Der Kinematograph (November 1919)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

No. #7S Der Kinsmatograpb Düsseldorf Schatten-Filmspiele. Vun Ludwig Brannrr Kiniii«- Jahre vor dem Kriege hat e Mi h die Filmkunst . 11 .f «kr Suche mu h Motiven, die ihre damalige Finf* nnigkeit etwas belvl en sollten, auch der Pfl« ge der Schattens)ii<}le /.u ge wandt. Dk* Versuche, die damals i nie •.•nominell wurden, landen nicht den riehtigen Einschlag beim Publikum und so schlief ilie hübsche Neuerung hald wi.-der ein. Inzwischen hat sich aher das künstlerische Schi ttenlüld seinen Weg zur Anerkennung gebahnt. <lie reizenden Krzeugnisse der Ausschneidekunst siiul wieiler modern geworden Die Silhouette der früheren Jahn- verdankt ihren Nanion be¬ kanntlich dem französischen Finanz linister Ktienne de Silhouette. der sieh um das Jahr 1T."»7 durch seine fiska¬ lischen Maßregeln l*ei den Franzosen so verhaßt machte, daß man ihn iiltcrall lii< herli« h zu i lachen suchte Die Schattenbilder, die um diese Zeit in Paris Mode zu werden fiegatinen. wurden als armselig erscheinende Porträte be¬ zeichnet und deshalb wurde alles ärmlich erscheinende ä la Silhouette genannt Als billiger Porttätersatz waren die Silhouetten l»ei den minderbeinitteHrn Krciscii sehr I>clicl>t. Mit der zunehmt nden Verbreitung der Bildnisphotographie gerieten sie in Vergessenheit, bis sie als Ausschneiilekunst (Psaligraphie) nach Jahren wieder ihre Auferstehung feierten. Ifie alten Jahrmärkte, die mit ihrer bunten Vielseitigkeit so manchen fahrenden Gesellen Krwcrhsgelegenheiten boten, waren die efsten l*flcgestiitten zur Belebung dieser eigen¬ artigen Kunst, die sich bemüht, mit Hilfe der Schere aus schwarzem Papier ausgeschrättene l'iirisse von Menschen hervorzubringen. Später wurde die Ausschneidekunst von Künstlern wie O. P h i I. Hungern Hamburg. Wilhelm Müller, Georg S c h ui i d t in Düsseldorf und F r ö h - lieh, der erstmalig den gelungenen Versuch machte, Kinderbücher in Sc hattenbildertnanier herzustellen, gepflegt und zu einiger Bedeutung gebracht. Paul Konewka. «dem im Jahn Isto geborenen Gtvitswalder Silhouetten¬ schneider und Zeichner (gestörten am I" Mai IX71 in Berlin) blieb es Vorbehalten, das Ausschneiden aus schwarzem Papier zur Künstlerschaft zu erheben. Kr schnitt schon seit seinem sechsten Leliensjahre Bilder aus und I rachte_es in seinen Szenen zu Faust ..Osterspaziergang - ' zu Fallstaff usw. zu großer -Meisterschaft, Die Neuzeit hat eine Reihe von Künstler aufzuweisen, die sich dieser Kunstgattung widmen und cs zu ansehnlichen Krfolgen gebracht haben. Mit ilcr Wiedergeburt der Aussehneide- und Silhouetten kunst reifte auch der ‘iedankc, nach orientalischen Vor¬ bildern den Versuch zu machen, die Sehwarzbilder zu be¬ leben und die belebten Figuren in einer fortlaufenden Hand¬ lung zu einen. Die Kunst der Schattenspiele ist wohl in Indien entstanden und ist heute noch im Orient (Java. China. Türkei) allgemein verbreitet. Dort werden die aus Pappe oder Leder geschnittenen Puppen, oft tieweglich. auf weiß«* durchscheinend«* Leinwand geworfen und er¬ heitern mit ihren ernsten und lustigen Spielen ein beschei¬ denes Publikum, <las in schmutzigen Buden auf wackeligen Bänken Platz nimmt Während «1er letzten Jahre des 1» Jahrhunderts hatte die Puppen- und Sebattenspielkunst eiue Heimstätte in* Pariser Cabaret ..('hat mir" gefunden, um im Sommer 1910 als Schwabinger Schattenspiele" auch in unseren Landen Krfolge zu zeitigen, \lexamler von Burnus, der Begründer «k*r ..Schwabinger Schatten¬ spiele" erntet«- mit der späteren Vervollkommnung seiner niedlichen Spiele vielen Beifall. Neuesten» hat Hedwig Bergfeld mit ihren Schattenspielen im Lveeumkluh am Liitzowpiatz. in Berlin eine Schar von neuen Verehrern »ich zugetan gemacht. Fine Theaterkunstart, ilic in Vergessenheit geriet, wieder einem größeren Publikum mit Hilfe «k*s Kinos bekannt zu machen, bemühte sich im Jahre «ier Dramaturg un<l Regisseur «k*r Vereinigten Stadttheater in Chemnitz, Di Viktor Eckert. Sein Pestn-tiea ging dahin, <lie en zückenden Komödien um! crosten Tragödien unserer «k*u'- s« Ih‘ii Schattenspielautoien wie Goethe. A e h i m von Arnim. Brentano, Möricke. Justina» Körner u. a. durch eine Renaissance «les Schattenspiel theaters volkstümlich zu machen. Dr. Eckert gab seinen ersten Versuch, die steifen, mechanischen Bewegungen «ler originalen Schattenspudfiguren durch Schauspieler in Pn- filstcllung hinter eiiK*r von rückwärts erieuchteten und nach vom «lurchscheinenden l*t<*inwand spielen zu lasseii bald auf. Die Verwendung von Schauspielern kam tk i Naivität der geschnittenen Figuren nicht nahe genug und auch die so erzielbare Schärfe der Konturen konnte ni«:hi liefrietiigen. Nach den Angaben Dr Eckerts schnitt d«-i Ateliervorstand «k-s Stadttheaters in Fieihurg i. Br. Lud wig Sichert, die Silhouetten für das «*rste klassisch* Filmschattenspiel ..Der Totengräber von Feldlierg" von Justinus Kerner Von diesem «F utschen Schattenspiel, einer Art . Flieget tragödie", wurden zweierlei Vifnahntcii liergesU Ui Kille nach Maßgabe des 'Textes in lern zur Rezitation «i<- scliien erforderlichen Tempo, die andere schn«*Uer abrolleno« mit Beschränkung auf die Hatulbingsnomeute -les Inhalt Die erste Aufnahme war für Kin«»s geri.tcht, «lie idier einet Rezitator verfügen, die andere für Lichtspielth«‘ater ahn* Sprecher. Wenn der Versuch einer Wiedergeburt der Schalt«'i spiele mit Hilfe von Filmaufnahmen damals nicht glei« I einschlug, so liegt die Erklärung für diese bedauerlich«* Tal sa«he vielleicht darin, daß der Neneningsversuch den Empfinden der Zeit vorauseilt«-. Heute ist das Intern— für «lie Erzeugnisse der Schattenbildnerei lieinahe Volk- t ii m 1 i c b . dank den vielen Künstlern der neuesten Zeit «Ik* dieser feinen Kunst neue «Seiten abzugewinneti verstandet Zu ! Ilustrationcn v«»n Volksliedern und Märchen eignet si« I «liese Kunstart t»eson<lers gut und hei «ler Wahl richtiu« Motive dürfte sie sich auch für gefiihl- und humorvol!< Filminszenierungen eignen. Ich möchte bei dieser Gelegen heit an «lie Silhouettentünze «*iner eaghschen Daincntrupi erinnern, die nüt dieser Neuheit seinerzeit in allen Variet* ganz ungewöhnlichen Beifall erntete. Die Einfachheit «les Schattenspiels das in swner < •• staltung auf jedes Gemüt wirkt, dürfte sich wohl bajd di« Gunst des Publikums erringen, w« nn «lie Motive für künftig Filmschatte nspiek* Gebieten ent*..ommen weiden, die dal besonders geeignet sind. Zunächst wird sich ein Zurück greifen auf «lie reichen Schöpfungen der bei«»its erwähnt« '* Schattenspie km toten empfehlen, iilier «lie näheres aus Di Georg Jacob ’a Geschichte «ler Schatten-Theater (1WL und aus Corsepp's Werk über di«> Silhouette (l<eipzig 1H!>" zu entnehmen ist. An Künstlern, die gern bereit sein werden, ihre Schwarz kunst in den Dienst eines neu zu belebenden Filmzweig«- zu stellen, wird es sicher nicht fehlen. Die eingeht n«l«" Beschäftigung mit «len zu lösenden Problemen dürfte ein« 1 " sich <b«*ser Kunstgattung widmenden Filiim*giss«*ur sc!" interessante Aufgatien stellen. sie vollendet filmgrr ecM ht*raii8zubringen, wird stets aufs neue reizen. Filmschattenspiele geh«*n iib«*rdies «li«- Möglichkeit, da-' besprochene, die Handlung begleitende W'ort auch im Kin" theater zur Geltung zu bringen. <»hne daß man «len zweit« ! haften Erguß eines aus dem Stegreif erklärenden Film rhaps«xien in Kauf nehmen müßte