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No. *«s Der Kinematograph — Düsseldorf Vom guten Geschmack in der Kino-Reklame. Die zunehmende Bedeutung der Kinematographie in den letzten ■fahren hat auch eine Verbesserung und Verfeinerung der Beklaniearbeiteu naturgemäß mit sich gebracht. Aber trotzdem begegnen wir noch häufig allerlei Geschmacklosigkeiten in der Kino¬ reklame. die die Branche zu beseitigen in ihrem eigenen Interesse bemüht sein sollte. Die Reklame ist in unserem modernen geschält - liehen Leben zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel ge worden, sie unterstützt die Industrie erfolgreich im Wettbewerb und ist so im Mechanismus der Volks Wirtschaft zu einem Faktor geworden, desseu Fehlen man sich heute nicht mehr denken kam. Die Reklame weist künstlerische, Wissenschaft liehe und geschäftliche Leistungen auf, die oft Wohl gefallen und Staunen erregen. Sie spricht von den Plakatsäulen und Straßenlaternen herab, sie schreit von Häusern. Giebeln, Mauern, wir finden sie in den öffentlichen Verkehrsmitteln, sie wird uns ins Haus geschickt, sie wirkt marktschreierisch häßlich von Aussichtspunkten und anderen Orten, an denen der Mensch Erholung und Ruhe sucht, die Naturschön hei teil genießen will, und wird von Flugzeugen ab¬ geworfen. Wir leben in einer Zeit des verteiue.-ten Ge¬ schmacks. und es ist klar, daß nur die Reklame plakate Beachtung finden, bei denen auf Künstle rischen Entwurf und künstlerische Ausführung Wert ge.egt worden ist. Was bei ihnen vermieden werden muß, ist Geschmacklosigkeit. Auch der einfachste Mensch hat Sinn für originelle, geschmackvolle Re¬ klame. Die Anforderungen, die inan an ein gutes Kinoplakat stellt, sind natürlich verschieden von dem, was man von einem Gemälde verlangt. Es soll ja auch nicht als Gemälde wirken, sondern soll auf den flüchtig vorübereilenden Beschauer einwirken und sich in seiner Erinnerung halten. Das Plakat muß, wenn es wirksam sein soll, mit dem Publikum ge wissermaßen in Kontakt treten, es gleichsam anreden. Es ist falsch, auf einem Ftraßenplakat viel Text an zu bringen; der Name des Films allein oder seine Ver bindung mit den Namen bekannter Darsteller, evtl, die Benutzung eines Schlagwortes, genügt vollkommen. Es soll ja nicht gelesen, sondern es soll gesehen wer den. Das Plakat soll sowohl in der Nähe wie auch in der Entfernung wirken, und wenn diese Bedin¬ gungen nicht erfüllt werden, dürfte es wohl völlig seinen Zweck verfehlen. Viele Plakate sind von abstoßender Wirkung Insbesondere ist dies bei jenen Kinoplakaten der Fall, auf denen in grellen Farben möglichst krasse Szenen des Films dargestellt werden. Seit geraumer Zeit bekämpfen wir allenthalben die Schundliteratur, wir verurteilen die schaurigen Bilder der Nic-Carter Literatur, doch gegen den geschmacklosen Plakat schund ist bisher herzlich wenig getan worden. Gewiß müssen sich die Urheber vom Plakat mehr oder we niger nach dem Geschmack des Publikums richten. Aber dieser läßt sich leicht leiten und beeinflussen und deshalb können künstlerisch ausgeführte Plakate auch auf die ästhetische Bildung des Volkes einwir¬ ken. Jeder Theaterbesitzer sollte das Seinige dazu beitragen, den unwürdigen Schmuck des Straßenbildes verschwinden zu lassen und an seine Stelle nur solche Plakate zu setzen, die dem künstlerischen Geschmack der Zeit auch Rechnung tragen. Wegen ihrer Vorteile nach vieler Richtung hin findet in neuerer Zeit die Reklame in Form von An zeigen nicht nur in der Tagespresse, sondern auch Ln Wochenblättern und dergl. überall Eingang. Die Art dieser Reklame ist vom wirtschaftlichen Standpunkt notwendig. Aber auch hier finden sieh Geschmack losigkeiten; die Zeitungsreklame wird vielfach, genau so wie die Plakatreklame in prahlerischer und auf¬ dringlicher, mitunter auch in geradezu widerwärtiger Weise ausgenutzt. Der Inseratenteil mancher Blätter enthält oft von Lichtspielhäusern Anzeigen, die kei neswegs dazu angetan sind, dem Kino neue Freunde zuzuführen. Recht geschmacklos sind auch die \on manchen Theatern den Besuchern gebotenen Programmhefte. Die in ihnen enthaltenen Beschreibungen, über deren Notwendigkeit sich meines Erachtens streiten läßt, sind leider sehr oft in mangelhaftem Deutsch abge faßt, wimmeln von grammatikalischen und orthogra¬ phischen Fehlern und zeigen in ihrer ganzen Aul machung, der Anordnung des Satzbildes sowie in der Abfassung der Texte, daß der Unternehmer wenig Sinn für eine geschmackvolle Reklame hat. ganz zu schwei gen von seiner Unwissenheit, wie sein er seinem Be¬ triebe durch derartige Geschmacklosigkeiten die Sympathien eines einflußreichen Publikums verscher zen kann. Eine Reklame, die erfreulich mehr und immer mehr schwindet, ist die sogenannte Hausreklame. Früher hatteu viele Theaterbesitzer versucht, durch Boten Zettel und auch Programme in den ihrem Theater umliegenden Häusern verteilen zu lassen. Die ausgebliebenen Erfolge einer solchen, sogar ziemlich teueren Reklame führten dazu, sie mmer weniger an zuwenden. M. E. ist eine solche Reklame von vorn herein verfehlt und auch geschmacklos. Das Kino hat es heute nicht mehr nötig, mit solchen Mitteln um Be¬ sucher zu werben. Da wird eine geschickte Front reklame erfolgreicher sein können. Gänzlich abzu raten ist von einer Reklame in Form von auf der Straße verteilten Gutscheinen, wie man das noch hau fig, besonders in kleineren Orten, findet. Die Vorführung von Diapositiven und Reklame filmen zwischeu den einzelnen Filmen des Spielplan* ist dagegen sehr zweckmäßig und kann zu einer er folgreichen gestaltet werden, sobald dies » geschmack voll sind und vor allem auch nicht im l'eberniaß ange¬ wendet werden. Hier sind manche Firmen Vorbild lieh vorangegangeti und es wäre rur zu wünschen, daß alle Firmen diesem anerkennenswerten Streben folgen würden. Gegen die geschmacklosen Auswüchse der Re¬ klame können die staatlichen und städtischen Auf sichts und Sieherheitsorganc allein wenig ausrichten. Das Reklamewesen der Kinos krankt leider vielfach daran, (laß es in seiner werbenden Kraft durch scharfe Verordnungen beengt wird. Diese polizeilichen Ver ordnungeil haben in den letzten Jahren mehr und mehr die Form eines Verbotes angenommen, denn es hat sich herausgestellt, daß es dem Unternehmer in den meisten Fällen nicht möglich ist, Plakate für seine Reklame zwecke verwenden zu können. Abgesehen von der hierin liegenden Gefahr des Mißerfolges oder gar wirt¬ schaftlichen Zusammenbruches, es erscheint auch ver¬ fehlt, die Reklame, die nun einmal individuell ge handhabt werden muß. wenn sie erfolgreich sein soll, einfach durch behördliche Eingriffe regeln zu wollen- Der Fehler ist eben der. daß die Behörden sich in» allgemeinen leider sehr wenig um die Meinung des Berufenen, des Reklamefachtnannes kümmern, wen« sie durch Verordnungen bestehenden Mißständen ab