Der Kinematograph (November 1919)

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No. 370 Der Kinematograph — Düsseldorf. bildhafte Heraushebung solch typischer Nebensächlichkeiten hat die vorzügliche Regie Lupu Picks offenbar nicht ohne Grund besonderen Wert gelegt Mit gut angebrachter schelmischer Rosheit zeigt Lupu Piek «lern Publikum ein wohlgehingeiM‘8 Spiegelbild in den g\it nachempfundenen Masseic/cnt'ii der Schwurgerichtssäle, das sich auch d*»rt, wo es um Kopf und Kragen eines Angeklagten geht, ganz wie in einem Theater benimmt. Kine feine Kritik des Verhaltens and der Unarten <les Puhlikun « auch bei sulchen Gelegenheiten. Nicht weniger Aufmerksamkeit hat die Regie auf die Schaffung einer Reihe von Typen verwendet, die durchaus stileeht und dem Milieu einiger scharf hervor¬ stechender Szenen des Stückes angepabt gewählt worden sind. Als äuüerst gelungene Beweise für die Liebe und Sorgfalt, 1 mit der sieh die Regie solcher F'iitn-Kleinsehöpfungen an¬ nahm. können die unterschiedlichen Charaktcrköpfe der * Sträflinge angeführt werden. die der 7. ischauer in «len 1 Teilen des Films zu sehen bekommt, die der Wiedergabe * von Strafhauseinzelheiten gewidmet sind. Um die übrige , Innenausstattung hat sieh J. W H e r m .» n n grobe Mühe gegeben und mit seiner strengen Bedachtnähme auf mög- ’ liehst« Echt Wirkung der Räume völlig l>efriedigpnde Kr- | folge- erzielt. I rär Petersen hat $ich als Photograph des Ganzen auch hier als Künstler bewährt und überaus klare, deutliche, Lieht- und Schattenwirkungen fein ab¬ messende Bilder geschaffen. AJs Darsteller des anfänglichen Musikkünstlers, spateren Sträflings, Strabenmusikantcn und hebevoll besorgten Vater» und Schwiegervaters hat Lupu Piek einen Gharaktertyp geschaffen, wie ihn «li« Zuschauer lieben. Seine Auffassung der Rolle des Erik Paulsson hat ] von vornherein die lei haftest -n Sympathie:! des Publikums für sich. Weniger publikumswirksam is: die Rolle des .Staatsanwalts, die von Albert P a t r e y mit Ernst und Wirde gespielt wurde: ganz in den Standpunkt des starren Festhalteils an der Todesstrafe verbissen, gibt er einen prächtigen Darsteller, dessen glanzvolle Ix-istungen viol Interesse erregen. Als Karin Paulsson, die Tochter des Musikers und späteren Zuchthäuslers, wirkt EdithPosca ganz ausgezeichnet und trägt durch ihr Spiel stark zun» Erfolg des äuL'erst wirksamen Minis bei. Der Inhalt fies Stückes fesselt den Zuschauer schon von den ersten bunt- bewegten Szenen mit stürmenden und füsilk-rendcn Kosaken an und labt ihn mit Spannung die weitere Entwicklung des 1 Dramas bis »um SchluU verfolgen. „Das Schicksal der Carola von Gel¬ dern." Ein Film in fünf Akten nach dem Homan ..Der * grobe Rachen" von Olga Wohlbrück. Regie: Lud- wig Wolff. Photographie: Otto Tob er. fnnen- ! ausstattung HansSohnle. Verlag: Maxim- Film ‘Gesellschaft Ebner & ' o. Betlin SW 61. Für den zweiten Film der LotteNeu mann- ! Serie ist, ähnlich dem ersten dieser Reihe, als Inhalts¬ stoff der Handlung ein volkstümlicher Roman von Olga Wohlbrück gewählt worden Gk-ieh dem Film „Arme Thea" [ führt uns das neue Stück in ein modernes Gesellschafts- milieu und gil t uns in sehr gut bildhaft nachempfumk-nen Szenen den stofflichen Gehalt der Romandichtung wieder. .Ludwig Wolff der auch weitesten Kreisen bekannte tjVerfasser der populär gewordenen Werke „Der Krieg im I Dunkel . „Das Haggenlied". ..Der Sohn des Hannibai". " ,,Dr. Bessels Verwandlung" etc. zeigt sieh in dieser Film Schöpfung ebenso als Meister einer mit lebenden Bildern operierenden \ eransehauliehungskunst eines dankbaren Vor .Wurfes, wie er als flotter, geistreicher Schilderer mit der ! Feder den gedanklichen Stoff einer prosaischen Dichtung im gefälligen flotten Aufbau vorzuführen versteht. Da» Wesentliche des Romans hat der Regisseur Ludwig Wolff mit geschickter Bedacht nähme auf beste Filmwirk- ’samkeit ausgcwählt, manche der geschilderten Feinheiten, des Buches liet/cvoll herausgeholten und einige der flüch¬ tigen Romans enen so in den Vonk-rg»-und gestellt, als hätte er die Absicht verfolgt, dem Zuschauer etwas vom eigen»- Kmematographen / tfreisfiste Aostenfos > liehen Werke gan? Unabhängige« zu bieten Seiner Regie¬ kunst ist es gelangt n. hier die Verfilmung eines Romans zu schaffen, wie sie gefordert und gewünscht wird: keine knien¬ den Illustrationen zu einem Buchwerk zu liefern, sondern das Buch selbst in einen völlig selbständigen Filmronian zu verwandeln. Dieses Fmdresultiit konnte allerdings nur erzielt werden, wenn die Absichten der Regie durch dir vollendete Darstellungsgabe der Schau«; it ler unterstützt werden. Lotte Neu mann erleichtert die Aufgals-, einen gegebenen Stoff in fesselnde Filmformen zu pivsst-n. dank ihrem vorzüglichen, mit reibenden Spiel, ihrer i.niilier trefflichen Wandlungsfähigkeit und .knpassung sehr wesent¬ lich. Ihre Gestaltenschöpfung nimmt dt-n Zuschauer sofort gt-fangen. und erlöst ihn vom Ranne der Bewunderung erst wi«-der mit der letzten Szene. Das gk*iehc kann von dem Darsteller des Guts- und Rennstalllicsitzers v. t lidien g» «agi werden, der in Dr. E d u a ril Rothauser ganz den markanten Vertreter dk-ses GeseUschaftstyps fand, wie er wohl auch der Verfasserin des Buchromans vorgeschwebt haben mag. Streng und ernst in den scharf ausgeprägten Gesichtszügen, tadellos korrekt in der äuL’ercn Gewandung, vornehm blasiert, gelassen und überlegen abgezirkelt im privaten und gesellschaftlichen Umgang. Meisterleistungi n einer haarscharf zeichnenden Ausdrucksfähtgkeit gibt l>r Rothauser in den den gesunden Tagen folgenden Szenen, da Herr v. Glichen an das Krankenlager gefesselt ist. So lebenswahr und echt kann nur ein hervorragender Künstler che Leidensziige und cpialvollen inneren Krregtheiton dar stellen Der Zuschauer en/p findet unwillkürli« h die see hschen Qualen einer einst vornehmen Natur mit. die infolge einer durch einen Sturz vom Pferde erlittenen Verletzung gallig, verbittert und so haustyranniseh geworden ist. «lab die behandelnden Aerzte nur mehr den Ausweg der Ueber- führungin eine Irrenanstalt wissen. Dk* drängende Gedanken