Der Kinematograph (November 1919)

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No. *>71 Der Kincmatograph — Düsseldorf . . und immer wieder das Kino! (Von unserem ständigen Münchner Korrespondenten.) Es ist wirklich höchst ergötzlich, wie so oft Menschen, die vorn Film und Kino gerade so viel verstellen, als sie im Kino s löst gelernt harten, sich In-rufen fi den. sieh zu Hütern und Rettern dieser Industrie aufzu wet'eil. — einer weit* umspannertdeit Industrie, von deren miehtiger Bedeutung sie wirklich nichts, al>or auch gar nieits wissen' Wenn sie ihre aus Kinooesuehen gesammelten Erfahnimii-ii und Kenntnisse, vielleicht nur aus gelegentlichen Kino)>esueben.la/.u verwenden wollt» a, sich nun ernstlich mit der Materie zu befassen und in ihr wirklii hes Wesen einzudringen, sie würden dann ganz sicher andere reden, als es etwa Herr Prof. (• e o r g F u c li s letzthin in einer Münchner Versammlung getan hat. Herr I'rof. Georg F uehs ist ein sehr intelligenter, ge¬ bildeter Herr, Kunstkenner, Aeathct. Dichter und Kunst¬ kritiker. F> hat julm-lung der Tages* Hesse angehört, — also müßte er eigentlich etwas temperai iclit volk-r in seinem CehaLn sein. Auch interessiert er sieh sehr lür den Film er hat einmal in einem Münchner Blatt.' ein Feuilleton ver öffentlieht. das gar nicht iiticl war. Dann soll er auch, so wird mir erzählt, in kst <tcr Zeit in den verschiedenen Kommissionen vieles iiI**»r die Kommuiusierung und So iali- sierung der Filmindustrie gi hört hal«n. - genug an dem, er hat auf einmal sein Herz und seinen Beruf entdeckt, ein Weltverbesserer zu werden. Damit mich aber auf keinen Fall der Vorwurf treffe, daß ich färbe oder eindeutig I törichte, sei hier jener Bericht wörtlich «ieder^'ß'hen, den die „M ünchncr Neueste Xachrichte n“ veröffent¬ licht haben. Dieser Bericht lautet: „Gründung < i n c r 8 t u d i <• n g c s 1 I» <• h a f I für das Film- und Kinowest-o. Atu Dü-n*tag nachmittag fand im Katlutus>' «-ine Versammlung der aus dem Bayerischen Lu ul KaitsM'hiiU für S< idaU ul» ime erwaehneiu n Stutlii ngcscll- sehilft für das Film- und Kinowvwn statt, di r außer Virtreti rn der Stadt utal der /< titrttlst« !!•■ für ViiUcsaufklärung Acrzte, Pa- iltigog n. V.-rtr» ti r der Kunstn iseliaft und der l’r. ss. und andere im «ff titlieiii n Lehen »Ii I» rvnrrag» later St* Ile »ti I» nde Männer I« iuohnti n. Wie der L iter der Sitzung. Professur Georg F u e h s ausführte, haudi I; es sieh heute int hr dt im je zuvor darum, den Entartungin dis Kinotunw, die sieh inumr mehr zu einer Gi fahr für unser ganzes Volk und aeim sccli-ichn l« sundheit auswaehst n. entgvgi uziitti t» n ontl zugleich die ivertvolli n Müg- lichk- iti n. die das Kitm als l’flegisstttt le des «>anenschaft liehe», künstlerisehi n und erzieherischeii Films ba tet, zum Wohle de» gisamn n Volkes zu mitz.cn. In einer lebhaften, an Anregungen nicht n Aussprache, an dir sieh u. a. Stadtrat Held (der sieh wieder für eine Koiummialisii rung der Kinos «its-prin-ln. Fabri¬ kant Wtiß. SchriftI, it r Baumgartner. 1 »r. .Müller als G. in ral- * kretärdi-s Kathnlisehc i. Br. Uver» ins für Bayern. I>r. Hallgarti n. Kommt rzieiuat Kos». OlsrU hnr SehiinhuU r, l*n>ftssor lim lüg. !*rofe»it r lovitli und Gel» imrat Oskar v. Milli r I» » iligti n. wurde ullgi nu in dir l't I» rzengtmg Ausdruck gigelsn, duU • s hocliste it st i, etwas zu -.mit rin lins n, tim noch grollt n In ( nlu il vorzuheugi B. Oie Notwendigkt it der Wieder» inlülirutig der Film Zensur wurde entachn ihn lictoiit; von mehren n Seiten wurde die Setniffi.ng von MubUrlichtspk Ibühmn, die Gründung i igem r bithlsp» Ihanser und die Krriehtung von Wandt rlichtsph 1- btihnen mit i inwanilfn ieiii Spn Ipla» U fürwurti t. Einen positiv» n Vorschlag dt r groll, n Anklang fand, machte Scliriftl» it» r Baumgartiu r. Er ri gtc aus dir Erwiiguig heraus, dull i im rseits kleine Mittel nichts fruchtt n, tlall is andn rst its aber gi It« n muH. die Filmindustrie, die für Münchens wirtscluift- lii'he Zukunft sj bedeutungsvoll zu werden V» rspricht, zu ford. m und in i rfolgnringt nde Bahnt n zu linkin, die Verunstaltung einer „M ii ntlim r K i n o ich« u 11*21 ", die als Ausst. llung der inti nationalen Filmindustrie gi daclit ist und im Ausst* llungs park stattfinden soll. an. Das l'rogranuu dkstr grollziigig ge dachti n Ausstellung, das in grolkn ( mrissi n ent wie ki It wurde, sc hi int s. iner ganz, n Anlag ■ nach dazu aug. tan. ähnlich wie ts einst mit dem Münch< ner Kunstgew. rl»- ge sehuh. sowohl in hohem Mail.' vert d. lud auf die Münchner Kilniiiidust rie und ilue IVoduklion • inzuwirki n. wie auch dem zVin» le n Münch< ns zu di. n. n. das sieh s in» n alt« n Huf als Stadt inust rgültiger Ausst Hungen und int national r V. ranstaltungi n di s, r Art ja nun wieder neu erkämpft n iiiuU. Die Versammhmg Wühlte sehlit-Ulich liiun Ausschuß. der sich mit der weiteren AusarLitung diesis Vorschlag« s I» fassen wird.“ Wenn man diesen Bericht zu Ende gelesen hat, stehen einem die Haare zu Berg« ’ Vor allem: Wer aus dieser ganzen Gesellschaft hat auch nur die allerleiseste Ahnung von der Filmindustrie, wer kennt sie und wer darf sich ein l'rtt il uomaßen? Vorn Lehrer Kehönhuber und vom Statlt rat H«*ltl wissen wir, «lall sk* ausgesprochene Film- unil Kinofeimk- sind, von den übrigen Herren wissen wir mit Bezug auf tk-n Film überhaupt gar nichts 1 Mit welchem Hecht malzt sich Herr Prof. Georg F'uehs die Befugnis an. in diesem Tone ülier das „Kinotuni“ zu sprechen, — wobei seine Erfahrungen, wo hat er sie gesammelt? Warum ha) er seine Behauptungen nicht durch Vorbringen von einwand freiem Material erhärtet ? Mein lieber Herr Prof, (.’eorg Fuchs, — Sic wann jahrelang Journalist von Beruf. Sit wissen ebenso gut wii ich, daß es in unseren* Berufe eint ganze Menge minder wertiger Individuen gibt, duLS es eine sogenannte Revolver presse* gibt, erpresserische Auch-Joumattsten, Gesindel, Ver hivcher, elie uns -u Beruf schaudern, und elie wir nie unil nimmer als Kollegen ansehen. Kann und daif man wegen dieses erbännlieheni Lumpengesindels und we gen ein paar schmutzige r Hevolver.J.ittcheii die gesamte* Presse unel eLe ganze Journalistik mit Kot bewerfen unel erklären, da¬ alles ..wachse sich zu einer Gefahr für u:ise*r Volk und seine' seelische Gesundheit aus. man müsse* dem ent gegen treten' Sie aber, lieber Hcit Professor Georg Fuchs. halM*n etwa Aehnliches ge*tan' Weil in letzten Zeit Berliner Schic bertuni ein paar dre’ckigc, schmut. ige Filme herausgebraebt hat ek'slialh die ganze- Industrie* in Acht und Bann, — und au- gerechnet Sie als Helfer unel Betten in der Not' Warum haben Sk* in diese* Versammlung keinen einzigen Fachmann gebeten? Wir haben bk*r genug ge*l>ildete Fachkmte, elie Ihnen unel tk*n anderen He rn i gebiihivnd geantwortet hätten, l ud ich glaulw* bestimn t die antkiren Herren der \ ersammhing wären für die Auf¬ klärung nur dankbar gewesen. Warum habe n Sie keinen einzigen die*st*r Herren geladen, so etwa vor allen, unseren all verehrten Senior der ganzen dem t selten Filme n-i. .Vitmeiste -r Carl Gabriel?! Warum nicht da u den Vorsitzenden des Fabrikantenvereins, de*n Vorsitzenden eler Verleiher, warum nicht die Vertreter ele*r tonangel lenden Fachpresse, warum nicht Dr. Streit von ele*r ..Bavaria“ ns» usw Weil Sie wohl fürchteten, jeder einzelne hätte Ihnen mit ein paar Worten schon nachgewiesen, daß all Ihr Gerede und Getue weiter nichts ist, als leere Phraseologie, gi.t genug für Laien und Dilettanten, aber nichts für Sach- und Fach¬ kundige! Und Sie bedenken nicht, dall Ihn* Worte in die Oeffentlichkeit dringen und die kritik- und urttiislose Masse lieeinflussen: das Volk liest tlk* glänzenden Namen, lallt sich vom Professortitel bestechen und sagt-: ..Ein Professur muß es doch verstehen“, - und das Elend ist fertig, die Hetze gegen eine weltumspannende Industrie, in der un¬ gezählte Milliarden (Milliaiden, Herr Professor Georg Fuchs' 1 investiert sind, kann beginnen! Wenn Sie wissen wollen, Herr Professor Georg Fuch- was für Früchte solche höchst überflüssige Laien — und Dilettanten-Versammlungen mit ihren geschwätzigen Welt- Verb es serern halten, dann bitte, lesen Sie nachstehenden Bericht aus Bamberg, wo ein paar redegewandte Damen ülier den Kino zu Gericht saßen' Hier hat eine Frau Stadtrat Borne gegen „Schund- und Schinutzfilme“ geeifert und auf die Schäden hingewiesen, die aus dem Besuch dn* Kinos für dk* Jugendlichen, l>esonders die Mädchen, er¬ wachsen können . Frau Stadtrat Borne führte dann aus: „An sich ein vortreffliches Anschauungsmittel für ‘he Volksbildung, wird der Kino heute vielfach in schändliche 1 Weise mißbraucht In Scham und Zorn und in heller