Der Kinematograph (September 1919)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

No. 661 Der Kinematograph — Düsseldorf. kommt sowohl Grace als die Ihrigen hinter diese Schiebung und der Effekt ist Graces Bekehrung. Es dauert lange bis es dahin kommt, aber die Vorgänge a.r.d mit sehr viel Humor konstruiert, und so manche unerw a rte t e Wendung im Laufe der Begebenheiten weist auf die geschickten Hände der Verfasser hin. In der Figur des Agenten, der die bezahlten Patienten besorgt, finden sich besonders gute Ideen. Mia May sieht jung aus, hübsch und weiß sich wieder überaus vornehm zu kleiden. Sie ist re zend. wenn sie schmollt und sie wirkt belustigend, wenn sie in vollkommen fachmännischer Art ihren Beruf ausübt. Charles Willy Kaiser ist ihr eleganter Verlobter, Diegelmann der Papa Milliardär und Hermann Picha mimt den Agenten mit unwiderstehlicher Komik. Das Publikum lacht viel und herzlich, und der Fachmann staunt und freut sich über die nicht nur saubere, sondern auch mit wahllosen Fein¬ heiten ausgerüstete Inszenierungskunst Joe Mays. 1 j Lotte Neu mann hat sich nun auch in ihrem ersten Film, den die Maxim-Film-Gesellschaft herausgeh rächt hat. vor¬ gestellt. Mit dem Erfolg, der ihrer sympatischen Erscheinung eigentlich immer treu ist. Sie hatte dafür ein gutes Manu¬ skript zur Verfügung, das ihr die Herren Georg Tatzeit und Karl Froehlich nach dem allgemein bekannten Roman „Arme Thea“ von Rudolf Stratz geschrieben haben. Die Vorgänge dieses Romans schreien nach Film, und haben doch eine gute literarische Note. Es ist die Geschichte des jungen Aristokratenfräuleins, das über die Sünden des Vaters im unklaren gelassen wird und ihn auf einer Welt¬ reise wähnt, wo er doch hinter den schwedischen Gardinen sitzt. Und als sie dann alles erfährt, wendet sich der Ver¬ lobte von ihr. Aber der Vater sühnt, und der Verlobte kehrt reumütig zurück, sodali das Ganze mit einem Hoff- nungshlick in die Zukunft schließt. Wie gesagt, ein famoser Filmstoff, gut für den Film zurecht gemacht. Froehlich ist auch gleichzeitig der Regisseur des Films. Er fügt seinem „Verführten '-Erfolg einen neuen hinzu. Die Renn platzbilder, dann aber vor allem die Gewitternacht sind Momente, wie man sie nur selten in einem Filmwerk findet. Die Photographie ist von tadelloser Schärfe. Unter den Darstellern nimmt Lotte Neumann den ersten Platz ein. Sie sieht schön aus, ist lieb und von ihr strahlen Wärme. Liebe und Güte aus. Gerade dieser Film wird nicht nur die Schar ihrer Verehrer erfreuen, er wird ihr neue erwerben. Ueberhaupt war die Darstellung von geschlossener Einheit, besonders Adolf Klein und Ernst Hofmann gaben wieder Beweise ihres Könnens. Das Pubhkum applaudierte mitten in manche Szene hinein. Dieser Film ragt eben aus der Flut des Mittelmäßigen als etwas ganz Besonderes heraus. mm Aus der Prax is Btrlin. äs. Dis Eröffnung dn „Tbsatsr am Moritzglatz". Herr Direktor Si.-gbert < ioldschniidt, der erfolgreichste Berliner Lichtspiel th<- ilerbesitrer. hat seinem Marmor haus im Zentrum Berlin» ein wiiniigea Gegenstück im „Theater am Moritzplatz“ gegeben. Die Raume die«-« Theaters haben eine Geschichte. Seit 60 Jahren dienen sie dem Vergnügen. Den alteren Berlinern war der Name ..Buggenhagen“ ein Zauberwort, dort konnte man sich nach Herzenslust amüsieren, dann machte das Etablissement die ver- schiedenstcn Wandlungen durch. Der urkomische Bendix, Berlins Lokalkomiker, feierte dort Triumphe, ein großer Speisepalast wurde aus den Räumen, bis sie heute verwandelt worden sind in eine Stätte, die in jeder Beziehung dazu berufen ist, einen Platz unter den Vcrgnügungslokslitäten Berlins einzunehmen. S< hon vor zehn Jahren hat „Goldschmidts Jungt'" (ein Ehrentitel für Herrn Direktor Goldschmidt) gemeinschaftlich mit Herrn Qeneral- din-ktnr Paul Davidsohn von der Projektinns-Aktiengesellschaft Union in denselben Räumen ein Kino errichtet, aber was ist heute, w o Herr Direktor Goldschmidt Alleininhaber ist, schon rein äußerlich aus dem Theater geworden. In der kurzen Zeit von 24 Tagen ist hier ein Umbau vorgenommen worden, über dessen (-elingen selbst die Fachleute erstaunt sind. Die malerische Ausgestaltung stammt von dem jugendlichen Künstler Fennecker, einem Vertreter der modernen Richtung. Hot, schwarz und grau sind die Hauptfarben, mit denen außerordentlich künstlerische Wirkungen erzielt worden sind. Die Wände schmücken Malereien und über das Ganze senden eigenartige Beleuchtungskörper ihr Licht. Das Theater faßt 960 Platze und ist als Uraufführung*»heater gedacht. Zur Eröffnungs¬ vorstellung gab es den Maak-Fiini „Blondes Gift“ von Paul Langen¬ scheid t , in dem unter der Regie von Hubert Mo*«st Hedda Vernon, Ernst Deutsch und Paul Hartmann die Hauptrollen mit Erfolg spi* Iten. Die Filmindustrie darf Herrn Direktor Goldschmidt dank» Imr dafür »ein, daß er dieses schöne Theater für Uraufführungen zur V- rfügung stellt, und wir wollen nicht verfehlen, den Wünschen für das Gedeihen des „Theater am Moritzplatz" uns auf das herz licliste anzuschließen. Di« Richard Oswald-Lichttpiel«, Charlottenburg, Kant Straße 193 (früher Prinzeß-Theater), Direktor Gebr. Köttner und Rieliard Oswald, welche nach den Entwürfen u. unter Leitung des Heini KcgicrungHbaumeistcrH Greifenhagen umgebaut und renn viert worden, sind soweit fertig gestellt, daß die Prüfung Mitte September erfolgen kann. Die Innenarchitektur und dis Dekors tiou stehen unter Leitung der bekannten Maler und Zeichner Kircli- bach und Voigt. Sport-Palast-Lichtzpial«. IJi.’see neue Lichtspiel-Theater, Pots- deiner Straße 72, geht nunmehr seiner Vollendung entgegen. Damit erhalt Berlin sein größt«« Kino und zugleich das größt«' Kino der Welt. Der Thcatcrsual ist fast 150 m Tang und 60 in breit. Die Projektionsfläche beträgt 12 m Breite und » in Höhe. Von jedem Platz aus soll gut zu sehen sein. Die Direktion hat bereits eine Reihe Abschlüsse gemacht, u. a. werden die Fern Andra- und die Asta Nielsen-Filme im Sportpalast zur Uraufführung kommen. Er¬ öffnet wird das Theater am 5. September mit dem Neutral-Film „Die von der Liebe leben“, einem Film, den Eugen III«"« inszeniert hat und in dem Esther Garens die Hauptrolle spielt. Wir werden über die Eröffnungsvorstellung zurzeit berichten. Mcrkur-Lichtzpielc. Herr Willi Koch, der langjährige Vor¬ sitzende des „Verein der lichtbüd-Theaterbesitzer Groß.Berlin und Provinz Brandenburg' und des „Reichsverband Deutscher Lichtepiei -Theatorbesitzer E. V.“ hat in der Pallisadenstr&ße. Eck** Straußberger Straße, di«' neuen, fast 600 Personen fassenden Merkur-Lichtspiele eröffnet. Für das Eröffnungsprograinm hat Herr Koch den Film „Gelübde der Keuchhoit" gewählt und damit großen Erfolg sich erspielt. Bei der Rührigkeit des Herrn Koch wird das Theater zweifellos eine erfolgreich»* Stätte werden, was wir ihm aufrichtig wünschen. Monopottilm-V«rtri«kz-G. m* b. H. Hanowackor & Schaler Die bekannt«' Firma geht mit einem überaus großen Repertoire in die neue Saison. Es ist unmöglich, auf alle Erscheinungen, über die die Firma verfügt, hinzitweisen, deshalb seien wahllos aus der Reihe der Filme einige lierausgc griffen Da ist zuerst das von Richard Oswald verfaßte und inszenier*v soziale Drama „Das Laster“, das sich mit dem Thema „Alkohol“ befaßt. Alfred Abel spielt in diesem Film, der seine Uraufführung gleichzeitig in dem Mozartsaal und in den Union-Theatern erlebt, die Hauptrolle. Dann wird der Film „Kurs ist der Frühling“, ein Liebesroman, allüberall sicherlich denselben Erfolg haben, wrie in Berlin. Aus der Anzahl der Einzels^iUger «den noch erwähnt: Das sechs aktige Filmwerk „Der Mandarin“ mit Harry Waiden (Fabrikat Sascha-Meßter), ferner das dramatische Filmspiel „Schiffbrüchige der Liebe“ mit Melly Lagarst, endlich das Gesellschaftsdrama von Paul Rosenhayn „Die Laune eines Lebemannes“. An Serien verfügt die Firma über die „Ellen Richter“- und die „Joe Deebs“- Serien, Erscheinungen, die eines Hinweises wohl nicht mehr be¬ dürfen. Außerdem zehn Heß Lustspiele mit Loo Hardy. Selbst¬ verständlich sind nach alle zugkräftigen Serien aus der vorigen Saison zur Verfügung, so daß tateächlich auf diese Firma der alte Satz angewendet werden kann: „Wer Vieles bringt, wird manchem etwas bringen.“ William Kahn-Film-GeseUichatt. William Kahn hat für seine Trilogie „Dämon der Welt“, mit deren Aufnahmen demnäclvst begonnen wird, einen Stab technischer Mitarbeiter verpflichte! Bei diesem Film soll die Technik in ganz neuartiger Weise in deu Dienst der Kinematographie gestellt werden,-Die Berliner Presse Vorstellung des dritten Teiles der Film-Trilogie „Verlorene Töchter" („Die Menschen, die nennen es Liebe“) findet Anfang September statt. Die Uraufführung di«*ses Films in Sachsen gestal¬ tete sich zu einem großen Erfolge, an dem auch die Liedanlage „Das Märchen von Liebe“ großen Anteil hätte. Das Ijed mußt« auf Verlangen mehrmals wiederholt werden. Czwtpy-Film. Der erste Asta Nielsen-Film lieißi „Die Lüge“ und ist verfaßt von Hans Gaus. Neben Asta Nielsen spielen mit