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Der Kinematograph (June 1920)

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Der Kinematograph Düsseldorf No 7<ni strengen .Jugendverbot von einem ..Vergiften" erst recht keine Rede sein kann!? Auf der einen Seite wird der Kino vorn Staat und der Stadt mit Steuern wiegt, daß einem die Haare zu Berge stehen, auf der andern Seite wird von einer ..Kinopest“ und ihrer „vergiftenden Gefahren“ gefaselt. man möchte sieh an den Kopf greifen. Das Traurigste kommt a!»cr: Kultusminister Mali stimmte zu, ..daß der Kinolietrieb in seiner jetzigen eine Pest für das Volk sei" Die Begründung diese- lapidaren Satzes ist uns de Herr Kultusminister schul¬ dig geblieben. Ist sich aber auch der Herr Minister darüber klar gewesen, «laß er mit dieser Behauptung allen jenen hiift. die darauf ausgehen, eine große, weit umspanneude Industrie zu ruinieren, eine Industrie, m iler Milliarden indestiert sind?! Ist sieh der Herr Kul tusminister darüber klar gewesen, daß man in Mün eben seit Jahr und Tag mit dem Aufwande vielei Millionen sieh bemüht, die Filmindustrie zu heben, und er mit seiner unbedachteu Aeußerung alle dies.* Be strehungen von hinten erdolcht?! Wo aber ist der Wirtschaftsverein, der doch zum Staate, just zum Kultusministerium, intime Beziehungen unterhält. wo ist er und warum rührt er sieh nicht? Herr Assessor Löw sitzt doch als Vertreter der Re gierung in diesem herrlichen Wirtschaftsverein' Wo ist der Interessenten Verband, daß er stumm Weiht u id sich nicht rührt?! Diese Kiuodehattc im I.andtag. wobei die Ver treterdei Sozialdemokraten der ..Kinopest" schmun zelud zustimmten, ist sehr lehrreich, nur will es leider scheinen, daß just die. die daraus was lernen sollten und lernen müßten, sich absichtlich taub stellen. Bemerkenswert ist’s freilich, «laß diese neuer’.icl <• Hetze gegen den Kino in eine /Seit fällt, da der M. I. K Konzern gegrümlet wurde, da der „Clnoscop“-Konzern erstanden ist. und da man in München schon von einer neuen großen Millioiicngründung spricht, die in ihrer Art eines der bedeutendsten deutschen Unterneli mutigen werden soll. Ks ist noch zu verfrüht, die näheren Einzelheiten diesei neuen Gründung hier zu berühren. Tatsache ist aber, daß etwas im Werden ist, das unbedingt unsere Aufmerksamkeit im höchsten Maß«- herausfordert. Auch sonst ist man in München fleißig au de* Arbeit, und es wird flott gekurbelt. Die „M. L. K.“ hat ihre beiden Regisseure, die Herren Franz Osten urwl Ottmar Ostermayr ins Treffen geschickt, die ..< inos '■op“ ist daran, ein neues Werk unter Direktor Ludwig Becks Regie fertig zu stellen, und im Glashause . Ba varia" ist Regisseur Josef Schmied dabei, ein gewal ’iges Gesellschaftsdrama in fünf Akten und einem Vor -piel „Der Tanz in den Tod" abzukurbein. Hin Teil «ler Vußenaufnahme'i ist bereits fertiggestellt, solche au der See folgen demnächst. Im Atelier werden liaupt -ächlich einige sehr prunk hafte Szenen gestellt, und Willy Reiher sorgt schon als Innen Architekt für die ii'itige Aufmachung. Was diesem Film ein besonderes Gepräge gibt, sind die in «iie Handlung eingreifenden • s <*nsationen. von denen einige von ungeheurer Wucht sind. Es ist darin ein Xervenaufpeitschendes und Ge «altigcs zugleich. Wie der Titel des Werkes schon besagt, spielt der Tanz darin eine wichtige Rolle. ffumiabgrapfm 1 ft CkaQ Jd-G &fäascien ft Her: Regisseur Schmied hat auch deshalb ,i|s erste weibliche Darstellerin Erl Herd menget von den .Kam merspielen“ gewonnen, eine hervcrragemle und bedem sann- Künstlerin von Distinatinn. die gerade als Tän zerin Außerordentliches leistet. Nun hat sie rcichliehe Gelegenheit, ihre schön«* Kunst ms hellste Lieht zu setzen! l'ni sie hemm ein erlesenes Ensemble nam hafter Künstlerinnen und Künstler es seien nur noch genannt die Damen Bumw und M*we». wie die Herren Heinz Karl Müller. Frahnien. Benofsky. Trautseh und Schreck. Au n<*ue Aufgaben machen sich auch demnächst schon Dir. Engl von der „Bayrischen Film Industrie wie Herr Müller von der „Münchener Film Industrie", «lerpii Regisseur Hacker inzwischen einen Auftrags film fertiggestellt. Fleißig in der Artieit ist Herr Bli «•her-Stuart Webhs. dessen Atelier fertiggestellt wird. Auch eine Anzahl kleinerer Firmen sind dabei, zu produzieren. wenn ni« ht all«* Anzeichen trügen, dann wird die Saison 10*20 21 ein«* recht ertragreiche w«*rdem Und im Gegensatz zur.Kinopest" (!!) sorgt «Iie „Urania" mit ihren Aufklärung.*« und Belehrung' filmen dafür, uns den Beweis zu erbringen, welch unge¬ heure Kraft in der Darstellung durch den Film steckt, welch unermeßliches Reservoir von Wissen. Bildung und kulturellen Aufgalten wir da haben, aus dem wir bloß zu schöpfen brauchen. Nur vergifte man nicht diesen frisch sprudelnden Brunnen! Oscar Geller.