Der Kinematograph (November 1919)

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No. «72 Der Klnematograph — Düsseldorf oder Umänderung von Kinos nur zu gestatten, wenn der Nachweis erbracht wird, daß das Wohnungsamt die be¬ treffenden Räume zu Wohnzwecken nicht verwenden kann, und dali bewirtschaftete Baustoffe für den Neu- und Umbau Dicht gebraucht werden. Die Genehmigung für Kinoneubauteil darf nur auf Grund zweit- Isfrei geführter und eingchind geprüfter Nachweise erteilt werden. Auch wahrend des Baues soll eine ständige Überwachung ausglüht werden, damit bewirtschaftete Baustoffe unter «reinen Umständen dem Wohnungsbau verloren gehen. Sperrung von Riithnben deutscher Firmen in Oesterreich Ib. Auf Vorstellungen lad der Reichsregierung, wegen Sperrung von Guthaben deutscher Firmen durch die i’ster reic’uiscbe Steuerbehörde. hat das Auswärtige Amt den Be scheid erteilt, daß tk*n betreffenden Firmen anheimgegclK-n werde, ein Gesuch tim Freigabe in dreifacher Ausfertigung auf vorgeschriebenem Muster an die deutsche Botschaft in Wien zu richten, welches genauen Aufschluß über die in Frage kommenden Punkte geben muß. Die Botschaft wird alsdann das Weitere veranlassen. Die Reklame im Dienste von Film und Kino. ln der Oktoberversammlung des „Verein deutscher Reklamefachleute E. V’.“, Ortsgruppe Berlin, sprach vor einem großen Forum Hans Walter Koriiblum. der Leiter des Bild- und Filmarchivs der „Deutsche IJchtbildgcsell- schaft“, über dieses zeitgemäße Thema. Er führte (als Reklamclaic und Filmfachmann) u. a. aus: „Der Film muß für sich Reklame machen. Gerade der Film hat einen so großen Anteil an der Reklame wie kaum ein anderes Ge¬ werbe. Alle Anzeichen des Emporkömmlings sind ihm eigen. Der Film nahm auch alle RekJameniöglichkcitcn seiner Vorfahren (Posse. Theater usw.) an. Man kann die Reklame des Films in zwei Gruppen einteilen, in die Reklame durch das Wort und in die Reklame durch das Bild. Ersten* kann noch mehr aus sich herausgehen als diese. Während sonst der Xatursatz gilt: „Jedes Ding hat einen Vater mindestens", hat der Film drei Väter, <len Autor, der ihm den Inhalt, den Regisseur, der ihm die Form und den Ope¬ rateur, der ihm den Stoff gibt. Der geistige Urhelter davon ist viel zu lange vernachlässigt worden Deshalb kannte man viele Jahre den Autorfilin überhaupt nicht, oogleich die Autorschaft die beste Reklamemöglichkeit bot. Auch die technischen Väter traten nach außen wenig in Erscliei- nung, weshalb sie selten genannt wurden. Erst in der letzten Zeit hat man in dieser Beziehung die Schranken durch¬ brochen. Aber Muse Filmia, wohl die 13., zeigte im Verein mit namhaften Künstlern wenig Fruchtbarkeit. Selten nur wurde das Kunstwerk mangelhaft der Dirntung ähnlich. Mit einer glänzenden Abfindung hatte der Autor immerhin einen Zweck erreicht. Diesbezüglich gibt es viel zu bessern. Als Paten kommen die Schaupsieler in Frage; sie spielen eine wichtige Kolk) als Reklaincobjckt. Das Starsvstcni bat dabei als Unsitte um sich gegriffen. Man suchte dem Film berühmte Namen dienstbar zu machen. Anfangs mit Mi߬ erfolg! Dann schuf man dem Film berühmte Namen, wobei das aristokratische und nie ansprechende Puppengesicht eine Rolle spielten. Natürlich fehlte der Regel keine Aus¬ nahme. Es gab auch Schauspieler, die sich von Anfang an dem Kino widmeten und groß geworden sind. Die hohen Gagen lockten, was zu einer heftigen Fehde zwischen Film¬ industrie und Theaterdirektor führte, da die filmenden Schauspieler die weltbedeutenden Bretter als Nebenberuf ansahen. Das Kind mußte schließlich einen Xanen be¬ kommen. Bei den Titelbcncnnungen hat das Kino am meisten gesündigt. Auf die niedrigsten Instinkte des Volkes spekulierten u. a. die Titel: Leichnam 427 (Film ist in Vor¬ bereitung), Als ich noch eine 1 eiche war, Moral und Sinn¬ lichkeit (Wie schön hat dagegen noch Goethe die Sinnlich¬ keit verherrlicht), Die Kunst, beim Weibe Liebe zu erwecken, Eine Frau auf 24 Stunden usw. — Bald bürgerte sich auch der Untertitel ein, er kann eine glänzende Wirkung er. ielen, zeigt aber auch viele Abarten (Othello — oder der Mord war nicht nötig). — Im Filmtitel überwiegt das Schlechte, obgleich dieses reklametechnisch vielleicht teilweise ganz gut ist. Reklame und Film sollten andere Aufgaben halten besonders, die das Leben, das der Film heute vegitfcrt, zu bessern. — Für die bildliche Wirkung macht sich eins hin derlieh geltend: D*r Titel des Films prägt si -h nicht ein (Redner zeigte nun an Hand der zahlreichen Lichtbilder was seine erklärenden Worte erläuterten.) Bei der bilci liehen Wirkung ist zwischen Bibi- und Schriftmäßigem zu unterscheiden. Die bleibende Reklame ist das Gegebene bei der Kino&nzeige Sie prägt sieh ein, was der Filmtitel nicht zu tun vermag. Das entschlummerte Bild und Film amt hatte wenigstens das Gute, daß es auf künstlerische Inserate und Plakate Wert legte; das Amt hat der Film industrie gute neue Wege gewiesen. (Die Leistungen dei bedeutendsten Künstler wurden vorgeführt und besprochen.: Auch für das Kinoplakat erscheint eine bestimmte Um¬ rahmung angebracht. — Das Schmerzenskind in der Film¬ industrie bleibt das Klischeeplakat —i n sich erscheint dieses widersinnig —, da es wie unruhige Kleckse* in der Ferne wirkt also gerade da, wo es doch ganz, anders wirken soll. Selbst Leonhard ist das Klischee} lakat nicht geglückt. Man kam aber vereinzelt der Lösutig nahe: Ein llakat zeigt eine buntfarbige, an sich schon gut wirkende Tapetenwand mit Einzelbildern (gerahmte Kinobilder), ohne jedoch so recht die richtige Reklamewirkung zu erreichen. Eine zweite Lösung zeigt die Klisehees als gerahmte Bilder! Auch die Photographie spielt eine große Rcklaineroile. Einfach und ohne Pose wirkt das Künstlerbild am besten. Es muß phsychologisChe Momente aufwoisrn. darf aber nicht wie für Steckbrief und Verbrecheralbum gefertigt aussehen. Ein drittes Reklamemittel, das der Film für sich in Anspruch nimmt, ist der Umschlag auf dom Programm. In dieser Beziehung gibt es bisher nur einige gute Sachen. — Di«* Filmreklame hat drei große Etappen, lieim Film Verleiher beim Kinobesucher und beim großen Publikum Infolgedessen, bekommt ein großer Teil des Publikums die Hauptreklamen für den Film nicht zu sehen.“ Der Vortrag fand lebhaften Beifall, obgleich er ver¬ einzelt zu Widersprüchen des Keklamefachmannes heraus¬ forderte. Kornblum sprach ja aber, wie er vorausgrschickt hatte, als Laie; trotzdem konnte er selbst Fachmänner be¬ lehren. Der Filmfachmann kennt die Schwächen und Stärke» der Filmreklame schließlich besser als der Werbemann, der im allgemeinen noch nicht tief genug in das Riesenrei« h der Reklame des Films eingedrungen sein dürfte. D«- 4 zeigte recht deutlich die Diskussion der ReklamefaohmaiiiM-r nach diesem Laien Vortragi*. Man wünschte bessere Film¬ titel und bessere Schriften für die Erklärungen. Dazu sagt« Herr Kornblum, daß Buchdrucker und Filmindustrie engere Fühlung miteinander nehmen müßten. Beide können einander sehr nützen. So gilt es, bei Plakaten und Anzeigen eine vielleicht auch auf den Programmheft« »