Der Kinematograph (October 1919)

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Der Kinematograph — Düsseldorf No. fi«5 helfen wollen. Die Hilfe muß da von anderer Seite kr linnen, ln erster Linie müßte es Sache der Pia k Uhersteller sein, eine geschmackvolle Reklame zu besorgen. In dieser Hinsicht sind schon eine Anzahl großer Firmen vorbildlich vorangegangen. Und ebenso wie wohl jeder bestrebt ist. aus einer guten Gesell scliaft unsaubere Elemente zu entfernen, so muß es auch selbstverständliche ITlicht eines jeden anstän¬ digen Theaterbesitzers sein, für eine geschmackvolle Reklame zu soigen. De- vielfach noch angewandte Methode, die ganze Reklame von einem Angestellten besorgen zu lassen, mag früher vielleicht atn Platze gewesen sein, heute aber muß schon gefordert werden, daß auch der Theaterbesitzer mit der Zoi. mitgeht. Durch Sammeln von vorbildlichen Anzeigen aus der Presse, durch häufiges Vorbeigehen an den Koi.kur reuzunternehmen kann er gute Erfahrungen sammeln und durch Heranziehung von Reklame und Werbe Fachleuten sein« Reklame zu einer geschmackvollen und damit auch zweifellos erfolgreichen gestalten. Noch mehr, als es bisher geschehen ist, muß verlangt werden, daß auch im Kinoreklamewesen die bessernde Hand an I'ebel* und Mißstände gelegt wird. Walter Thiele manu Die Film-Darstellung des Erinnerns ! Von Werbeanwalt Weidenmüller, Berlin-Pankow. Um darzustellen, wie sich jemand au etwas er¬ innert, hat der Film ein Mittel, das anscheinend ebenso einfach wie zweckmäßig ist: man läßt einige Meter der Aufnahme, auf denen das erinnerte Ereignis ursprünglich vorgeführt wurde, nochmals ablaufen; denn, wenn man an gewisse Tatsachen erinnern will, kann es schließlich keinen besseren Weg geben, als daß man den ursprünglichen Eindruck nochmals ungeändert aufleben läßt. Dennoch wird niemand, der an etwas feinere Selbstbeobachtung gewöhnt ist, eine deutliche gefühls¬ mäßige Störung leugnen können, die sieh bei allen solchen cmmeroitgsmüßig rück wärt:-weisenden Wie derholungen merklich macht. Die innere Auffassung und Verarbeitung des Filminhalts wird allerdings nicht wesentlich gestört, wenn eine größere zusammenhän¬ gende Handlung durch eine kurze Rahmenerzählung in eine zeitliche Tiefe gerückt wird sobald sich aber kurze erinneriingsandeutendc Wiederholungen in den Fluß einer lebhaft voraulaufenden Handlung ein schieben, ist das eigenartige Unbehagen sofort merk lieh da. Würde man an einem Beobachter solcher erinnerungs unterbrochener Darstellungen die Blut und Atembewegung mit wissenschaftlichem Feingerät aufzeichnen, so wird die Wiedorholungsstelle in den Kurven deutlich alle Züge störender Unlust;, unge l"-ter Spannung, unterbrechender Erregung zeigen; inn würde an der plötzlichen Unterbrechung der ste '■g an- oder absteigenden Linienbewegung augenfällig * f, hen, daß die wiederholende Darstellung der Erinne '■uug nicht die Gemütsbewegung des Beschauers gleich mäßig weiterführt, sondern daß ihr Eindruck den inneren Ablaug zweckwidrig in seiner inneren folge fleißigen Entfaltung bedroht, l’nd diese Wirkung der ong-. aud'-utendi-u Wiederholungen ist für den b'-samteindruek der Darstellung um so bedenklicher, ab die Erinnerungsstücke oft unmittelbar an einem Höhepunkte des Geschehens liegen ein unsrhuldig Angeklagter erzählt etwa dem Richter den Hergang ■w-itier Tat. oder zwei glücklich Vereinte denken an nm Nöte einer qualvollen Trennung zurück. Woran liegt es min. daß die einfache Wiederho uuig selbst wenn sie den sachlichen Inhalt des Ge- 'öhehens vorstellungsmäßig klar und lebhaft erneut. doch die Gefühlsseite der inneren Auffassung so "rheblich stört? Die Antwort ergibt sich von selbst. e Jin man die Bewußtseinsvorgänge vergleicht, mehe sieh b?i der ersten Auffassung einer Tatsache Hm bei deren erinnerndem Wiederabkaufen vergleicht, »hrnehmung und Erinnerung sind einander keines- p gs gleich; nicht einmal so. wjp sich der wirkliche Gegenstand und sein Bild im Spiegel gleichen; die sinnliche Auffassung eines äußerer Vorgangs und die innere Wiederbelebung seiner Bewußtseinsspuren sind vielmehr nach allen Richtungen hin so verschie¬ den, daß der wache gesunde Erwachsene in jedem Augenblick unmittelbar weiß, ob er eine äußerlich ver anlaßte Wahrnehmung oder eine innerlich erregte Er- innerm g erlebt; nur bei Kindern und Kranken und in der teil weisen Bewußtseinsveränderung des Traums fehlt diese unmittelbare Gewißheit Wodurch unter scheiden sich Wahrnehmung und Erinnerung so zwin¬ gend und untrüglich voneinander? Das ursprüngliche Erlebnis äußerer Begebenheiten ist reich an ein zclnen Zügen: es geht gleichmäßig im zwingenden Ablauf des wirklichen Zettablau r es voran, dabei geschlossen und lückenlos stetig von Ursache zu Wir kung weiterachreitend es ist erfüllt von den Mei düngen aller Sinnesleit nagen: auch bei der Auffassung von stummen gefilmten Darstellungen werd< u allerlei Geräusche und Worte in das Erlebnis eingehört: und diese ganze Fülle der sinnesfrischen Eindrücke ist zusammengehalten und gekräftigt von dem Bewußt sein unmittelbarer Wirklichkeit gegenständlicher Ta'säohlichkeit. wie sie auch die Filmdarstellung mit wenig abgeblasster Kraft begleitet. Ganz anders aber eine Erinnerung an dasselbe Ereignis! Verglichen mit dem ursprünglichen Ein druck ist es arm an Einzelheiten: die Aufmerksamkeit haftet jetzt an wenigen Zügen freilich sind es keineswegs immer die sachlich wichtigen Teilvor- eängc jede Gerichtsverhandlung beweist vielmehr aufs neue, daß die Zeugen die entscheidenden Haupt sachen sich auch dann nicht zu erinnern vermögen, wenn sie beim ursprünglichen Eindruck unl*edingt mit aufgcfaßl werden mußten. Wie leer an darstellungs mäßigem Inhalt die Erinnerung ist, geht schon dar aus hervor, daß ihr innerer Ablauf keineswegs wie der so viele Zeit braucht, als die ursprünglichen Vor¬ gänge: der Bruchteil einer Sekunde genügt oft, um uns inhaltschweie Stunden und Tage ihrer ganzen Be¬ deutung nach wieder erleben zu lassen. Dieses Er innere geht aber auch nicht in dem unwandelharen Gleichschritt der äußeren Geschehnisse voran es überspringt hier ganze Teile des ursprünglichen Er lebnisses. ohne nach der naturwissenschaftlichen Ver ketfung der Geschehnisse oder nach der denknot wendig vollständigen Entfaltung der Begriffe zu fragen Dann wieder steht das Einzelbild einer Be¬ wegung — eines Augenaufschlags lange mit unwider stehlichem Zw ang im Blickpunkt der inneren Anfmertt- sanikeit wobei nicht selten die ursprünglichen Bei-