Der Kinematograph (November 1919)

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Der Klnemafoc . ph — üflsaeldorf No «71 Nummer konnten wir schon mitteilen. daß in dem Entwurf /.u dem Hahmengesetz. der Knniinuni’.lisiernng von Wirt- -«•haftshetrieben auch die Lichtspieltheater sich befinden Herr I)r. Pfeiffer nun ist der Filmindustrie als überzeugter Vertreter ihrer Interessen bekannt, und auch in seinem Vor- t rage bekannte er sieh offen als G «• g n e r der K o m m u ii a 1 i s i e r u n g d e r Kinos. Kr sagte n. a.: Seitdem iler Sozialisicrungsgi'dankc und mit ihm der der Kommunali- 'ioning aufgekommen ist.hat unter den Arbeitern zweifellos das Gef S h I der Pflicht zu arbeiten, nachgelassen. Es besteht ein Hecht auf Sozialisierung, aber nur auf Sozialisierung solcher Werte, die im Boden des Landes liegen, die das Land selbst hervorbringt. Wird der Ko/iaüsierungs- gidanke, dessen l'ntergcdankc die Kommunalisierung ja ist. anders sufgefaßt. dann ist j e n e r Satz ..Freie Bahn dem Tüchtigen!" nur ein Traum. Wird dieser Satz aufgehoben, und er muß aufgehoben werden, denn kein Mensch hatinte resse, mehr als der andere zu arbeiten, wenn er dadurch nicht mehr zu erringen vermag, dann kommen wir nicht mehr vorwärts, nein, wir gehen /. u r ii c k. Die Kommunen sind scheinbar der Ansicht, daß sic durch die Kommunalisierung der Kinos ihre Rtadtsackel besonders schnell und sicher füllen werden. Sie gedenken, an der Verwaltung der Kinobetriehe zu sparen, an Reklame Personal und anderen Dingen Dabei vergessen die Herren, wieviel Existenzen damit tugrunde gerichtet werden. Dann die B e - cinflussnng des Programms! Herr Dr. Pfeiffer steht auf dem Standpunkt, daß das Kino eine Unterhaitu ngs- stätte ist. in die mit liineinznreden die Schablone nicht das Recht hat. Lehrfilme können wohl einen minimi len Po standteil eines Programms aasmachen, im allgemeinen ge¬ hören aller Lehrfilme in die Schule und in eigens zu schaffen¬ de und auch unter Leitung der Kommunen stehende Lehr¬ kinns. I m übrigen scheinen die Kommunen nicht zu wissen, welch schweren Zeiten die Liehtspieltheaterboaitzer entgegen¬ gehen Rein pekuniär gedacht, würden die kommunen also hcj den sicherlich kommenden Schwierigkeiten bezüglich Kohlennot n«w.. durch die Kommunalisierung der Kinos wenig Eiende haben. Die öde Gleichmacherei dürfe auf keinen Fall sich nun auch noch auf die Stätten erstrecken. <iie dem L’nterhaltungsl ediirfnis der Menge dienen. Die Kommu¬ nalisierung schlägt dem Mittclstandsgedankcn. möglichst viele selbständige Arbeiter zu schaffen, ins Gesicht Zum Schluß seiner Ausführungen versicherte Herr Dr. Pfeiffer nochmals, «laß er mit allen seinen Kräften tätig sein würde, von den Kinos die Kommunalisierung abwenden zu helfen Nach der mit stürmischem Beifall auf genommenen Rede des Herrn Dr. Pfeiffer gab der Generalsekretär det .Vereinigung Deutscher Filmfabrikanten" Herr Dr Fried in ann. im Namen der Vereinigung die Erklärung ab, daß sie gemeinschaft lieh mit den Theaterbesitzern den Kampf gegen die Kommunalisierung der Kinos führen werden. Es wurde schließlich die nachstehende Resolution angenommen : „Die im Weihenstephan-Palast, Berlin. Friedlich |\ straße 176 tagende Versammlung des ..Vereins der Lieht- hijd-Theaterhcsitzer («roß-Berlin und Provinz Branden¬ burg. E. V.“ erklärt nach einem Vorträge des Herrn Dr Pfeiffer, M. d. X., zu dem am 24. Oktober l»19 ejn- gefcrächten Anträge des Abgeordneten Adolf Hoffmann. der wie folgt lautet : „1. Kommunalisierung des Kino- I wesens, 2. Verstaatlichung der Filmindustrie", schleunigst Stellung zu nehmen und mit allen Mitteln gegen den Antrag zu wirken. Die Versammlung erklärt die Kommu¬ nalisierung für eine schwere Schädigung unsere. Volks¬ und Kulturlebens Sie ist fest entschlossen, mit alle® erdenklichen Mitteln gegen diese Versuche anzukämpfeii dem Volke eine wertvolle Unterhaltungsstätt« zu ver¬ nichten und ihm eine Beeinflussung aufxazwingen. die das ganze Wirtschaftsgel iet untergräbt.' Der Sozialisierung*- und Kommunalisieiung-gcdank« das ist auch unsere Ansicht, darf sich nur heziehen auf Ding«', an denen jeder Bürger ein gleiches Hecht hat. Von Dingen, die das Werk eines einzeln«-» sind, di«- durch die Tüchtigkeit eine* einzelnen emporg«hliiht sind und nur durch die Tüchtigkeit des Einzelnen weiter blühen können sind die Hände zu lassen. Teilhaftig werden soll der Arbeiter, gleichviel o» er Kopf - oder Handarbeiter ist, an dem Verdienst de* Unternehmen», dem er seiue Kraft weiht. Aber da ist die Grenze zu halten, zwisc hen denen. die die Arheitsmöglichkeiten schaffen und denen, die die Gelegenheit zum Arbeiten ergreifen. Es ist uns an keiner Steile nachzuweisen, daß wir gegen den Arbeitnehmer aufgetreten sind, und auch in der augen¬ blicklich so akuten Frage der Kommunalisierung und de Sozialisierung wünschen wir dringgßd, daß «len Arl*eit nehmem ihr ganzes, großes Recht wird. Aber diesem Recht muß eine Grenze gezogen sein, die zwar recht weit reichin. die ater nicht die Rechte der Arbeitgeber erreichen «wler gs überschreiten darf. Denn der Arbeitgeber hat Pflichten die der Arbeitnehmer nicht hat. und die dieser sich schwer hüten wir!, zu übernehmen. ln «len Kreisen dei Abgeordneten der Kommunen scheint sich nach und nach die Stimmung zn ändern. Es kann ja eigentlich auch nicht anders sein. Die Stadtsäckel sind doch wahrlich nicht so voll, als daß ernst¬ lich an die ungeheuren Summen, die wenigstens in den großen Kommunen zur Ablösung der zu kommunalisierenden Betriebe notwendig sind, gedacht wer den kann, ln der Berliners! adt verordne ten- versammlnng wurde in der letzten Sitzung von den beiden sozialistischen Parteien ein Antrag eingehrachl. den Magistrat zu ersuchen, bei der Reichsivgierong auf «Be schleunige \’«>rlegung eines Reiehskoniniunalisicningsgesetz cntwnrf«'* zu dringen Rin demokratischer Stadtverordneter gibt dem Antrag im Namen seiner Partei die Zustimmung, indem er der Hoffnung Ausdruck verleiht, daß der kommende Entwurf den wilden Sozialisiemngspläncn mehr o«ier weniger .unabhängig" zusammengefügter Stadt Vertretungen oder mehr oder weniger „unabhängig" sich entwickclruler Stadt- «>berhäup*er ein Ende bereiten werde Die Demo-’ kraten fürchten uicht die Sozialisie rung. noch Kommunaiisjerung. sondern das Experiment. Keine Kommune könne ein Interesse daran hai>en, das große Heer von Beamten und Angestellten immer stärker Anwachsen zu lassen das Wirtschaftsleben! dürfe nicht vom Bureaukratismusüber-! wuchert werden. Was der Vorstand d e * s Städte tage* in seinen Eingaben ver lange, sei keine Sozialisierung, sondern rin glatter Rauh. Ex müssen natürlich alle Wege be*rlirit!en und alle Mittel versucht werden, die Kommunalisierung der Licht¬ spieltheater zu i erhiiten. Kommt sie aber, dann ist auch «las Ende «1er Filmkunst da. Freud«' wenien die Kommunen, wir wrieilerholen nicht erleben. Mit Bureaukratismus sind Kinos nicht zu leiten, jedes einzelne will individuell U-liHode.lt sein, denn j«*«les einzelne hat sein Publikum. Und wenn die Kommunen das nicht wissen und nicht glaub« n wollen, dann sollen sie sich an di«- Kinohesitzer w< »den. «iie können ihnen j Bände von den Schwierigkeiten erzählet’