Der Kinematograph (September 1919)

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Der Kinematograph — Düsseldorf. No. <W1 nahiuo voraus. Hierzu kommt, daß auch für den Berufs¬ musiker die Ausübung der Musik mit gewissen Gemüts¬ bewegungen verbunden ist welche die Empfänglichkeit für die Eindrücke m - h erhöhen. Die Bilder auf der weiflen Wand, welche sich durch das Auge in die Psyche drängen sie verbinden sich unrettbar mit den musikalischen Ein¬ drücken und dieser Doppc-U-uidnick, oft durch viele Wochen immer wieder erneuert und befestigt halt dann jahrelang vor. Verlädt der Musiker seinen Wirkungskreis im Kino, daun ist er an anderer Stelle kaum mehr imstande, den geistigen Inhalt eines Musikstückes wlederyugeben. das er durch »o lange Zeit im Kino immer und immer wieder mit den Bildeindrik ken fälschte. Die V« rstellui Fähigkeit ein Besitztum jedes denkenden Mer,sc hen labt sich re h» v ’lkürlK h auss< halten und darum sei den Musikern. die sieh ihre geistigen Fähigkeiten, ihre geistige ( «sunöheit trotz des Kinodienstes zu erhalten wünschen, ein häutiger Wechsel der Musikstücke bei lang rollenden Filmen dringend empfohlen. Poldi Ht- hmidl Aviatik und Kino. Von Vera Bern. Lusern. Die Weltgeschichte die größte Caprizieu.se seit Eva's Zeiten hat am 28. Juni 1919 einen schmierig blutigen Klecks als Punkt hinter den Greul- und Kol portageroman gesetzt, mit dem sie die Menschheit fünf Jahre lang in Atem hielt und Fürsten, Verbrecher. Märtyrer und Henker willkürlich und sensationslüstern in Schlössern und Kerkern durcheinanderstit 11 Aber wenn eine Frau, die ein etwas bewegtes Leiten hinter sich hat, einen Punkt macht, so meint sie damit einen Doppelpunkt Bereits heute läßt sie mutmaßen, daß sie in Bühle eilten zweiten ergänzenden Teil ihren letzten Werke angliederu wird. Nun gleichviel se hat sich vorläufig in den Krämpfen ihrer Phanas e erschöpft und bedarf der Ruhe: die Weltgeschichte schlummert. Die .Menschen aber besinnen sieh wieder auf ilm- eigene Energiesphäre. Bei aufmei ksamer Lesung der Presse aller Länder hat man den Eindruck, als Zu¬ schauer über einem Ameisenhaufen zu stehen. Es ist eine zitternde Erwartung, ein knisterndes Stoßen in allen Viensehen, ein Betätigung»- und Entfalt ungs drang, der etwas Rührendes hätte wenn nicht das Konkurreuzfieber, der ..Sin.ulacre Krieg”, ülter allen Drängen gespensterte .Auf!” „Hoch!“ ..Empor!' „Zum Licht!" ist die Parole. Einer Gattung von Menschen aber sind diese Worte mehr als ein Symbol, sind sie praktische Weg weiser. Den Königen der Luft den Fliegern. Ein Artikel über Aviatik gehört in eine Flugzeit schrift und nicht in ein Kino Fachblatt, wird mancher Leser aus der kinematographischeu Industrie unwillig denken. Aber, aber .. . wie kurzsichtig, wie klein mütig, meine Herren! Ist Ihnen noch nicht zum Be¬ wußtsein gekommen, daß es keinen Zweig des Handels und der Industrie, keinen Sport und keine Wissen¬ schaft gibt, die heute nicht bereits in irgendeiu*-m Zu sanunenhang zur Kinematographie stände? Weil der Kinobazillus, kraft seiner chamäleonattigen An¬ passungsfähigkeit sich jeder Tätigkeit angliedert, ein fügt und sich allüberall einfrißt, kann man schon bald sagen. Ist es Ihnen noch nicht zürn Bewußtsein ge kommen, daß eigentlich jegliches Fachblatt aus jed wedern Gebiet eine besondere „Kino-Ecke“ einrichten müßte, wie es auch eine „Bücher-Eeke“ hat über ein schlägige Literatur? Aber die Zeitungen der anderen Fakultäten sind noch voller Vorurteile, sie verschließen sich dem Kino. Wir wollen ihre Scheuklappenpolitik nicht heimzahlen und Gleiches mit Gleichem vergelten. Noch gilt die Kinematographie als enfant rerrible: sie muß sich einschmeicheln, sich beliebt machen, muß zu sich herüberziehen, was sich unwillig sträubt. Ein frech-liebenswürdiger l'eberfall wird aus Montana in der Westschweiz gemeldet: ein Kinobesitzer der Stadt hatte sich in den Kopf gesetzt, die vielen Flieger auf sein Etablissement aufmerksam zu machen, indem er ein 9 Kuß hohes Buchstahenzeirhe i aef dem flachen Dach seines Kinos anbraehte, um so die 8» „der der Lüfte für sich zu gewinnen. Die Fama meldet, daß sieh ein Aviatiker von dieser originellen Reklame an¬ locken ließ und der Vorstellung beiwohnte. Leider ist nicht bekannt, ob der findige Tbeaterdirekioi seinem Hause einen Flugsehuppen angliederu ließ, um den hoffentlich zahlreichen Flieger-Besuchern ein Pnteisiellen hrer Apparate zu e •möglichen. Hätte dieser Kinogeschäftsmann sein Theater in Lausaune gehabt, so wäre er dabei sicher mehr auf seine Kosten gekommen. Denn ir Lausanne fanden vor kurzem die prachtvollen Flugf *ste -l itt, l»ei denen der Fliegerlentnant Bider der i i diesen Tagen zu Tode stützte einige akrobatische, erstaunliche Meisterflüge ausführte. Aber nicht um die Reklame¬ trommel für diesen Mann zu röhren, schreibt» ic h hier über die Lausanm-r Flugtage, senc.ern aus einem an¬ deren Grunde Die Lausanner Filmfabrik .* itvas" hatte nämlich einige Operateure ihrer Firma zur Auf nähme dieser Festtage bestimmt. Der stellenweise freilich schlecht b»*lichtete Film wurde im „f’inerna Apollo" abgerollt und interessierte alle diejenigen, die keine Gelegenheit jder keine Zeh gehabt hatten, die Schweizer Flieger »n freier Natui zu bewundern und zu beklatschen. Einzelne Bilder aber waren ganz ausgezeichnet: die Ankunft der Staffel, die um die Apparate wogeude Zuschauermenge, die Gruppe der Flieger, der Ausflug nach Dezaley und Vevey, die prachtvollen Aufnahmen Lausannes aus der Vogel¬ perspektive, die von mitgenommenen Operateuren aus den Flugzeugen aufgenommen waren. Besonders er¬ greifend wird dieser Film, der die letzten kühm-n Taten Biders verherrlicht, auf die Angehörigen und 't-imn alten Großvater, der bei Basel lebt, wirken; die Schwester Biders starb am Herzschlag, al- sie den uu glücklichen Tod ihres Bruders erfuhr. Interessant ist es, bei dieser Gelegenheit von den ersten Luftschiffoperateuren zu sprechen und von ihrer gefahrvollen Tätigkeit. Herr Thomas Baltzell, der Operateur des Hauses Pathe in Paris, war der r»tc in der Geschichte der Kinematographie, der bei gleich zeitiger Ausführung des looping the loop im \ -ro- plan eine Serie von hervorragenden Aufnahmen machte, die zu einem im letzten Januar vorgeführien Film zus&mmengestelit wurden. Er war der erste. -*r' blieb nicht der einzige. Er fand Nachahmer, und zwar in der gleichen Firma. Der zweite Operateur des Hauses Pathe kurbelte aus einem Lenkballon die Ausfahrt des George Washington und dessen Schiffseskorte, die Bay von