Der Kinematograph (March 1920)

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No 88fl Der Kiaematograpb Düsseldorf als Film ihre Auferstehung feiern. Die Aufnahmen hierzu sind schon ziemlich weit vorgeschritten. Die Sujets d’Aure- villys vertragen, hei entsprechender Kürzung, wohl alle die Verfilmung und dürften des Beifalls der grollen Menge wohl stets sicher sein. Nach dem berühmten Roman von Franyois Coppee ist bei Pathe fröre» unter dem Titel ,.Der Schuldige " ein vieraktiges Drama in Paris erschienen. Das ist nun einmal ein Stoff, der nach Verfilmung schrie und der sich im Film eigentlich besser macht als in der Form des Romans, der die darstellerisch fesselnden Szenen doch nur beschreibend und durch den nackten Inhalt fesselnd zu gestalten vermag. Joubc, der Hauptdarsteller in dem schon früher erschienenen Schlager „J’accuse“, spielt auch hier die Hauptrolle. Aber auch die neueste Tagesliteratur bringt uns der Film schon, kaum daß der Buchhändler die Neuerschei¬ nungen angezeigt hat. Paul Hervieus berühmter Roman „Le Dedale" ist unter dem Titel „Auf Irrwegen" von Pathe f re res in vier Akte umdramatisiert worden. Gabriele Robinne von der ( omedie fmncaise spielt die Hauptrolle. Der Inhalt des Romans sei hier kur/, angegeben, da es sich um eine nicht allzu bekannte Neuheit des französischen Büchermarktes handelt. Ein Ehepaar, das sich liebt, wird durch das Dazwischentreten einer koketten Frau innerlich entzweit und trennt sich von einander. Beide gehen eine neue Ehe ein, wählen aber ihre iveliensgefah'ten abermals recht unglücklich. Ihr krankes Kind führt sie nach Monaten wieder zu¬ sammen. Bei Gelegenheit geraten der ursprüngliche und der neue Gatte der Frau in eine sehr ernste Kontroverse, die in ein Handgemenge ausartet und mit Totschlag endet Die Mutter bleibt mit ihrem Kinde allein und sucht nun ein spätes, stilles Glück darin, sich ganz ihren Aufgaben zu widmen, denen sie sich bisher}!gerne} entzog: Mutter¬ pflichten. Man sieht: Nicht besonders apart, nicht besonders neu, aoer bühnen- resp. kinowirksam. Das irrende Weib, der Mann auf sittlichen Schleichwegen, der Mord aus Eifersucht und die tröstende Mutterliebe sind Motive, die Wirkung auf die Masse, die das Kino besucht, stets ausüben, ob sie nun neu oder alt sind. Ein bißchen Effestausstattung und der lloman ist ein wirksamer Filmschlager. Jolanthe Mares wird neuesten» auch stark fürs Kino in \n»pruch genommen, obwohl sie eigentlich mehr Roman¬ begabung als dramatisches Talent aufweist. Aber was ver¬ mag nicht ein geschickter Regisseur alles aus einem einmal von seiner Fabrik erworbenen Roman herauszuholen. „Seine Beichte" (ursprünglich . Die Beichte eines Lebemannes") und „Lili oder Sumpf der Gesellschaft“ sind gleichzeitig bei Ifuk in Berlin erschienen und erweisen sich als starke Kassenmagnete. Eine etwas geänderte Ausgabe für Oester¬ eich ist in den allernächsten Tagen zu erwarten. Aber auch andere Nationen haben jetzt berühmte Romanciers dem Kino zur Verfügung gestellt. Bekanntlich befindet *<eh die Eiko-Filmgesellsehaft schon seit längerer Zeit im Besitze der Rechte zur Aufnahme des großen Romans Ekkehard“ von Scheffel. Die Auf nahmen finden an der historischen Stätte dieses Romans statt und sollen schon ziemlich weit vorgeschritten sein. Gemeinig¬ lich h ingen Filmfabriken das. was sie Vorhaben, nicht allzu¬ früh an die große Glocke. Diesmal tut es aber — jemand anderes, und die Antwort darauf ist eben die Mitteilung der Eiko-G. in. b. H., daß der Ekkehardfilm bald fertig sein wird, also Konkurrenz eigentlich verspätet käme. Interessant ist die Arbeit, die Emil Leyde in dem Film „Die blonde Margaret“ geleistet hat Dieses Filmwerk beruht innerlich nicht auf einem einzelnen Roman, sondern auf einer Anzahl geschickt verwobener Motive von Andersen und Voss. — Diese Art der Technik, die sehr an die bekannten „Ojierettenpotpourris" erinnert, wie „Aus Schuberts Leiten", „Das Dreimädcrlhaus", „Chopin" etc., können wir nicht rieht gutheißen. Obwohl die Leykafilm-Gesellschaft an Ausstattung das vorzüglichste geleistet hat und auch sonst nichts gegen den Film als solchen einzuwenden ist, scheint es uns doch nicht ganz richtig, fremde dichterische Motive gegen die Absicht der Autoren zu neuen Werken zu verwenden. Was würde man dazu sagen, wenn mau aus Schillers Glocke eine Operette oder aus dem „Tannhäuser" ein Ballett um¬ dichten wollte. Es gibt gewisse Grenzen in der Kunst, die zu überschreiten zum mindesten nicht vornehm ist. Als Gegenstück zu dieser Arbeit sei der Olimpia-Film ..Die arge Nonne“ von Karl Hans Strobl genannt, der den Intensionen des Verfassers in jeder Weis«- gerecht wird. Der Regisseur Artur Hob. verdient dafür auch ein besonderes Lob. Ebenso ist der (übrigen» schon ziemlich alte) Roman von Paul Langcnscheidt: ..Blondes Gift“ (Maakfilm), im Film eine getreue Wiedergalx- des handlungsn-ichen Original», und g«-rade die kleinen Aendcrungen, mit denen Regisseur Hubert Moest Erzählung in Handlung umzu¬ setzen verstanden hat, geb«*n Anlaß zu feinsinnigen Studien Werner Scheffs Roman „Die Arche“ '> 8t von der Richard Oswald-Film-Gesellschaft sehr frei als sieben- aktiges Drama verarbeitet worden. Der Inhalt ist durch s«‘inc l’nwahrscheinlichkeit bekanntgeworden Ein Tauehboo* geht auf den Meeresgrund. In der Zwischenzeit gerät di«- Enlc in «len Schweif eines Kometen, ck-ssen giftige Gase alle» Lebt-n zerstören. Im Tauchboote weiß man nichts davon, ist aber auf das höchste bestürzt, daß plötzlich die Vor¬ richtungen zum Heben des Schiffes versagen. Nach einer Zeit plötzlich funktionieren sie wieder. Ein mitfahrender japanischer Gelehrter, der das Weltenunheil vorauskommen sah, hat dadurch, daß er.das Boot am Auftauchen hinderte, sich untl die Insassen als letzte Ueberlebende für diese Welt gerettet. Robert Heymanns Roman „Tropenblut“, der starke dramatische Szenen aufweist, hat sich sehr bequem in ein Kinodrama umarbeiten lassen, das im F«*bruar lu-i Primex erscheint. Der Titel ist „Lukrezia", weil die Heldin ein ähnliches Schicksal erk*bt. wie «be bekannte Lukrezia Borgia. Ihr Schicksal, ihr Einfluß auf Mann, Welt und Geschichte ist sensatioiu-11 dargestellt. Wenig glücklich erscheint uns jedoch die immer mehr um sieb greifende willkürliche Titelgebung. Felix Holländers Roman „Der Tänzer“ verfiel ebenfalls bereits <ier Verfilmung. Die Nordisk-Film-» V» wir«! ihn anfangs Februar in zwei Teilen von beträchtlicher Länge auf «len Markt bringen. Der in Deutschland weniger bekannte, in Oesterreich aber bei seinem Erscheinen aufs« hetu-rn-gende Roman ..Jou — jou“ von Mathilde Fogl ist. durch die Wiener Film¬ fabrik Biehe mustergültig'ausgestellt, soeben im Film«- fertiggestellt worden, er wird demnächst vorgeführt »erden Von Lokalinteresse ist es, daß Adolf Weiße, der ehemalig«- Direktor des Deutschen Volkstheaters in Wien, in diesem Filme erscheint. un«l zwar versucht er sein Glück als Kino- Ko pp -Film werke München, I achauer Stiaße 13. mim* Spezial-Filmtitel fabrik.