Der Kinematograph (February 1920)

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Der Kinematograph Düsseldorf Nn. M? nicht su bereuen, daß er also eine Aenderung in seiner Be¬ tätigung durchgeführt. — im Film ist er heute unzweifelhaft eine der stärksten Persönlichkeiten. — eine Individualität von so hervorragender und markanter Eigenart, daß er in» wahrsten und besten Sinne des Wortes eine eigene Stellung einnimmt und auch eine eigene Wertung herausfordert Es darf nämlich nicht übersehen werden, daß er nicht nur Dar¬ steller, sondern auch Produzent und Regisseur ist So sehr es nun verlockend wäre, bei dieser (Gelegenheit einiges über moderne Filmregie zu .sagen, muß ich mir leider schon mit Rücksicht auf den Raum — dies versagen aber ich werde ja darauf in einem besonderen Artikel noch zurück¬ kommen, und so sei mir gestattet, nur auf ein ganz Bestimmtes _ hinzuweisen. Rolf Randolfals Regisseur sticht nämlich von den Münchner Regisseuren ganz, seltsam ab. — er geht auch da eigene Wege' Ihm ist das Film werk — vom Stand¬ punkte des Regisseurs, wohlgemerkt' — weiter nichts, als dieAnregong, Kino Wirksamkeiten in feiner, künstlerisch- vornehmer Art hervorzurufen. Die großartigen Phrasen von ,.Veredlung", „Verkunstung“ (ä la Ickes') und dergl. mehr, sind ihm nichts andere* als eben Phrasen er weiß ganz genau, daß er für den — Kino schafft' Und das hat sein Treffliches, sein Gutes, denn es bestimmt obendrein seine Produk¬ tion. Diese ist mit dem Leitmotiv ..Geöffnete Fürstengräber“ gekennzeichnet. Rolf RandolFs „Geöffnete.Fürstengräber" «ind Zeitdokumente von kulturhistorischem Wert Und es ist vollkommen gleich¬ gültig, wenn er bei den einzelnen Dramen sich gewisse poe¬ tische Lizenzen gestattet. — um dies«* Kinowirksa m - k e i t geht es doch gar nicht. denn vielmehr um das Wesent¬ liche und Ethische des Films überhaupt Er tat auch wirklich großen Erfolg, das beweist der Film .Der Mord von Sarajewo" Eine ganz ausgesprochene Eigenart verfolgt die Pro¬ duktion der Frau Zach. In tler Kino- und Filmfachwelt ist Fra«» Zach als Besitzerin einiger hübschen Theater be¬ kannt, ebenso auch als Inhaberin eines Verleihs. Was sie aber jetzt als Produzentin inauguriert, das ist eine Spezi¬ alität. von der wir uns wirklich Schönes und Grobes ver sprechen. — ein Neues. das unb«*<iingt in bester Weise dazu beitragen wird. München als Filmstadt neuen Reiz und neue Bedeutung zu verleihen. Frau Zach hat nämlich den von Gaumont her wohlbekannten Künstler Friedrich Dold verpflichtet, und dieser wird in einem eigenen Atelier Kari¬ katuren- und Trickfilme herstelk*n, wie sie n solcher Vollkommenheit bisher überhaupt noch nicht auf den Markt gebracht worden sind. Herr D o 1 d ist ein Künstler, wie es solche überhaupt nicht mehr gibt: er mait und zeichnet ebenso gut und schön mit der rechten wie mit der linken Hand oder gar — dem Fuße' Dabei eine lebhafte, sprühende Phantasie im Ersinnen von bizarren, heiteren und lustigen Karikaturen wie nicht mirnler im Zusammenstellen phan¬ tastischer. übernatürlicher Tricks Die seltsamsten Welt¬ wunder, die großartigsten Naturereignisse um! die tollsten Ausgeburten weitschweifender Phantastik sin«! ihm Spielerei. — und was er uns da im Film vorführt, ist von so über¬ raschender und frappanter Naturwahrheit und Echtheit, daß man aus dem Staunen und Bewundern gar nicht heraus¬ kommt Kein Mensch wird heim Betrachten dieser Filme, dieser grauenerregenden, erschütternden und beklemmend unheilvollen Ereignisse darauf kommen, daß es sich da um kleinwinzige Puppen und Spielereiwaren haixlclt. — mar wird vielmehr entsetzt glauben, es sei das Leben selbst, das wir erschauen. Schiffszusammenstöß«. Brände Vulkan- erruptionen, «1er Zusammenstoß von Sternen, Weltuntergang und vieles andere spielt sich da vor unseren Augen in einer treuen Natürlichkeit ab. daß wir den Atem anhalten und mit leisem " Schaudern vermeinen. Zeugen der ungeheuerlichsten Dinge zu sein. Diese Trickaufnahmen ermöglichen aber auch die Herstellung von Filmen, die unserer heutigen Kultur um Jahrzehnte ~oder*gar Jahrhunderte voraneilen Friedrich Dokis ..Ueberbahnhof aus dem Jahre 2000" ist ein Wunder werk der Mechanik und der — Täuschung. Voll köstliehen erquicklichen Humors sind diese einzigartigen Filme, die sicherlich sehr bald in jedem Kino laufen werden, als erfreu¬ liche und sehenswerte Zugabe über die Trickfilme wird nu.n staunen und über die Karikaturen herzlich lachen, und mehr verlangt ja auch der Mensch nicht. Frau Zach erweist sich nun auch auf dem neuen (Jebiet* ihrer Betätigung als eine ebenso kluge wie tüchtige Film- und Kinofachmännin' Nicht übersehen wollen wir die von Dir Schön - ecker gegründete „M a r s - F i 1 m - G. m. b. H Selt¬ sam, — es hat eine Zeit gegeben, da man von gewisser Seite nicht genug gegen dieses Unternehmen hetzen und wüten konnte, und ich habe mich immer gefragt Warum’ ' Eine Antwort habe ich nicht gefunden, es ist mir auch von amlerer Seite keine geworden. \ber schließlich halten «li*- lieben Freunde" es doch eingesehen, daß all ihr Treiben keinen Sinn hat, — sie sind nach und nach verstummt. Herr Schön- eclrer freilich hat sich keinen Augenblick in seinen Arb»*iten stören lassen ; ein Film nach dem andern erschien, und wenn er auch nicht den Ehrgeiz hatte, „Monumentalwerk« ins Leben zu rufen, so hat er d«x?h ganz anständige Spielfilme und Lustspiele produziert, die sehr gut g.hen un«l erfolgreich ihre Aufgabe erfüllen, überall gern gesehene Gäste. Bczeich- nend ist es wohl, daß Herr Schonecker .-in eigenes Ensemble um sich zu sammeln verstanden hat, begabte und talentierte Künstler, die unter seiner sachgemäßen Leituug ihr Best«-* einsetzen, so daß jeder einzelne Film in Ausstattung und Darstellung, n» Photographie und Virage erstklassig und tadellos ist. Die ,.M a r s - F i 1 m e“ haben ein eigen* * sehr schönes Atelier im Zentrum der Stad: und stellen somit ihre Film« in diesem eigenen Atelier her. Fine unzweifelhaft sehr interessante Produktion ist «iie des Sport-Films" (Alfred St ranz, bekannt ab Texas Fred"). Seine Spezialität ist, wie der Name schon besagt, vor allem der ...sportliche" Film, hauptsächlich aber der Cowboy-Film in allen seinen Abarten und Schattie¬ rungen Abo Filme, in denen uns das Leben und Treiben der Cowboys veranschaulicht wird, mit allen seinen wiklen. rauhen Sitten, seinen eminenten Gefahren, seiner üppigem Lustigkeit und seinen nervenaufpeitschenden Sensationen. Tatsächlich ist ja alk-s. was St ranz bisher herausgeh rächt (wir erinnern an sein letztes Werk „Der schwarze Jack i hat, Sensation über Sensation, — kühne, waghalsige Uner s< Trockenheit und dabei natürlich Uowboyreiterei in höchster Blüte Es weiden jetzt in München seltsamerweise recht viele Wildwestfilme hergestellt, — aber vrn «lern, was wir bisher gesehen haben, stehen die des SportfUm* mit Alfred Stranz (Texas Fred) als Hauptdarstelk-r an erster Stelle, denn in ihnen ist wirklicher, echter (Jeist des Cowbovtums. ist Wahrheit und Stilreinheit. Man kann diese Filme geradezu als kulturhistorisch wertvoll ansprechen. Vor einiger Zeit hat sich nun Stranz auch im Lustspiel versucht, und die Komödie „Texas Fred'* Brautfahrt " auf den Markt gebracht ein übermütiges Stück ausgelassenster Lustigkeit, «labei aber «loch ein Uowboyfilm, der nach dieser Richtung hin nichts zu wünschen übrig läßt. Augenblicklich kurbelt er ein großes, starkes Drama in 5 Akten „Das Ehren w o r t” oder „E i n Ritt auf Leben und Tod" Schon der Titel läßt uns neue, grauenerregende Sensa¬ tionen ahnen, und wie wir Texas Fred kennen, wird er sicherlich nichts unversucht lassen, sieh wieder einmal zu überbieten. Bemerkenswert ist, daß er eine Reilie aner¬ kannter. erster Darsteller für sein Werk verpflichtet hat. so vor allem seine Partnerin Gussy Fritz, die immer mehr und mehr sich zu einer ganz eigenartigen, rassigen DarsteUerin entwickelt und unser Interesse un höchsten Grade zu erregen weiß. — Es ist uns küder - bei der Kürze der uns zur Verfügung stehenden Zeit und bei den so trostlosen Verkehrsverfaäh