sonen, die „auf dem tiebiete der Volkserziehuna und Kunst** erfahren sind? Lehrer und Geistliche sind nicht ah Kunstrichter anziierkeiiiieti. Wenn überhaupt ^<»n einer Prüfunaskoniniission die Rede sein kann, so hat diese^ das ist eine unbedinate Forderuna. einzia und alle'n aus Sach\erstäodiaen aus der Filmindustrie heraus zu bestehen. Aber an eine solche Koiiiniissioii. die ja eiaentlich weiter nichts als eine Zensur ist. darf überhaupt nicht aedacht werden. IMe paar I eberariffe. die einiae Firmen aus mehr aeschäftliehen als künstlerischen ttrüiiden sieh aeleistet haben, dürfen nicht Veranlassuna sein zu aesetzlichen Hestimmiinaen. die die Filmindustrie in die dunkelste Ver- aaiiaenheit ziirückwerfeii. Her Kampf wird nicht leicht sein, die deutsche Filmindusttie \or der Knehehina zu liewahren. Her Kampf muß aeführt werden. Haß er es muß. verdankt die deutsche Filmindustrie den Herren, die durch ihre Filme heraiifbeschworeii haben, was heute ist. Das Kino und die Arbeiter. l MiiariM‘i!«‘r 'l'liielciiianii vf»r«»ffentli< lit** in der Woehenschrift ..Di«» M’arnuna“. lierausaeaelK*n von der Arbeits.sldh* Berliner Studenifii. unter obigem Titel einen zeii^ein tüen IbMtrair, dni* n. E. eine Reih«» sehr beachtensw'erter Punkt«» «»nthält. Herr Thiele riiaiiii hat uns lieben>w iirdi^'st den Abdruck sein«‘r Arl>eit ^^estattet, und wir a»*beii ihr nachstehend iin Auszüge, sow«*it sie für unsere Branche von Inter esse ist, geni Raum. Die Redaktion. Der Kineniato^raph ist «»ine Macht a<?\vorden, mit «ler Publizisten, Politiker, (lesetzgebt*r und ganz Im» sorrders die soziahb^mokratischen Bildungsbotrebun gen rechnen müssen. Mit billigen Redensarten ist «»s da nicht getan. Es gibt heute wohl kaum einen (!«»- iiossen an leiten<b»r Stelle, der die B«*deutuiig des Films unterschätzt, aber es gibt noch manchen, der ülM»r den Wert des Kinos nicht völlig ori«»ntiert ist. Da das Kino vorwiegend d«»r rnterhaltung dient, ist es nicht «•inziisehen, warum von gewisser Seit«» eine Heschrän kuiig der r?iterhaltung im Kino auf harmlose, lustige Sachen gefordert w ird. Man hält das Drama im enge ren Sinne für «ine kinematographische Darstellung ungeeignet. Das ist verfehlt. l)ie Erfahrung hat ge lehrt, daß es gerade das Kinodrama ist, das si<*h in den unteren Volksschichten einer großi»ii H«»lh*btheit erfreut. W’oh«»r nun dieser (legensatz? .lene, die das Filmdrama am liebsten brutal beseitigt .sehen mö«h* ten, sind zu sehr Literaten. Ihr Intellekt findet in Büchern, ihr Gemüt in Th«»aterii Gelegenheit, sich auszuleben. Ihrer verfeinerten Kultur erscheint man ch«»s roh und abstoßend, was selbst d«*r aufgeklärte «»iiifachere Arbeiter nicht so empfindet. Hier scheint ein tieferliegendes Nicht verstehen der Arlx»iterpsyche vorzuliegen. Stärker als der Drang, sein Wissen zu ♦»rweiterii und seine Kenntnisse zu v«»rtief«»n, ist im Arbeiter die Sehnsucht, sich auszuleben uud zu phaii* tasieieu. Das ö«b‘ Gt<»i<'hmaß d«»r Tag«», «li«» ab«*nd liehe Ru«kkehr in «»in meist unbehagliches Ht»im uml Sorgen aller Art lass«»u in d«*r arbeit<»ndeii B«»v«»lk« ruiig den Drang zum Sichauslebeii mächtig \verd«»ii Das Th«.»ater kimnte lii«»r helf«»nd eiiigreifeii, von wenigen Ausnahmen abges«dien ab<»r hat es versagt denn die t«*ueren Prei.se der Hühn«»n ge.statten eiiu»n häufigeren Besu«*h iu<ht. Zudem sind zu viele m<* derne Stücke zu literarisch. Die einfachen Volk- •ntücke früherer Tage kennt man heute nicht m«»li!. das FVhlen lM»g«'isternder Ideen in der modcrii<»n «Ir;« mati.scheii I.it«»ratur der Theater und die gän/li<‘lp* Niehtbeachtung d«»r aufstr«»bendeii VolkslM'wegungen führten dazu, weit«» Volkskr«*i.se d«*m Theat«*r zu «»id fremden und Ablenkurg und Erholung im billiger* !« Kinotheater zu siu lien. Der Ges«*hmack des Ihiblikums hat si« h wi«»<ici <l«»r Prform d«»s Dramas, «lern G«‘sch<*hnis, <l«»m Rhyth mus zug«»waudt und liier Hegt au«*h «l<*r Gruml, «la! Massendrameii, d. h. Handlungen, Geschehen, Bew* gungcii ohm» Wort«», lM*i der «»infach«»ii Bevölkeruii- so groß«» Wirkung ausübten. Hier angelangt, wini uns au«*h die tiefe Wirkung des Kinodramas aui .Menschen mit eiiifa<‘her Bildung klar. Denn das (»* schehnis, die l>e\vegte Handlung ist ja die unb«»stntt«*i><‘ Domäne des Films. Nicht mehr der geistige Geh im Bilde ist die Haupt.sache, .sondern daß man da¬ flatternde, sprudelnde Leben erfaßt. Darum ist es au«!* ein Fehlgriff, ein ausgesprochen literarisches Drama n* strenger Wiedergabe auf den Film bringen zu woll«*t' Eine gründliche Ausmerzung des Kitsch wird weh* in der Kinematographie nie erfolgen können, daz« ist die Filmindustrie viel zu stark mit Profitjäger*^ durchsetzt. Aber es wird möglich sein, die Schund Hteratui in den Hintergrund zu dräiigeii. wenn da' Publikum mehr das Amt eines Zensors ülx»rnehinei‘