Der Kinematograph (January 1920)

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678 I)**r KiiiHFtialojfrÄph Wenn ein I>iclit<T und Sfhrift«>t*-.kT von mi gutt-ii) Namen, wie ihn .luliu» Bah in Literati rkniwn Kenieüt. ».n den br.-mu*rulHten Taiiesfram-n «ler Ki i ‘niatdgraphie Stel¬ lung nimmt. ao kann man clariiber nicht mit eiiMT groL’en Gest<‘ hinweggehen. < umal ihm fk*r Selbstkritik ülM-nd«- Fachmann in manchen Dingen ohne weiten-s r-cht gelten muH K.S heillt wirklich, tit‘fg»‘lM*ndi n Miüatiinck'n zu ix*il»e gehen wenn sieh Bah über die ..ac-hniut/.p-ndfuel mancher Kinojilakate entrüstet die mit ihnm sensationsheis«lH-nden TiU-ln an die niedern Instinkte eines kulturlnseii l'ubli- kums a|i|ieliieren Wie <»ft aehoii ist in diesen Spalten benslt Einhalt gepredigt wonlen. wie oft ist schon darauf hin- gewieaen wowlen. da!l die Filmtitel in erst t Linie die Schuld an der gcgenw..rtig wieder grassierend« n Kinohetze tragc-n' Viele gute und in j«Hler Beziehung einw iin«lfr-ie Filmwerke sind durch blutrünstige «xler nach Krotik schmeckende Titel äHthetia>-h empfindenden Vensetnm von vornh«T«in zuwiiler g«*macht wonlen. Mfiglicherwvise hat Bah manch«- der Film«-. fl«*n-n Titel ihn abg.-stoUcn haben, gar nicht f eaehen. sonst w,.re vielleU-ht win l’rtt il über «lie gesamte ndustrie wenig< r hart ausg«-fall«-n. Wie dem auch s«*in m ge. die Fil ner/.eug»’r könnten sich und der Branche keinen gniÜemn (lefalhm erweisim, als w'enn sie twi «U-r Auswahl der Filmtitel eiiMMi höheren Stamljinnkt einm-hmen wüith-n Wenn wir ernst und gt wKssenhaft nachdenken. wenn wir für Wahrheiten nicht hliml sein und die Kinemato¬ graphie nicht nur als .Milchkuh In trachten wollen, so niüss«n wir Hi-rm Bah auch dann ernsthaft /.uhönti. wx-nn er uns daran erinnert. da'J vor allen amlen n Kiiir!chtung« n. die «ier Er. iehuiig, der rnterhaltung liiul «ler Kibauung des deuts.-hen Volkes dienen, «bis Wandelbilrl ilie gr 'iLAe An- h ingers«-liar an si«-h gefess It hat un<l «ladurch mitverant¬ wortlich für «Ile g-istig- .trliiiig «les \ «dk-g-w«>rden ist. Wer nur ein-n Funken Km 'find«-n für kultur-lk .V fgaben in sich birgt, wem n r im geringsten «las Volkswohl am Herzen liegt. <ler mu J mit la-i k r Kin Iringlicbki it fühl. n. da'l (Ik'se »eraiitWörtlichkeit ilas iz-itiiiotiv der Kin«)- entwi<-khing s«-iii muU. Is hk-r ist atu-li in dieser B«-/.iehuug nicht alles wie es s. in s« Hl«-. Wenn wir «h-r Wahrheit furcht los ins Auge s«‘hen ;in«l «las ist notwendig . müss<. n wir |MU‘h<-n. «laD maiicis Film«-, da- gi-eigiiet wan-n. «lie S«'«-l«- des Volkes ..uniiiid<-st •/1. verwirren. Ikssit vtmi Markt«- lemgcbliela*n w in*n. .Natürln-h scha-üt di«- .air Z« it l>etrieb«-ii«- Kinohetz« weit über «las Ziel hinaus, «k-nn lad aiah n-n Kin richtung«‘n. die elamfalls imstamk- sind. ..di«- geistig«- .Vrtung ' «les Volki-s zu bi-einflusaen, is* t«-ilweist' no<-h nu‘hr ; i. tadi-ln. So gi-ht «k-nn auch Bab unlM‘«lingt zu weit, w«-nn er behaupt«-t. daü das Kino in die von 8chw<-rcr Not < rkrankte S«s k- «h-s Volkes als Nahrung unablässig t.’ift eintr.mfle. IK-r Dichter will eine Besserung durch den „Kulturfilm' la-rla-iführen. Die Aufgabt- dieses Kulturfilms soll sein, das ..Märchens( iel " zu pflegi n. Hk-r spricht der Dichter Bab. der sich aus dem Umkreis der Möglichkeiten entfernt und eine Idealwelt nach seinem Kopfe aufbauen will. Zum Kulturfilm geh« rt ein Kulturpublikum' Das «lern Publikum (k-bot«-iu- muH ia<lMsen stets seinem Auffassungsvermögen angepaUt sein. Ks w.iri- «ks-h niicli iiiiliiil-g. u>ii K.iltur b «i «-li e r" aut <l<-n .Markt /.ii bringen, «h-r um Ix-r -n ni<-ht er/ogeiu- Käufer wiird«- «k-ranigc t.üi la-r iia« h ih-ii «-rst«-n >«-it«-n luiliitiutig wegleg- n «la ihiir dit Teiiu-nulogie «h-i imsh-ni« ri Literatur • -infat'ii uiHfi'i -i'lljcti i^l eiinh- .-in K-iio. .Iah nur Kiilturfilns- i-n 'luu.- Habs br;::«- w.illi. na. b <l.-i • r-.teii WfK-heii h-er stehen Zt; 'l' ta-ii W. "i'ilt -las Publikum erst «-r/og«-n w«-r.!eii wi. *i> 1. all. .l.>-,rtii;; l’mwa iingen nur aut <k-m V\-j- d« i «•rg.i.a , ■ en Fniwi« klung v«»ll/i«-lien könm-n S*-lbsi ilk- ^^-. M.iibn.- In.iMW-ii .luf «in«- jahrliumk-rtlnngi- Kntwi.-kl.iug zuni-‘ ‘--r. k um ist heiit«- n«»*-h mit wenig ’ usnahiiien «Inrn.t . n« Im-ii lit«- rariseh w«-rtvol|.-n .''tü.-k.-n .-ui. b ■ -' r\> bring, n. «li.- «h-in fJeschmacke ein« s l>nr<-b'. biiittspiibti'Kii-.i>. unp-pa^A sind Natürlich ist i- erstn-ls-nswert. ab’-- '.b-h «!--n Tis-at«-! b«-sucher für wertvollen- Durbietnii.. n . .-r'it-fa-n ala-r was «lern Theater in einer -ai gri.i’«-n /- ' um. im ht lestlos g«-lungen ist. kann man vom Kin.- ■ .l< n vi-rh-iltni»ii V’ig wenigen .fahn-ii si-iru-s B.-sieli«-n- billu'. r v>, i i nullt v« r lang«-n. Hier wk- d«>rt ist man an- wirl--. haftlicls-n < 'riiiid<-n gezw-tingi-n. den Inhalt des Dargi-lmteiK-n dem Ihihiikutn mund- um! g«-s.-limackgt-n-«-ht zu m.-nln-ti. I)nr<-h Kin fle.-htiing solcher Werke. «Ik- au<-h holu-rn .\iif.>rd«-i iiigen gi-re«-ht w«-rik‘ii. kann dann alliiiähli. h «-i'k-lM-risi-h auf ilen (tes«-hmafk «ler Allg«-meinht-;t cing«-wirkt werfk-n - Schon heut«* gibt i-.- ein«- Keila von Filmwerken, die unh-ugbar ethisclien Wert halK-ii: Pr«if. Verweyn von «U-r Bonner Univ«-rsit.;t eiru-r uns«-r« r | romin« nt«-sten .V«-Hth«-t«-n und Philoaophen. b«-tont«- «Ik-s «-b- iifalls g |.-g« n!li«-h «-iii«-r Vorlesung in Düsat-hlorf. Und a.u-h ih-r Ih;n-hschnittsfilm von heute verdient kein«-swegs ein.- .sO hart«- Kritik, wk- sk Bab gi‘f;illt hat. E-; w«-r«l<-n hi. r meist la-lK-nss.-hicksal«- aiifgerollt, wie si- gU-ieherwt-ise in -ler Uiiterhaltungslit*-ratur zu finden sind. Da alle «li. h<- Fi.nn- dun-hw«-gs von erst«-n Sehai-s) k-U-m g.-stellt werden, da sie vielfach naturgetreu .Sitten und i'ebrluche fn-m«k-r Nation«-.» in anschaiili«-h«'r Weise -zu f.'csicht • ring«-n. so hat ein grol.’«-r T<-il des Publikums hk-r ««-hon LoU-genheit. sieh i.u'k-n- Kiilt«ir aiiz«ieigncn. sein Wissen in gpogra->hi8ch--r un<l ethnol<»gisch«-r Hinsicht zu erweiu-rn Vln-r «Ik-s«- Tats.-w-hen w.-i-<l.-i» v«>n «ms«-ren tk-gnem meist iil><»rm-h«-n. w«-il sie sir-h stets an dk- in der grol.’en MimU-rzahl bi-fin«lliehen S.-nsationsfilme klamuM-m. die infolg*- di-r bombn8tis<-h«-n K«-klain«-. «Ik- für dies«- g«-- inscht wird, von dem ols-rfl.-u-hlich l'rt«-il«-nden sehl«*<-hthin für das T. pischc geh«Ut«-n werden Wer objektiv und vor¬ urteilsfrei die Ding«- lK-tracht«-t wie sk- sind, muH gereehter- weis*- zu «lern Urt«-il kommen, dall «k-r Kino von heute, vcrlK-s.>«eningsfiihig er st-in mag. k«-iiusw«-gs das schwarze Sehaf ist, «las vk-k- aus ihm mach«*n m<'«-ht«-n. Interessant sind übrigens die F«-stst«-llungen des .Vmts- un«l .Iug«-nd- rk-ht«*rs Dr H.iffiiiaitn, la-iiwig. der hei einer Versammlung gegen Schmutz in Wort und Bild erklärte. dalJ aktenmäOig iKwh kt'in Fall U-kannt s*-i wonach S«-hiin<lliterattir und schkn-hte Film«- Ingi-ndliohen zu Straftaten .Vnlaß gegeben haben Damit ist vu-l.-ii Vnkiag(-n g(-gt*n das Kino nach di«iicr Richtung hin dk- Spitze abgcbr«x-hen.